Congregatio Jesu / ehem. Institut der Englischen Fräulein St. Zeno – Bad Reichenhall

Broschüre:
St. Zeno Congregatio Jesu in Bad Reichenhall © J. Lang
St. Zeno Congregatio Jesu in Bad Reichenhall © J. Lang

Auf Bitten der Stadtgemeinde Bad Reichenhall errichtete 1852 der Schulorden der Englischen Fräulein eine Mädchenschule, die zusammen mit einem Pensionat in den ehemaligen Konventsbauten des Augustiner-Chorherrenstifts St. Zeno untergebracht war. Zu diesem Zeitpunkt bestand bereits das im selben Jahr gegründete Ordenshaus „St. Maria Reichenhall“. Das Mutterhaus des Filialinstituts St. Zeno befand sich in Nymphenburg.

Da sich der Orden der Erziehung und Bildung von Mädchen höherer Stände verschrieben hatte, galt St. Zeno als „Höhere Töchterschule“, weshalb der überwiegende Teil der Zöglinge dem Großbürgertum entstammte. Die Herkunftsländer erstreckten sich über ganz Europa und sogar nach Übersee, wobei das Gebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie den Spitzenplatz einnahm. Der Anteil der aus Wien stammenden Schülerinnen betrug zwischenzeitlich bis zu 40 Prozent. Schulsprache war das Französische.  Umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten begleiteten die Aufbaujahre, während die Zahl der Schülerinnen schnell anwuchs – wohl auch bedingt durch die Standortnähe zu dem in Mode befindlichen Kurbad Reichenhall. Um 1900 bestand das Institut bereits aus 60 Klosterfrauen, denen 1.400 Zöglinge internationaler Herkunft anvertraut waren. Da das Kloster seine Räume auch an Kurgäste vermietete, finden sich dort prominente Namen wie etwa die Jugendschriftstellerin Isabella Braun oder aber die österreichische Dichterin und Autorin Marie von Ebner-Eschenbach, die über viele Jahre hier zur Kur weilte und dies auch literarisch verarbeitet hat. 1911 wurde die prestigeträchtige „Höhere Töchterschule“ durch die sechsklassige „Höhere Mädchenschule“ ersetzt, womit eine klare Reglementierung verbunden war. Obwohl mit dem Ende des Ersten Weltkriegs eine Abkehr von der Internationalität und Exklusivität einherging, galt die Maria-Ward-Schule zu St. Zeno noch Jahrzehnte als überregional bekannte Bildungseinrichtung.

Das seit der Gründung des Instituts bestehende Internat wurde 1990 geschlossen und in den Räumen des Klosters ein Tagesheim eingerichtet. 1996 übernahm die Erzdiözese München-Freising die Trägerschaft der heutigen Mädchenrealschule. Seit 2005 besteht das ehemalige Institut als „Congregatio Jesu“ – weibliches Pendant zum Jesuitenorden – aus 5 Mitgliedern, die ehrenamtlich für die Altenbetreuung, die Arbeit in der Pfarrei sowie die Pflege des Kreuzganges von St. Zeno sorgen.

Autor/in: Dr. Johannes Lang