ehem. Augustiner-Chorherrenstift Baumburg – Altenmarkt a.d. Alz

Broschüre:
Baumburg Klosterkirche © C. Soika
Baumburg Klosterkirche © C. Soika
  1. Die Anfänge des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts Baumburg, das hoch über dem Tal der Alz thront, reichen ins frühe Mittelalter zurück. Die mächtige Sippe der Sighardinger hatte um 934 bei der Baumburg, die damals als Grafensitz diente, zunächst eine Margarethenkirche und dann ein kleines Stift errichtet. Beides kam durch den Grafen Markwart von Maquartstein, der um 1085 ermordet wurde, an dessen Gattin Adelheid von Frontenhausen zur Stiftung eines Klosters. Diese übertrug um 1105 auf dem Totenbett die Aufgabe ihrem dritten Gatten, dem Grafen Berengar von Sulzbach. Um 1107 übersiedelte der aus dem Reformstift Rottenbuch entsandte Propst Eberwin mit einigen Chorherren aus Berchtesgaden, wo Graf Berengar 1102 gemäß einem seiner Mutter gegebenen Gelübde ein Kloster gestiftet aber zu gering ausgestattet hatte, nach Baumburg. Nach 1117 kehrte Eberwin aber nach Berchtesgaden zurück, so dass seither zwei getrennte Augustiner-Chorherrenstifte bestanden.In Baumburg beanspruchte man vergeblich Berchtesgaden und dessen Besitz als Ausstattungsgut, Erzbischof Konrad I. von Salzburg legte 1136 die Selbständigkeit beider Klöster fest. Propst Gottschalk von Baumburg wurde durch die Bestellung zum Archidiakon entschädigt und Baumburg in den Salzburger Reformverband der Augustiner-Chorherren eingebunden. Wichtigste Aufgabe war die Seelsorge in den inkorporierten Pfarren. Vor allem durch seine bekannte Klosterschule wurde Baumburg auch zu einem kulturellen Zentrum des Chiemgaus. Für den unmittelbar um das Stift gelegenen Besitz besaß Baumburg die niedere Gerichtsbarkeit mit dem Recht einer Hofmark. Wiederholt wurde das Kloster von Kriegen, Raubzügen und Bränden in Mitleidenschaft gezogen, so z.B. 1192, als es vollkommen zerstört wurde. Dazwischen gab es aber lange Zeiten einer Blüte der Kultur, der Wissenschaft und auch der bildenden Kunst.
    Die Säkularisation 1803 brachte das Ende des Klosters. Der Staat bot danach die Gebäude zur Versteigerung an, die nur geringen Erlös brachte. Für die neuen Besitzer war es schließlich lukrativer, die erworbenen Gebäude abzubrechen und als Baumaterial zu verkaufen, als sie einer neuen Nutzung zuzuführen. Damit brachte die Säkularisation nach fast neun Jahrhunderten des Bestands die endgültige Zerstörung des Klosters.
  1. An die Blüte der bildenden Kunst erinnert eine große Anzahl von hervorragend gearbeiteten Grabmalplastiken, von denen der um 1430 geschaffene Grabstein der Stifterin Adelheid von Frontenhausen im Eingangsbereich der Kirche der bekannteste ist. 1737 erfolgte eine Renovierung der Klostergebäude, verbunden mit tief greifenden Umbauten. In dieser barockisierten Form erscheinen uns die heute noch stehenden Gebäude: im Osten der heutige Pfarrhof, im Süden der ehemalige Gaststock, heute ein Hotel, und die Kirche St. Margaretha. Ausgrabungen im Jahr 2004 förderten viele noch erhaltene Grundmauern, Fußböden und Keller der abgebrochenen Klostertrakte ans Tageslicht. Ein nicht wieder zugeschütteter Mauerteil und eine Dokumentation im Klosterinnenhof weisen darauf hin.
    Die Kirche mit ihrer bemalten Schauseite zum Tal hinab beeindruckt vor allem durch ihre Innenausstattung im Stil des Rokoko. Der Innenraum, eine geschickte Raumkonstruktion, besticht durch den Eindruck von Helligkeit und Harmonie sowie durch seine üppige Ausschmückung. Die Deckengemälde, geschaffen von dem Asamschüler Felix Anton Scheffler (1703-1760), zeigen in einem Riesenpanorama das Leben und Wirken des heiligen Augustinus und der Augustinerchorherren sowie ein himmlisches Konzert mit König David. Auch die anderen Fresken, der Hochaltar und die Seitenaltäre sind Meisterwerke bedeutender Rokokokünstler.
Autor/in: Dr. Christian Soika