Aigener Bad – Salzburg

Broschüre:

Eines der ältesten Bäder des Landes Salzburg

Romantisch am Fuße des Gaißberges gelegen und mit einer grandiosen Aussicht versehen auf die Salzburger Altstadt sowie die am Eingang zum ostalpenraum sich erhebenden Berge, galt das Bad von Aigen einst als ältestes und bekanntestes Gesundbad des flachen Landes im Fürsterzstift Salzburg. Zum Besitz des 1402 erstmals urkundlich erwähnten Gutshofes von Aigen gehörte auch ein Wildbad, das den vorbeifließenden Felberbach nutzte und bereits im Spätmittelalter in einem gewissen Ruf gestanden haben muss.

Felberbach im Aigener Park © J. Lang
Felberbach im Aigener Park © J. Lang
Inneres des Hexenlochs © J. Lang
Inneres des Hexenlochs © J. Lang

 

 

 

 

 

 

 

Denn im Jahre 1524 veröffentlichte der Leibarzt des österreichischen Erzherzogs Ferdinand, Johann Paul Zwangmeister, in Augsburg eine Badbeschreibung und –ordnung für Aigen. Demnach bestand „dieses kostbare und vortreffliche Wasser, welches aus einem sehr hohen Berge nahe bey der Stadt Salzburg entspringt“, aus Alaun, Salpeter, Schwefel, Galmeifluss, Gips und Lehm. Hinzu kam eine in der Nähe des Baches entspringende Bitterquelle, die als heilkräftig angesehen wurde. In den folgenden Jahrzehnten verstärkte sich die Frequenz des Bades, so dass auch auf die Bad-Infrastruktur – die Beherbergung und Verköstigung der Badegäste im Gutshof und dessen Nebengebäuden – Wert gelegt wurde, ebenso auf die Anlage von Wegen entlang dem pittoresk verlaufenden Felberbach. nachdem das Anwesen im Jahre 1614 an adelige Eigentümer gelangt war und diese vielfach nicht vor ort residierten, geriet das Bad jedoch zusehends in Verfall. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts versuchte der damalige Bad-Eigentümer, das Wildbad wieder an alte Glanzzeiten heranzuführen mit neu eingerichteten Zimmern, einer 1778 erschienenen Bäderschrift, einer geschmackvoll angelegten Garten- und Parkanlage sowie gut hergerichteten Spazierwegen.

Die Gästezimmer im Schloss Aigen und in deren Nebengebäuden waren ausgemalt und mit Zeichnungen, Gemälden sowie Kupferstichen geschmückt. Alle Zimmer hatten „die treffliche Aussicht, die dem forschendem Auge des Landmannes ein so abwechselndes als dauerhaftes Vergnügen verschafft.“ Badegäste konnten sich, je nach Belieben, tage-, wochen- oder monatsweise, mit oder ohne Bett(!), einmieten. Im „Stöckl“ am Garten konnte man billigere Zimmer beziehen. Mittagsmenüs, die bereits um 10 Uhr angeboten wurden, beinhalteten bis zu fünf Gänge. Einmal wöchentlich erschien im Bad ein Arzt aus der Stadt Salzburg, „bey dem sich die Gäste Rathes erholen können.“ Jeden zweiten Tag kam ein Bader. Kutschfahrten ermöglichten den Badegästen den Ausflug in die Stadt; Briefe wurden täglich durch den Fuhrmann mitgenommen.

Aigen, Lithographie um 1850 © J. Lang
Aigen, Lithographie um 1850 © J. Lang

Unter dem Eigentümer Domherr Fürst Ernst von Schwarzenberg erfolgte noch einmal eine Aufwertung der Anlage, um „durch Kunst und Geschmack die herrliche Natur noch zu erhöhen.“ Im Park entstand ein Springbrunnen; die Bitterquelle wurde gefasst und mit Buchen, Birken, Erlen und Eschen halbkreisförmig umgeben. Mit seinen Wasserfällen, Grotten und Aussichtskanzeln wurde der Aigener Park zu einer frühen touristischen Attraktion, die gekrönte Häupter ebenso anzog wie die frühen bürgerlichen Reisenden in der Zeit der Romantik. Das Badepublikum indes nahm zu diesem Zeitpunkt bereits merklich ab. Im Jahre 1817 besang der Lyriker Alois Weißenbach (1766–1821) die Anlage von Aigen in zahlreichen Gedichten. Joseph Ernst Ritter von Koch-Sternfeld zählte 1810 das Bad in „Aigen bey Salzburg“ zu den bekannten Heil- und Mineralquellen des Landes, deren Wasser chemisch analysiert und als wirksam befunden worden war.

Aigener Bad, Franziszeischer Kataster, um 1830 © J. Lang
Aigener Bad, Franziszeischer Kataster, um 1830 © J. Lang

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Gästefrequenz derart abgenommen, dass der Badebetrieb aufgelassen wurde. Geblieben ist der wildromantische Spaziergang entlang dem Felberbach, wo auch heute noch vieles – wie etwa das „Hexenloch“, alte Wegtrassen oder besondere Aussichtspunkte – an den einstmals berühmten Park englischer Prägung erinnert.

Blick von der Jägerhöhe auf Salzburg © J. Lang
Blick von der Jägerhöhe auf Salzburg © J. Lang
Autor/in: Dr. Johannes Lang