Frauenbrunn – Traunreut

Broschüre:
© H. Haselbeck

Quellheiligtum unter einer Barockkuppel

Der alte Pfarrort Traunwalchen, oberhalb der Traun, halbwegs zwischen Traunstein und Trostberg gelegen, war schon im späten Mittelalter ein bedeutender Wallfahrtsort. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erhielt das Wallfahrtswesen von Traunwalchen einen kräftigen Impuls, als im Jahr 1606 der Besitzer des nahen Schlosses Pertenstein, Ladislaus von Törring, über dem „Prunn bei der Kirche“ eine Kapelle errichten ließ. Der Kapellenstifter hatte für sein Werk gute Gründe, denn seine Schwester Johanna erfuhr durch das Wasser Heilung von ihrem Augenleiden. Als ersten Eintrag in das angelegte Mirakelbuch liest man: „Das hochwolgeborene Freyle Johanna, geborene Freyin von Törring zum Pertenstein, hat 3jar lanng an baiden Augen grosse Schmerzen gehabt, also das sy dieselben offtmals nit wol auf oder zue thun mög und vermaint es sein ihr Stainle entzwischen.“ nach öfterer Auswaschung der Augen wurde sie von ihrem Leiden befreit. Ladislaus von Törring ließ daraufhin eine Kupferplatte mit dem Traunwalchener Gnadenbild stechen, worauf er u.a. seine Familie darstellen ließ, flankiert von den Wappen der Törring und Fugger Stiche, die man von der Platte abdruckte, wurden gezielt als Werbung verbreitet, um die Wallfahrt zum Frauenbrunn in Blüte zu bringen. Frauenbrunn wurde bald zu einer bedeutenden Zufluchtsstätte Heilsuchender in den verschiedensten Nöten und Anliegen. Wer heute vor dem schmucken Barockensemble mit der achteckigen Brunnenkapelle, die eine markante Zwiebelkuppel krönt und dem sich an den Hang anschmiegenden „Schneiderhäusl“ steht, wird förmlich durch die schmale Tür der Kapelle hineingezogen.

Alter mit der Gnadenmadonna © H. Haselbeck

Im Inneren steht auf einem über dem Brunnen gemauerten Altartisch ein recht ansprechendes Barockaltärchen mit einer geschnitzten Gnadenmadonna. Am Fuß der Mensa ist eine Nische ausgespart, in der mittels eines kleinen Pumpwerks das „Heilwasser“ aus der Quellfassung befördert werden kann. Die Frauenbrunnkapelle wird auch heute noch gerne aufgesucht. Manche Besucher nehmen sich gelegentlich auch noch das Wasser mit, das allerdings keine Trinkwasserqualität vorweisen kann. Ein längeres Verweilen in der Kapelle ist unumgänglich, will man sich den über einhundert Votivtafeln, die an den Wänden angebracht sind, widmen.

Altarnische mit Heilwasser © H. Haselbeck

Die älteste dieser Zeugen alter Volksfrömmigkeit geht auf das Jahr 1694 zurück, die jüngsten Gebetserhörungen lassen sich bis in das 20. Jahrhundert hinein nachweisen. Die Bilder an den Wandvertäfelungen schildern die Anfänge der Wallfahrt. Sie dürften von dem Altenmarkter Maler Rupert Schweindl stammen und sind sowohl in kunstgeschichtlicher als auch volkskundlicher Hinsicht bedeutungsvoll.

Votivtafeln in Frauenbrunn © A. Rosenegger
Autor/in: Albert Rosenegger