Hallthurm – Bayerisch Gmain

Broschüre:
Reste der Passbefestigung Hallthurm © J. Lang/Stadtarchiv Bad Reichenhall
Reste der Passbefestigung Hallthurm © J. Lang/Stadtarchiv Bad Reichenhall

Klause und „Cordon Sanitaire“

Auf dem Territorium der späteren Fürstpropstei Berchtesgaden entstand zu Ende des 12. Jahrhunderts eine Passbefestigung in Form eine Turmes sowie eines vorgelagerten mächtigen Erdwalls, der heute durch die Bundesstraße durchschnitten ist. Als Standort für den Hallthurm diente die engste Stelle zwischen Lattengebirge und Untersberg.

Der 1194 erstmals urkundlich erwähnte Turm, wohl mit angeschlossenem Torhaus, bildete den Ausgang des Stiftslandes (so genannter „Hinterer Ausgang“) in Richtung Reichenhall („Hall“), daher die Bezeichnung „Hallturm. Während der Salzburger Inkorporation Berchtesgadens (1394 – 1409) wurde der Hallthurm zur regelrechten Talsperre ausgebaut, indem eine rund 800 Meter lange, aus den Steinen der geschleiften Burg Hagenfels errichtete Mauer bis an die unzugänglichen Felswände von Lattengebirge und Untersberg heranreichte. Mit einer Höhe von durchschnittlich 4 Metern sowie einer Breite von etwa 1,50 Meter besaß die über ein Gewirr von Felssturzblöcken geführte Mauer einen durchlaufenden Wehrgang an der Innenseite. An der Außenseite war ein bis zu 8 Meter tiefer Graben vorgelagert. Rund 40 Höhenmeter über dem Torhaus befand sich das in die Anlage integrierte „Althaus“, das möglicherweise aus einem Turm mit befestigtem Vorplatz bestand.

Die Talsperre diente auch als Cordon sanitaire gegen die Einschleppung von Seuchen und Epidemien. Zur Zeit der Bauernkriege, der Türkengefahr und der Pest stand die Wachtmannschaft in erhöhter Alarmbereitschaft. 1809 wurde die Befestigung letztmalig militärisch gesichert. Anlässlich der Bahngleisverlegung brach man 1876 das Torhaus ab, nachdem bereits der Turm gekürzt worden war.

Autor/in: Dr. Johannes Lang