Burgruine Hagenfels – Bayerisch Gmain

Broschüre:
Burgruine Hagenfels bei Bayerisch Gmain © J. Lang
Burgruine Hagenfels bei Bayerisch Gmain © J. Lang

riesenhafte Garnisonsburg

Um 1378/79 ließ der Berchtesgadener Stiftspropst Ulrich I. Wulp nach Absprache und mit dem Kapital des Bayernherzogs Friedrich auf Berchtesgadener Territorium und nahe an der Landesgrenze zu Salzburg – etwa 100 Höhenmeter oberhalb des Hallthurm – eine riesige Garnisonsburg errichten. An der höchsten Erhebung erbaute man einen massiven Turm mit annähernd quadratischem Grundriss (ca. 10 auf 10 Meter). Zahlreiche Mauerzüge und wohl auch Holzpalisaden umgaben ein sehr großes Burgareal, in dem weitere Gebäude vermutet werden müssen. Die Anlage erstreckte sich zwischen zwei Wildbächen (Luftlinie ca. 500 m), womit geschickt die natürliche Umgebung in das Burgenkonzept eingebunden war. Jeweils über die beiden Bäche, die teilweise schluchtenartig ausgeprägt sind, führte die Zugänge in die Burg, die somit auch den Verkehr über einen damit neu geschaffenen Weg in das Stiftsland Berchtesgaden kontrollierte.

Die hinter dem Bau der offensiv angelegten Garnisonsburg stehende Absicht dürfte mit einer geplanten Okkupation Berchtesgadens und einem künftigen bayerischen Protektorat über die Propstei verbunden gewesen sein. Eine innenpolitische Krise in Berchtesgaden zwang den Bayernherzog zu einer vorzeitigen Militäraktion, sodass die Burg unvollendet geblieben ist. Gleichwohl diente Hagenfels als Brückenkopf für die Invasion bayerischer Truppen am 15. April 1382. Ein im Juli / August desselben Jahres geführter siegreicher Gegenschlag durch die Söldner des Salzburger Erzbischofs brachte die Burg in der Folge unter Kuratel; 1384 wurde Hagenfels geschleift. Die frei gewordenen Steine dienten sodann zum Bau der beidseitig an den Hallthurm anstoßenden Sperrmauer. Der Hauptturm des nunmehrigen Burgstalls Hagenfels wurde 1954 entdeckt, die tatsächliche Größe der Anlage konnte jedoch erst 2004 nachgewiesen werden.

Autor/in: Dr. Johannes Lang