Gruttenstein © C. Soika Reichenhaller Stadtburg
In den 1210er Jahren ließ der Bayernherzog an strategisch ungünstiger Stelle die Burg Gruttenstein errichten, um die darüber liegende Hallburg des Salzburger Erzbischofs als maßgebliche Stadtburg zu paralysieren. Auf Grund eines Vertrages sollte die Burg 1218 geschleift werden, was jedoch nicht erfolgt ist. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Befestigung in den Stadtmauerring eingebunden und bildete fortan den wichtigsten militärischen Stützpunkt des Herzogs im Kampf gegen den Erzbischof um die Vormachtstellung in Reichenhall. Nach der bayerischen Machtfestigung in der Salinenstadt zu Ende des 13. Jahrhunderts diente Gruttenstein als Verwaltungssitz für das Pfleggericht Reichenhall. Damit erlangte die Befestigung neben ihrer militärischen auch eine repräsentative Bedeutung, die mit fortschreitender Zeit und mit dem Abklingen der bayerischsalzburgischen Auseinandersetzungen zusehends wichtiger wurden.
Als Verwaltungszentrum und Wohngebäude hochrangiger herzoglicher Beamter stand der Komfort täglichen Lebens im Mittelpunkt, weshalb die trutzig wirkenden Gebäude im 16. Jahrhundert eine architektonische Auflockerung erfuhren – etwa durch Vergrößerung der Fenster. In einem im zweiten Obergeschoss befindlichen Raum entdeckte man bei Umbauarbeiten an einer Innenwand Texte in Seccomalerei, auf Dichtungen der Klassischen Antike rekurrierend. 1572 entstand in der unmittelbaren Nähe zur Burg eine zweigängige Mühle.
Im Zuge des Österreichischen Erbfolgekriegs (1740 – 1748) wurde die Burg durch wiederholte Einquartierungen des Militärs stark in Mitleidenschaft gezogen. Von 1763 bis 1866/1871 diente Gruttenstein als Kaserne für eine Mannschaft des Grenzbesatzungs-Kommandos, später einer 160 Mann starken Jäger-Kompanie. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts diente Gruttenstein – zunächst für die Bediensteten der Saline – ausschließlich Wohnzwecken.
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