Brunnenkapelle – Siegsdorf

Broschüre:
Wasserbecken mit barockem Figurenensemble © A. Rosenegger

Erfrischung aus kunstvollem Wasserbecken

Eine weit über den Chiemgau hinaus beliebte und bekannte Wallfahrtskirche ist Maria Eck bei Siegsdorf. Der Ursprung der Wallfahrt hängt eng mit dem Ankauf von drei Almgebieten auf dem Fürberg in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch Abt Sigmund Dullinger für das Benediktinerkloster Seeon zusammen. 1626 entstand eine erste Kapelle. Diese wurde zwar sieben Jahre später durch drei Chorapsiden erweitert, doch der wachsende Zustrom der Wallfahrer machte weitere Vergrößerungen erforderlich. Zwischen den Jahren 1641 und 1643 wurden Langhaus und Turm von dem Traunsteiner Stadtmauerermeister Wolf König vollkommen neu erbaut. Treibende Kraft der Baumaßnahmen war der Seeoner Abt Honorat Kolb. Im Inneren der Wallfahrtskirche trifft man eine barocke Ausstattung an, die in Einzelteilen bis in das späte Rokoko hinein reicht. Während der Säkularisation stand die Wallfahrtskirche vor dem Abbruch, konnte aber erhalten bleiben.

Am Aufgang zur Wallfahrtskirche stiftete der Chiemseer Bischof Johann Franz Graf von Preysing-Hohenaschau (1670-1687) eine Brunnenkapelle, die wohl ebenfalls von Wolf König oder einem seiner Söhne erbaut wurde. Der architektonisch anspruchlose Bau birgt in seinem Inneren eine kunstvoll angelegte Grotte aus Kalksinter. Über einem breiten wannenartigen Wasserbecken erhebt sich ein barockes Figurenensemble mit einer gekrönten Madonna mit Kind, von zwei auf Konsolen sitzenden Cherubinen begleitet. Das Becken und die Figurengruppe wurden möglicherweise in Salzburg von einem bislang noch nicht bekannten Bildhauer oder Steinmetz aus hellem Untersberger Forellenmarmor herausgeschlagen. Stilistisch steht die Figurengruppe auch der Wasserburger Zürnwerkstatt nahe. Die meisterhafte figürliche Ausführung entspricht dem Stil des frühen Barock. Das Wasser, das an einer Konsole zu Füßen der Marienfigur ausströmt, verdankt seinen Ursprung einer gefassten Quelle am nahen Scheichenberg. Die Ableitung wurde 1754 zur Versorgung des Herrenhauses sowie der Gaststätte angelegt, versorgt aber auch die Brunnenkapelle. Die zahlreichen Wallfahrer, die alljährlich nach Maria Eck strömen, machen vor Betreten des Marienheiligtums reichlich Gebrauch von dem Wasser. Altem Herkommen folgend, benetzt man damit die Augen oder trinkt nach anstrengenden Wallfahrten das kühle Wasser zur Erfrischung.

Autor/in: Albert Rosenegger