Bergener Moos – Bergen

Broschüre:
Bergener Moos © Ökomodell Achental
Bergener Moos © Ökomodell Achental

Streuwiesen am Fuße des Hochfelln

Das 400 Hektar große Bergener Moos entstand nach dem Abschmelzen des Chiemsee- Gletschers in einer heute verlandeten östlichen Bucht des ursprünglich wesentlich größeren Ur-Chiemsees. Die Bäche aus dem Bergener Tal, insbesondere die Weißachen, führen stetig kalkhaltiges Wasser heran, wodurch sich ausgedehnte Flachmoorbereiche entwickelten. Nur im kalkfreien Zentrum ist ein kleines Hochmoor aufgewachsen, das hier als „Zetten“ bezeichnet wird. Auf engem Raum wechseln im Bergener Moos Bodenverhältnisse (Grundwasserstand, Kalkgehalt, Nährstoffreichtum) und Flächennutzung, was zu einem Mosaik unterschiedlichster Lebensbedingungen führt. Dadurch entsteht ein außerordentlicher Reichtum an Pflanzen- und Tierarten. Neben Pfeifengraswiesen, Groß- und Kleinseggen-Rieden oder Schneidried-Beständen im Flachmoorgürtel finden sich im Hochmoorkern Torfmoosrasen mit den typischen –> Schlenken und –> Bulten, Latschengebüschen, Moorwäldern und Moorheiden. Im Südosten tritt in sog. Kechtbrunnen, die mehrere Meter tief sein können, kalkreiches nährstoffarmes Wasser zu Tage. Hier finden sich seltene an diese speziellen Bedingungen angepasste Rosettenpflanzen.

Der zentrale Hochmoorbereich steht seit 1978 unter Naturschutz. 2004 erlangte das gesamte Bergener Moos den Status als Natura 2000-Gebiet. Dies würdigt vor allem seine Bedeutung als größtes –> Streuwiesen- und damit bedeutendstes Wiesenbrütergebiet im Chiemgau. Hier kommen noch Großer Brachvogel, Wachtelkönig, Bekassine, Braunkehlchen und andere sehr selten gewordene Vogelarten vor. Das Bergener Moos beherbergt neben zahlreichen weiteren Orchideenarten auch eines der letzten Vorkommen des in Deutschland vom Aussterben bedrohten Sumpf-Knabenkrauts.

Die Streuwiesenlandschaft verdankt ihr Aussehen der traditionellen extensiven Landwirtschaft mit einer einmaligen Mahd im Herbst. Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts verändert sich die Nutzung zunehmend. Im Süden und Osten wurden seither viele Streuwiesen durch Düngung und Entwässerung in mehrschürige Futterwiesen umgewandelt. Andererseits verbuschten oder verschilften einige verbliebene Streuwiesen durch Aufgabe der traditionellen Streumahd. Im Zuge eines –> LIFE-Projekts wurden zwischen 1995 und 2001 über 100 Hektar brach gefallene Streuwiesen frei gestellt und im Hochmoorbereich Wiedervernässungsmaßnahmen durchgeführt. Heute werden die meisten Streuwiesen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes wieder von Landwirten gemäht. Um die jährliche Pflege der besonders nassen Streuwiesen im Bereich der Kechtbrunnen kümmert sich der Landschaftspflegeverband Traunstein.

Autor/in: Jürgen Sandner / Stefan Kattari