
- Ein erstes dem hl. Veroneser Bischof Zeno (362 – 372) geweihtes Gotteshaus in der Nähe der bedeutenden Saline Reichenhall geht auf die Initiative des Salzburger Erzbischofs Arn (785 – 821) zurück. Die Wahl des Heiligen dürfte auf die permanente Gefährdung des Reichenhaller Tales durch die Saalach zurückzuführen sein, da der hl. Zeno vor allem bei Wassergefahr angerufen wird. Auf Drängen des Erzbischofs Konrad I. von Salzburg, der für die Ausstattung mit Grundbesitz sorgte, begannen kurz nach dessen Rückkehr aus dem Exil in Sachsen 1121 die Vorbereitungen zur Gründung eines Stifts der Augustiner-Chorherren an der alten Zenokirche. Die Aufbauarbeit vor Ort leistete der Priester Lanzo. Diese Anstrengungen gelangten mit der offiziellen Gründung 1136 zum Abschluss.Nach der Fertigstellung der Konventsbauten schritt man an die Vergrößerung der Stiftskirche, die in Größe und Ausstattung dem Repräsentationsbedürfnis des reichen Bürgertums der Stadt Reichenhall entsprach und um 1228 als dreischiffige Basilika mit Querhaus vollendet werden konnte. Umbaumaßnahmen, die noch heute das Bild des gotischen Gotteshauses prägen, erfolgten in den Jahren nach einer Brandkatastrophe 1512.

Die Hauptaufgabe der Augustiner-Chorherren von St. Zeno bestand in der Seelsorgetätigkeit für einen weit über die Stadtgrenzen hinaus gehenden Sprengel, der sich um die Mitte des 14. Jahrhunderts vom Wagingersee im Norden bis ins Tiroler Pillerseetal im Süden und vom Untersberg im Osten bis an den Wilden Kaiser im Westen erstreckte. Im Verlaufe des 15. und 16. Jahrhunderts entwickelten sich dort zahlreiche Kirchen, später auch eigene Vikariate und Pfarreien, die jedoch bis zum Jahre 1803 – bis zur Aufhebung von St. Zeno – dem Stift einverleibt blieben. Dieser Schwerpunkt auf der seelsorglichen Tätigkeit ließ den Konvent zeitweise auf mehr als 30 Regularkanoniker ansteigen.
Seinen größten Reichtum erzielte das Augustiner-Chorherrenstift bis in das 16. Jahrhundert mit der Eigenproduktion von Salz, die einen großen Waldbesitz für die Brennholzversorgung voraussetzte. Daneben verfügte St. Zeno über zahlreiche Grundholden, in Inzell und in der Umgebung der Stiftskirche sogar über die Niedere Gerichtsbarkeit (Hofmarksrecht).
Als kulturelles Zentrum bemühte sich das Stift besonders um die Musikpflege, ebenso um die Förderung schriftstellerischer Tätigkeit. Der aus Kössen stammende Chorherr Benedikt Peuger erlangte als Theologe der Aufklärung allgemeine Bekanntheit.
2. Die bedeutendsten Kunstschätze St. Zenos stammen aus dem 12./13. Jahrhundert, der Zeit der Romanik, wie das im Kreuzgang befindliche „Barbarossa-Relief“, wohl den Stauferkaiser Friedlich I. zeigend, oder aber das Westportal aus weißem und rotem Untersberger Marmor sowie die flankierenden Löwen. Bemerkenswert sind außerdem die so genannten Katechismustafeln (1521) im Eingangsbereich sowie das Chorgestühl, die Kanzel und der Taufstein (um 1520) im Kircheninnern.
Autor/in: Dr. Johannes Lang