Frauenbrünndl – Schnaitsee

Broschüre:
Brunnenhaus vor der Kirche © A. Rosenegger

Kalte Quelle am lauschigen Plätzchen

In einem Waldstück links der Straßenverbindung St. Leonhard-Loibersdorf-Unterreit befindet sich eine gemauerte Kapelle, deren Erscheinungsbild an solcher Stelle überrascht. Ein hölzernes Brunnenhäusl steht unmittelbar nebenan. Als „Frauenbrünndl bei Schnaitsee“ ist es, wenngleich spärlich, in die Literatur eingegangen, obwohl es weder der Pfarrei Schnaitsee, noch einem anderem kirchlichen Verband verpflichtet ist. Die Kapelle ist von jeher Eigentum des Moierbauern von Herbstdorf, dessen Familie sich auch der Pflege des Kleinods widmet. Kurioserweise treffen in ihrer unmittelbaren nähe drei Landkreise – Traunstein, Mühldorf und Rosenheim – zusammen. Von einer großen Wallfahrt kann nicht die Rede sein, vielmehr war es immer schon ein stiller Gnadenort, der allerdings auch heute noch gut besucht wird. Die Anfänge des Frauenbrünndls verbergen sich im Dunkel der Geschichte. Mündlichen Überlieferungen zufolge, soll sich, ehe eine Kapelle errichtet wurde, an dieser Stelle eine große Wasserlache befunden haben, auf der man ein schwimmendes Marienbild entdeckte. Von mächtigen Fichten umgeben, steht nun seit dem Jahre 1840 die gemauerte Kapelle, nachdem ein hölzerner Vorgängerbau verfallen war. Im Innern erhebt sich ein kleines Altärchen mit einem gemalten Marienbild. An den Wänden befinden sich Votivbilder, von denen die meisten aus Frauenbrünndl kalte Quelle am lauschigen Plätzchen dem 19. und 20. Jahrhundert stammen. Die Abgeschiedenheit der Kapelle brachte es mit sich, dass sie mehrfach beraubt wurde und somit ältere Devotionalien gänzlich fehlen. Vom nahen St. Leonhard aus werden zur Brünndlkapelle gelegentlich noch Bittgänge abgehalten. Auch Maiandachten finden regelmäßig an oder in dem Kleinod statt.

© A. Rosenegger

Vor nicht allzu langer Zeit gab es auf dem Vorplatz sogar ein sogenanntes „Brünndlfest“, wie die ortsansässigen zu berichten wissen. Vor allem in den Kriegszeiten wurde bei „Maria am Brünndl“ hoffnungsvolle Zuflucht gesucht und wurden dorthin Bittprozessionen abgehalten. Das Wasser in dem nahe liegenden Brunnenhäusl, das sich mittels einer Leierpumpe emporfördern lässt, wurde wegen seiner Kälte vor allem bei Augenleiden und fieberhaften Erkrankungen verwendet. Nicht selten wird es auch heute noch von den Besuchern des „lauschigen Plätzchens“, wie es der geschichtsschreibende Pfarrer Michael Braun einst treffend formulierte, mitgenommen.

Votivtafel in der Kirche © A. Rosenegger
Votivtafel in der Kirche © A. Rosenegger
Autor/in: Albert Rosenegger