St. Peter in Salzburg, das älteste Kloster im deutschen Sprachraum, im Jahre 1657. Gouache von P. Thiemo Sing Geistliche Gemeinschaften in Vergangenheit und Gegenwart
Das Ideal des christlichen Gemeinschaftslebens, das vom Vorbild der Apostel geprägt war, fand seine Verwirklichung in verschiedenen Formen. Den Mönchsgemeinschaften, deren Zusammenleben nach strengen Ordensregeln erfolgt, stehen die Kanoniker (Chorherren) und Domherren als Weltgeistliche gegenüber, die in Kollegiatstiften oder Domkapiteln ein eher ungebundenes Gemeinschaftsleben pflegen. Eine Mittelstellung nehmen seit dem 11./12. Jahrhundert die Regularkanoniker ein, die ähnlich den Mönchen nach einer straffen Regel leben, sich aber vorwiegend der Seelsorge widmen.
Die Bezeichnungen Kloster und Stift werden heute meist ohne Unterschied verwendet. Speziell in Österreich ist es üblich, Mönchsklöster auch als „Ordensstifte“ zu bezeichnen. Kirchenrechtlich bestehen aber zwischen Kloster und Stift deutliche Unterschiede. Als Kloster, abgeleitet vom lateinischen Wort claustrum (abgeschlossen), wird der gemeinsame Aufenthaltsort von Mönchen bezeichnet, die dort ein Leben nach den Geboten der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams führen. Das Wort wird sowohl für den klösterlichen Gebäudekomplex und die Klosterkirche als auch für die klösterliche Gemeinschaft, den Konvent, verwendet. Klöster werden von einem meist auf Lebenszeit gewählten Abt (von griech. abbas=Vater) geleitet (Abteien) oder unterstehen einem Prior (Priorate), bei den Franziskanern einem Guardian.
Der hl. Benedikt unterweist die Petersfrauen und die Mönche in der Regel. Darstellung im Register des Abtes Otto II. Chalhochsperger von St. Peter (1375 – 1414)
Das Leben der Mönche konzentrierte sich innerhalb der oft weiträumigen Klosteranlagen auf den engeren Bereich der Klausur, der Kirche, Kreuzgang, Speisesaal (Refektorium), Schlafsaal (Dormitorium) und Kapitelsaal umfasste. Die reich ausgestatteten Klöster des Früh- und Hochmittelalters unterhielten neben landwirtschaftlichen Betrieben zur Selbstversorgung auch Schulen, Skriptorien (Schreib- und Malschulen), Bibliotheken und künstlerische Werkstätten, dazu auch Heilkräutergärten und Klosterapotheken. Die katholischen Orden der Neuzeit (Regularkleriker) haben einen neuen Typ der Ordenshäuser geschaffen, der vor allem in den Kollegien der Jesuiten sichtbar wird.
Als Stift wird die mit Grundbesitz ausgestattete Gemeinschaft eines Domkapitels, eines Kollegiat- oder Kanonissenkapitels ebenso bezeichnet wie die von der Gemeinschaft benutzten Gebäude. Die Mitglieder heißen Kanoniker, Chorherren oder Stiftsherren, bei Frauengemeinschaften Kanonissen oder Stiftsdamen. Aufgaben der Kollegiatstifte sind vor allem der gemeinsame Chordienst an der Stiftskirche und die Seelsorge in den inkorporierten (dem Stift einverleibten) Pfarreien bzw. Pfarren. Das ursprünglich einheitliche Stiftungsvermögen wurde seit dem 9./10. Jahrhundert meist in getrennte Pfründen für die einzelnen Stiftsherren oder Stiftsdamen aufgeteilt. Um die Gefahr der Verweltlichung zu vermeiden, wurden seit dem 11./12. Jahrhundert zahlreiche Stifte mit einem straffen Gemeinschaftsleben nach dem Vorbild der Mönchs- und Nonnenklöster gegründet und ältere Stifte reformiert. Träger dieser Bewegung waren die Regularkanoniker. Der Leiter eines Stifts oder Kapitels führt den Titel Propst (lat. praepositus=Vorgesetzer).
Zisterziensermönche bei der Feldarbeit
Die meisten Klöster und Stifte sind in Orden zusammen geschlossen. Als Orden bezeichnet man Gemeinschaften, deren Mitglieder unter einem gemeinsamen Oberen und nach einer gemeinsamen Lebensordnung, die durch Ordensregeln, Konstitutionen und ähnliche Satzungen festgelegt ist, leben. Die einzelnen Mitglieder können in allen Bereichen des kirchlichen und öffentlichen Lebens tätig werden. In der katholischen Kirche werden heute folgende Hauptgruppen unterschieden:
Mönchsorden (monastische Orden wie Benediktiner, Zisterzienser, Kartäuser, etc.)
Bettelorden (Mendikanten) wie Dominikaner, Franziskaner, Augustiner-Eremiten
Regularkanoniker (Augustiner Chorherren, Prämonstratenser etc.)
Regularkleriker-Orden (im Wesentlichen die neuzeitlichen Orden wie Jesuiten, Theatiner, Barnabiten etc.)
Geistliche Ritterorden (Johanniter, Templer, Deutscher Ritterorden etc.)
Nicht zu diesen Orden zählen jene Weltgeistlichen (Kanoniker, Dom- und Stiftsherren, Kanonissen), die in Kollegiatstiften und Domkapiteln zusammen wirken, aber kein strenges Gemeinschaftsleben nach einer Ordensregel führen.
Zur Entwicklung des abendländischen Mönchtums
Dem Mönchtum liegt das Ideal des asketischen Lebens in Armut, Bedürfnislosigkeit und Keuschheit zugrunde, das durch bestimmte Richtungen der antiken Philosophie wie die Stoa in das frühe Christentum Eingang fand. Als Mönch (von griechisch μóναχος = der allein Lebende) werden die Mitglieder der Mönchsorden mit Ortsgebundenheit (Stabilität) bezeichnet. In diesen Orden besitzt das innerklösterliche, monastisch-liturgische Leben den Vorrang gegenüber der Tätigkeit nach außen. Zu den Mönchsorden zählen innerhalb der katholischen Kirche die Benediktiner und ihre Zweige wie Zisterzienser, Trappisten oder Kartäuser. Im weiteren Sinn werden auch die Mitglieder der Bettelorden (Franziskaner, Dominikaner etc.) Mönche genannt, obwohl bei ihnen die Außentätigkeit überwiegt.
Der hl. Benedikt schreibt die Klosterregel. Darstellung in einem Codex des 12. Jhs.
Der Mönch lebt im Regelfall in klösterlicher Gemeinschaft, manchmal auch als Eremit (Einsiedler). Nach einer Probezeit, dem Noviziat, legen die Mönche nach Vollendung des 18. Lebensjahres zunächst eine „zeitliche Profess“ (professio = Bekenntnis) auf drei bis sechs Jahre ab, der frühestens nach Vollendung des 21. Lebensjahrs die „ewige Profess“ auf Lebenszeit folgt. Mit der öffentlichen Ablegung der Gelübde verpflichtet sich der Mönch zur Übernahme der drei „Evangelischen Räte“ Armut, Keuschheit und Gehorsam. Die weibliche Entsprechung zum Mönch ist die Nonne (von mittellat. nonna = gottgeweihte Jungfrau). Viele Klöster und ebenso die meisten Stifte der Regularkanoniker wurden als Doppelklöster gegründet, die über einen Männer- und einen Frauenkonvent verfügten.
Die Anfänge des christlichen Mönchtums lagen im Orient, wo sich aus der altchristlichen Askese die anachoretische Lebensform (Anachorese = Rückzug aus dem weltlichen Leben) der Eremiten entwickelte. Der bedeutendste Vertreter dieser Richtung war Antonius der Große († 356) in Ägypten, nach dessen Vorbild sich Verbände von Anachoreten und Eremiten in Wüsten und Oasen bildeten. Im Gegensatz dazu vereinigte die koinobitische Lebensweise eine größere Zahl von Mönchen an einem Ort zu einem Leben in asketischer Gemeinschaft unter einheitlicher Leitung. Erster Organisator der frühen klösterlichen Siedlungen war der ägyptische Mönchsvater Pachomius († 347). Bischof Basilius von Cäsarea in Kappadokien († 379) wurde mit seinen „Mönchsregeln“ der theologische Lehrer dieser klösterlichen monastischen Lebensform. Besonders harte Askese zeichnete das Mönchtum in Syrien mit den Styliten (Säulenstehern) aus, die ihr strenges Leben ohne jeden Schutz auf der umrandeten kleinen Plattform einer Säule verbrachten.
In Europa fand das Mönchtum sowohl in seiner eremitischen Form (hl. Martin von Tours) als auch in seiner koinobitischen Art (Großkloster Lérins bei Cannes) Eingang. Vorbildlich wurde das Wirken der irischen Mönche, die als Missionare auf das Festland kamen und die ihnen vertraute Form des dominanten Klosters, das für alle religiösen Erfordernisse zu sorgen hatte, ins Frankenreich verpflanzten. Columban der Jüngere († 615), Gründer der Klöster Luxeuil (in Burgund) und Bobbio (bei Piacenza) schuf eine Klosterregel mit strengen Bußvorschriften, die weite Verbreitung fand.
In Italien wirkte Benedikt von Nursia (ca. 480/90-555/60) zunächst in Subiaco (östlich von Rom) und dann in Monte Cassino. Er schuf auf der Grundlage der älteren Magisterregel eine – im Vergleich zu Columban sehr gemäßigte – Mönchsregel, die vor allem durch die Vermittlung Papst Gregors des Großen Verbreitung fand. In den meisten fränkischen und bayerischen Klöstern wurde im Frühmittelalter eine Mischform aus der Columban- und der Benedikt-Regel befolgt, die man als irofränkisches Mönchtum bezeichnet. Erst seit dem 8. Jahrhundert schrieben fränkische Synoden die Einführung der Benedikt-Regel vor, die Abt Benedikt von Aniane auf den Aachener Synoden 816 und 817 mit Unterstützung Kaiser Ludwigs des Frommen in vielen Klöstern durchsetzte.
Reformbewegungen des benediktinischen Mönchtums
Am Ende des Frühmittelalters hatte das benediktinische Mönchtum in ganz Europa eine dominierende Stellung erreicht. Um dem im 9. Jahrhundert einsetzenden inneren Verfall des Mönchtums entgegenzuwirken, entstanden in Lothringen (Gorze, St. Maximin in Trier), Burgund (Cluny) und Italien Reformbewegungen, von denen die Cluniazensische Reform die mächtigste monastische Erneuerungsbewegung des Mittelalters wurde. Ziele waren die strenge Befolgung der Benedikt-Regel, die Zurückdrängung von weltlichen und bischöflichen Einflüssen und die Unterstellung unter den päpstlichen Schutz. Unter der Leitung des Großabtes von Cluny entstand im 10. und 11. Jahrhundert ein abgestufter Ordensverband, der allein in Frankreich ca. 1300 Klöster umfasste. In Bayern fand die Bewegung über das Kloster Hirsau im Schwarzwald unter Abt Wilhelm (1069-1091) Eingang. Für den Ostalpenraum wurde die Abtei Admont in der Steiermark zum großen Reformzentrum hirsauischer Prägung.
Unabhängig davon entstand eine „Reichsklosterreform“, die vom Kaiser und dem hohen Adel besonders gefördert wurde und ihr wichtigstes Zentrum in St. Maximin in Trier hatte. Über das Kloster St. Emmeram in Regensburg griff die Reichsklosterreform auch nach Salzburg aus, wo Erzbischof Friedrich I. 987 das Kloster St. Peter, das er bis dahin selbst geleitet hatte, vom Erzbistum trennte und mit eigenen Gütern ausstattete.
An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert gingen aus dem benediktinischen Mönchtum neue Reformorden hervor, die eigenständige Ziele verfolgten. Der Zisterzienserorden, der seinen Namen nach dem Mutterkloster Citeaux, lateinisch Cistercium, erhielt, war gekennzeichnet durch den Rückzug aus weltlichen Verbindungen, das Leben in einsamen Gegenden und die Eigenwirtschaft mit Hilfe des „Dritten Ordens“, der Laienbrüder oder Bartbrüder. Mit ihren landwirtschaftlichen Musterbetrieben in Form der Grangien wurden die Zisterzienser zum großen Rodungs- und Kolonisationsorden des Hochmittelalters.
Die Kartäuser, benannt nach dem Mutterkloster, der Grande Chartreuse (nördlich von Grenoble), versuchten die Ideale der Anachorese bzw. des Eremitentums und des koinobitischen Lebens zu verbinden. Jeder Mönch lebt in einem eigenen, an den Kreuzgang angebauten Häuschen mit Wohn-Schlafraum, Kapelle, Küche, Werkstatt und ummauertem Gärtchen. Die asketische Lebensform wird außerdem durch das strenge, nur am Sonntag und den Festtagen durchbrochene Schweigegebot, durch das Verbot von Fleischgenuss, den kahl geschorenen Kopf und die umfangreichen geistlichen Übungen (täglich ca. acht Stunden) betont.
Die Bettelorden (Mendikanten)
Der hl. Franziskus von Assisi predigt den Vögeln. Ausschnitt aus einem Fresko von Giotto
Der katholischen Kirche war es im Früh- und Hochmittelalter nicht gelungen, die armen Schichten der Bevölkerung dauerhaft zu integrieren. Stattdessen entstanden Armutsbewegungen, die immer wieder ins Ketzertum abglitten (z. B. die Fratizellen). Auch die ursprünglich als Reformbewegung anerkannten Waldenser wurden als Ketzer verurteilt und verfolgt. Der hl. Franziskus von Assisi (1181/82-1226) führte mit seinen Gefährten ein „Leben nach dem Evangelium“ in asketischer Armut nach dem Vorbild Jesu Christi und seiner Jünger. Obwohl das Papsttum die Bewegung des heiligen Franziskus anerkannt hatte und Honorius III. 1223 die verkürzte Regel bestätigte, kam es mit dem raschen Wachstum des jungen Ordens zum Armutsstreit und zur Spaltung. 1517 trennte Papst Leo X. die Franziskaner in die beiden selbständigen Orden der Observanten und Konventualen, die beide als Minderbrüder (Minoriten) bezeichnet werden. Als neue Reformbewegung entstand im frühen 16. Jahrhundert der Kapuzinerorden, den Papst Clemens VII. 1528 anerkannte. Da die Franziskaner ihren Lebensunterhalt durch Spenden erhielten und ihnen auch die Klostergebäude zur Verfügung gestellt wurden, bezeichnet man sie als „Bettelorden“ (Mendikanten). Besondere Bedeutung erlangten sie als Seelsorger und Prediger in den Städten sowie als Missionare in den überseeischen Gebieten. Der weibliche Orden, der auf die hl. Klara von Assisi zurückgeht, heißt Klarissen.
Als zweiter Bettelorden wurde jener der Dominikaner (Predigerorden) durch den hl. Dominikus von Osma (ca. 1170-1221) gegründet und von Papst Honorius III. 1216 anerkannt. Er fand seine besondere Aufgabe in der Predigt und in der Ketzerbekämpfung. Da die Dominikaner selbst vor allem aus den Schichten der armen Bevölkerung stammten, konnten sie ein spezielles Verfahren zum Aufspüren und Überführen von Ketzern entwickeln (Inquisition). Der Dominikanerorden blieb an Zahl wesentlich kleiner als die Franziskaner, durch seine strenge Verfassung und Organisation aber von Spaltungen verschont. Dominikaner gelangten in höchste kirchliche Positionen und stellten mit Albertus Magnus und Thomas von Aquin zwei der bedeutendsten Kirchenlehrer; auch an den Universitäten war ihr Einfluss groß. Mit Innozenz V. (1270) und Benedikt XI. (1303-1304) kamen frühzeitig zwei Päpste aus dem Dominikanerorden.
Konventmesse mit Konzelebration durch Erzabt und Konvent in der Marienkapelle von St. Peter in Salzburg
Aus der Vereinigung mehrerer italienischer Eremitengemeinschaften entstanden 1244/56 die Augustiner-Eremiten als dritter großer Bettelorden. Sie leben nach der Augustinusregel und verpflichten sich zu einer Lebensweise nach dem Vorbild des hl. Kirchenvaters Augustinus (354-430). Die Organisation des Ordens folgte dem Schema der Dominikaner. Aus der Reformbewegung der Observanten ging Johann von Staupitz († 1524) hervor, 1502-1512 Professor an der Universität Wittenberg, der Vorgesetzte und Freund Martin Luthers, der zum benediktinischen Mönchtum übertrat und Abt von St. Peter in Salzburg wurde. Das Auftreten Martin Luthers, der dem Erfurter Konvent angehörte, löste eine schwere Krise im Orden aus und führte zum Ende der deutschen Kongregation. Der Orden, der durch die Säkularisation 1803 erneut schwer getroffen wurde, widmet sich vor allem der Mission, der Predigt, der Erziehung studierender Jugend und der Wissenschaft.
Als vierter Bettelorden sind die Karmeliten aus einer am Berg Karmel im Heiligen Land lebenden Eremitengruppe hervorgegangen. Die anfangs stark anachoretisch geprägte Lebensform, ähnlich jener der Kartäuser, wurde 1247 dem Vorbild der Franziskaner und Dominikaner angepasst. Reformbestrebungen führten 1593 zu einer Spaltung des Ordens in die Beschuhten und die Unbeschuhten Karmeliten (Discalzeaten). Diese engagieren sich auch in der Missionsarbeit und der Wissenschaft. Die unbeschuhten Karmelitinnen sind einer der stärksten Frauenorden in der katholischen Kirche.
Regularkleriker
Als Regularkleriker bezeichnet man ganz allgemein Ordensgeistliche im Unterschied zum Weltklerus. Vor allem aber versteht man darunter die Mitglieder jener katholischer Orden, die im Zuge der Gegen-reformation und der katholischen Erneuerung im 16./17. Jahrhundert entstanden sind. Sie bevorzugen eine freiere Form des Ordenslebens, sind im Interesse ihrer Aufgaben nicht an ein bestimmtes Kloster gebunden, legen feierliche Gelübde ab, verrichten aber mit Ausnahme der Barnabiten kein gemeinsames Chorgebet. Sie widmen sich vor allem der Seelsorge, der Predigt und der Volksmission sowie der karitativen und publizistischen Tätigkeit.
Die größte Bedeutung unter den Regularklerikern besitzt der Jesuitenorden (Societas Jesu), der durch den hl. Ignatius von Loyola 1540 gegründet wurde und durch ein „viertes Gelübde“ zum besonderen Papstgehorsam verpflichtet ist. Die Jesuiten übernahmen im Auftrag des Papstes apostolische Sendungen und engagierten sich vor allem bei der Verbreitung und Verteidigung des Glaubens. Außer in der Missionsarbeit erlangten sie im Bereich von Wissenschaft und Bildung besondere Bedeutung. Ihre ursprünglich für die wissenschaftliche Ausbildung des Ordensnachwuchses geschaffenen Kollegien wurden für auswärtige Schüler geöffnet und zu vorbildlichen Studienanstalten, außerdem wurden etliche Universitäten, darunter Augsburg, Ingolstadt, Innsbruck und Graz, von den Jesuiten geleitet. Als Beichtväter zahlreicher Herrscherhäuser, darunter auch der Wittelsbacher, erlangten die Jesuiten großen politischen Einfluss. Nach der vom Papst 1773 verfügten Aufhebung kam es 1814 zur Wiederherstellung des Ordens. Heute engagieren sich die Jesuiten, die im Land Salzburg und im Gebiet der EuRegio nie auf Dauer Fuß fassen konnten, vor allem im Bereich der Jugendarbeit, der Schulbildung und der Wissenschaft.
Im Gegensatz zu den Jesuiten erhielten die Theatiner, die sich 1524 mit dem Ziel der religiösen Erneuerung des Klerus zusammenschlossen, bereits 1684 eine Niederlassung in Salzburg. Aufgabe der Barnabiten, die sich 1530 in Mailand konstituierten, sind die religiöse Reform, die Volksmission und die Jugenderziehung. Die deutschsprachige Provinz dieses Ordens ist im Zuge der Säkularisation am Beginn des 19. Jahrhunderts erloschen. Der 1582 gegründete Orden der Kamillianer widmet sich vor allem der Seelsorge in Krankenhäuern, Heilstätten und Altersheimen. Die deutsche Provinz engagiert sich besonders bei der Betreuung von Suchtkranken. Aufgabe der 1597 gegründeten Piaristen ist vor allem die Erziehung und Unterrichtung der Jugend; der Orden zeichnet sich durch eine große Zahl gelehrter Mitglieder und Freunde aus.
Regularkanoniker
Für Kanoniker, die als Weltgeistliche vor allem an den Kathedralkirchen zusammenlebten, hatte Bischof Chrodegang von Metz um 755 eine Regel verfasst. Sie wurde 817 durch die Aachener Regel ersetzt. Das Zusammenleben von Kanonikern, die über Eigenbesitz verfügen und das gemeinsame Chorgebet halten (Chorherren), hat sich bis heute in Form der Kollegiatstifte erhalten.
Theaterprospekt „Meeresszene mit Jonas und dem Wal“ für die Theateraufführung an der Salzburger Benediktineruniversität
Im späten 11. Jahrhundert entstanden als Mischform zwischen Kanonikern und Mönchen die Regularkanoniker, die ein strenges Gemeinschaftsleben auf der Grundlage der Augustinus-Regel führen, im Unterschied zu den Mönchen aber keine ewige Profess ablegen. Die Augustiner-Chorherren erhielten als besondere Aufgabe die Seelsorge übertragen. Den meisten Augustiner-Chorherrenstiften wurden zahlreiche Pfarren inkorporiert und von den Chorherren selbst betreut. Ein wichtiges Zentrum bildete der Salzburger Reformverband, dem unter Erzbischof Konrad I. mehr als 20 Stifte angehörten. Den zweiten Orden der Regularkanoniker bilden die Prämonstratenser, die vom hl. Norbert von Xanten, Erzbischof von Magdeburg (1080/85-1134) gegründet wurden. Der Orden ist nach dem Mutterkloster Prémontré (bei Laon) benannt. Auch die Prämonstratenser widmen sich vor allem der Seelsorge und dem Unterrichtswesen.
Geistliche Ritterorden
Die geistlichen Ritterorden entstanden im Heiligen Land, wo sie in Jerusalem zum Schutz des Tempels (Templer) und zur Betreuung des Spitals (Johanniter) eingesetzt waren. Der Deutsche Orden wurde anlässlich der Belagerung und Eroberung von Akkon 1189/90 als Hospitalbruderschaft gegründet. Die von einem Großmeister geleiteten Ritterorden waren in drei Gruppen gegliedert: Adelige Ritterbrüder, die für Pilgerschutz und Waffendienst sorgten und an die drei Gelübde des Gehorsams, der ehelosen Keuschheit und der Armut gebunden waren, Priesterbrüder, welche die geistlichen Funktionen wahrnahmen, und dienende Brüder für den Waffendienst und handwerkliche Arbeiten. Während der reiche Templerorden 1312 auf Druck des französischen Königs unter der Anschuldigung der Ketzerei und Sodomie vom Papst aufgehoben wurde, verlegten die Johanniter ihren Sitz nach dem Verlust der Positionen im Heiligen Land 1309 nach Rhodos und 1530 nach Malta. Sie bilden heute den souveränen Malteserorden. Der Deutsche Ritterorden schuf auf der Grundlage großer Landschenkungen und der Missions- und Kolonisationstätigkeit im Ostseeraum einen eigenen Ordensstaat (Preußen) mit dem Sitz des Hochmeisters auf der Marienburg. Malteserorden und Deutscher Ritterorden sind heute vor allem sozial und karitativ tätig.
Klöster und Stifte in der EuRegio
Die Klosterlandschaft der EuRegio war bis zum Ende der geistlichen Herrschaft in Salzburg (1803) durch die Kirchenpolitik der Salzburger Erzbischöfe und die Dominanz der alten Orden geprägt. In den unter dem Einfluss der bayerischen Herzöge aus dem Hause der Agilolfinger gegründeten Abteien St. Peter in Salzburg – heute das älteste Kloster im deutschen Sprachraum –, Herrenchiemsee und Mattsee herrschte anfangs eine Mischform aus irischem und benediktinischem Mönchtum. Da die Klöster in dieser Phase nicht zur Ortsgebundenheit verpflichtet waren, konnten sie sich in der Missionsarbeit in Karantanien und Pannonien engagieren. Der Zeitpunkt des Übergangs zur benediktischen Observanz ist für die einzelnen Abteien nicht genau festzulegen. Im Zuge der hochmittelalterlichen Kirchenreform, die am Ende des 10. Jahrhunderts in der Erzdiözese Salzburg Einzug hielt, erfolgten die Gründung der Abtei Seeon (994) und die Erneuerung von Michalbeuern (1072). Die besonderen Leistungen dieser alten Benediktinerabteien lagen anfangs in der Missionsarbeit, dann vor allem im Kunstschaffen, in der Seelsorge, im Bereich von Schule und Bildung sowie in der Wissenschaft.
Eine Kongregation von Schweizer, schwäbischen, bayerischen, österreichischen und Salzburger Benediktinerabteien unterhielt die 1622 gegründete Benediktineruniversität in Salzburg und stellte auch die Professoren. Berühmt waren die Theateraufführungen an der Benediktineruniversität, für die Wolfgang Amadeus Mozart bereits 1761 im zarten Alter von fünf Jahren als Tänzer auf der Bühne stand und sechs Jahre später das Stück „Apollo und Hyazinthus“ vertonte.
Die Äbtissin von Frauenchiemsee, M. Placida von Eichendorff, mit Krone und Bischofsstab (1920)
Die 713/15 gegründete Abtei Nonnberg ist das älteste Frauenkloster nördlich der Alpen. Als „Hauskloster“ der bayerischen Herzoge aus dem Hause der Agilolfinger war Nonnberg als adeliges Damenstift konzipiert und hat diesen Charakter einer ganzen Reihe von „Tochterklöstern“, die ihre erste Äbtissin vom Nonnberg erhielten (Göss in der Steiermark, St. Georgen am Längssee und Gurk in Kärnten, Sonnenburg im Pustertal, Erlakloster in Niederösterreich, St. Walburg in Eichstätt) mitgegeben. Auch das 782 von Herzog Tassilo III. und seiner Gattin Liutpirc gegründete Kloster Frauenchiemsee folgte ganz dem Nonnberger Vorbild. Jahrhunderte hindurch leisteten die adeligen Damen erfolgreich allen Reformversuchen Widerstand und setzten sich über Klausurvorschriften ebenso hinweg wie über das Verbot von Privatbesitz. Erst den Reformbestrebungen des 17. und 18. Jahrhunderts gelang es, auch in diesen Damenstiften die Benediktinerregel durchzusetzen. Aber noch bis ins 20. Jahrhundert erinnerten Kronen, die sowohl in Frauenchiemsee als auch in Nonnberg die Äbtissinnen trugen, an die einstige Sonderstellung.
Erzbischof Konrad I. von Salzburg (1106-1147) wandelte 1121 das adelige Salzburger Domkapitel in ein Stift der Augustiner Chorherren um und machte es zum Zentrum seiner großen Kirchen- und Seelsorgereform. Auf seine Initiative hin wurden nicht weniger als 17 Stifte entweder neu gegründet oder den Augustiner Chorherren übertragen. Im Gebiet der EuRegio zählten dazu St. Zeno in Reichenhall, Höglwörth und Baumburg sowie die alten Klöster Herrenchiemsee und Maximilianszelle in Bischofshofen, die in Augustiner Chorherrenstifte umgewandelt wurden. Die 1102 gegründete Propstei Berchtesgaden konnte als einziges Augustiner Chorherrenstift ein eigenes Land ausbilden, das ein halbes Jahrtausend lang seine Selbständigkeit bewahrte, der Propst zählte seit dem späten 15. Jahrhundert zu den Reichsfürsten. Wichtigste Aufgabe der Augustiner Chorherren war die Seelsorge in den zahlreichen inkorporierten Pfarren. Der Salzburger Dompropst und die Pröpste von Herrenchiemsee und Baumburg übten außerdem als Archidiakone eine Kontrollfunktion über den Pfarrklerus in ihren Archidiakonaten aus.
Eine dritte Gruppe bildeten die Kollegiatstifte, deren Kanoniker sich ebenfalls in der Seelsorge engagierten. Zu ihnen zählten Mattsee, das von den Passauer Bischöfen im 11. Jahrhundert in ein Kollegiatstift umgewandelt wurde, und das Stift in Mülln, das der Kardinal und Erzbischof Burkhard von Weißpriach 1465 gründete. Während das Müllner Stift bereits nach einigen Jahrzehnten einging, errichteten die Salzburger Erzbischöfe im 17. Jahrhundert weitere Kollegiatstifte in Laufen (1621/27), Maria Schnee („Schneeherren“) in Salzburg (1631), in Tittmoning (1633/34) und in Seekirchen (1679).
Schwester Angela von den Halleiner Schulschwestern bei der Reihenimpfung von Kindern in Bolivien.
Durch die erzbischöfliche Klosterpolitik sowie den Einfluss der Benediktiner und der Augustiner Chorherren blieb anderen Orden der Zugang in das Land Salzburg lange verwehrt. Die Bettelorden, die im steirischen Bereich der Erzdiözese sehr früh vertreten waren, fanden erst in der Neuzeit Zugang in das Gebiet der EuRegio. Die Franziskaner wurden 1583 in die Stadt Salzburg berufen und im ehemaligen Kloster der Petersfrauen einquartiert. Sie übernahmen die Stadtpfarrkirche zur hl. Maria, die sie als „Franziskanerkirche“ bis heute betreuen. Eine weitere Niederlassung entstand 1699 in Berchtesgaden. Die Kapuziner, die vor allem im Dienst der Gegenreformation eingesetzt wurden, kamen 1596 in die Stadt Salzburg und errichteten in Laufen, in Traunstein, in Radstadt und in Werfen weitere Niederlassungen. Erzbischof Paris Lodron übergab 1636 das Loreto-Kloster in Salzburg an die Kapuziner-Tertiarinnen. Die Augustiner Eremiten übernahmen 1605 das ehemalige Kollegiatstift in Mülln und erhielten in Hallein, Tittmoning und Freilassing weitere Stützpunkte. Die Karmeliten waren in Bad Reichenhall vertreten.
Eine vergleichsweise geringe Rolle spielten die Regularkleriker. Während die Theatiner seit 1684 in der Stadt Salzburg eine Niederlassung besaßen, scheiterten die Pläne zur Errichtung einer Jesuiten-Universität. Die Englischen Fräulein, die das weibliche Gegenstück zu den Jesuiten bilden, sich aber erst seit einigen Jahren Congregatio Jesu nennen dürfen, sind in Trostberg und Bad Reichenhall vertreten.
In den drei letzten Jahrhunderten haben vor allem jene Orden, die sich in der Schulbildung, der Krankenpflege und der Sozialfürsorge sowie in der Missionsarbeit engagieren, neue Niederlassungen im Gebiet der EuRegio gegründet. Im Bereich von Schule und Erziehung sind neben den Englischen Fräulein vor allem die Ursulinen in Salzburg (1695), die Halleiner Schulschwestern (1723) und die Chorfrauen vom hl. Augustinus in Goldenstein bei Elsbethen (1878) zu nennen. Die Herz-Jesu-Missionare unterhalten in Salzburg-Liefering ein angesehenes Gymnasium, und das Missionshaus St. Rupert in Bischofshofen, das von den Steyler Missionaren betreut wird, dient als Privatgymnasium vor allem der Ausbildung von Missionaren. Noch in zahlreichen weiteren Orten der EuRegio engagieren sich die Englischen Fräulein, die Schulschwestern, die Ursulinen, die Franziskanerinnen, die Schwestern vom Guten Hirten und andere geistliche Gemeinschaften im Unterrichts- und Erziehungswesen.
Speziell der Missionsarbeit in Afrika widmen sich die von der seligen Gräfin Maria Ledochowska gegründeten Missionsschwestern vom hl. Petrus Claver in Lengfelden bei Bergheim, missionarisch tätig sind außerdem die Pallottiner mit ihrer Niederlassung auf dem Mönchsberg in Salzburg und die Missionare vom Kostbaren Blut in Salzburg-Aigen. Die Barmherzigen Brüder ließen sich 1923 im ehemaligen Kloster der Theatiner in Salzburg nieder und führen dort ein Spital. Die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul unterhalten in Ruhpolding das Krankenhaus Vinzentinum mit Altenheim und die Franziskanerinnen in Bad Reichenhall das Innozentiaheim.
Darüber hinaus sind aber auch Schwestern des Allerheiligsten Heilands, Franziskanerinnen verschiedenster Richtungen, Barmherzige Schwestern, Schwestern der Krankenfürsorge, Schwestern der hl. Familie, Missionarinnen Christi und weltliche Schwestern päpstlichen Rechts an fast allen Spitälern, Alten- und Pflegeheimen im Gebiet der EuRegio tätig. Ohne den aufopfernden Einsatz der jüngeren Orden und Klerikergemeinschaften könnte heute eine flächendeckende Krankenpflege und Altenfürsorge nicht mehr gewährleistet werden.
Literatur:
Norbert Backmund, Die Chorherrenorden und ihre Stifte in Bayern, Passau 1966.
Heinz Dopsch, Klöster und Stifte, in: Geschichte Salzburgs – Stadt und Land, Bd. I/2, hg. von Heinz Dopsch, Salzburg 1983, S. 1002-1053.
Karl Suso Frank, Geschichte des christlichen Mönchtums, Darmstadt 51993.
Germania Benedictina III/1-3: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, 3 Bde., St. Ottilien 2000-2002.
Max Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, 2 Bde., Paderborn 31933/34, Neudruck 1980.
Pirmin Lindner, Monasticon Metropolis Salisburgensis antiquae, Salzburg 1907.
Franz Ortner, Die katholische Kirche bis zum Ende des geistlichen Fürstentums (1803), in: Geschichte Salzburgs II/3, Salzburg 1991, S. 1371-1428.
Georg Schwaiger (Hg.), Mönchtum, Orden, Klöster. Von den Anfängen bis zur Ge-genwart, München 21994.
Stefan Weinfurter, Salzburger Bistumsreform und Bischofspolitik im 12. Jahrhun-dert. Der Erzbischof Konrad I. und die Regularkanoniker (Kölner Historische Ab-handlungen 25), Köln 1975.
Autor/in: Heinz Dopsch