Kapuzinerkloster – Stadt Salzburg

Broschüre:
Das Kapuzinerkloster in der Stadt Salzburg © C. Schneeweiss
Das Kapuzinerkloster in der Stadt Salzburg © C. Schneeweiss
  1. Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau berief 1596 den Orden der Kapuziner nach Salzburg, der 1528 als autonomer Zweig der Franziskaner gegründet worden, zunächst aber auf Italien beschränkt geblieben war.Die Kapuziner wollten die Ideale des Hl. Franziskus von Assisi durch Christusnachfolge und Apostolat mit besonderer Strenge erfüllen. Aus Innsbruck, wo der Orden 1593 ein Haus errichtet hatte, kamen die ersten Kapuzinerpatres nach Salzburg. Der hl. Laurentius von Brindisi (1559-1619), der 25. Ordensgeneral, regelte persönlich mit Wolf Dietrich die Ordensniederlassung. Das Kloster wurde 1594-1599 in den Mauern des Trompeterschlösschens auf dem Imberg errichtet, das seit dem späten 13. Jahrhundert einen wichtigen Eckpfeiler im Verband der Stadtmauer und einen Kontrapunkt zur Festung Hohensalzburg bildete. Im Mauerwerk von Kloster und Kirche sind bis heute Zinnenformen des alten Schlosses unter dem Verputz erhalten.
    Dank der Förderung durch die Erzbischöfe, vor allem durch Paris Lodron (1619-1653) entstanden weitere Niederlassungen in Radstadt, Mühldorf am Inn, Laufen und Tamsweg. Wiederholt wurden die Kapuziner zur Missionstätigkeit in die Gebirgsgaue entsandt und mit diplomatischen Missionen im Dienst der Erzbischöfe bedacht. Bis 1783 stellten die Kapuziner auch die Domprediger und diese Tradition fand in den letzten Jahrzehnten eine Fortsetzung. Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurde das Kloster aufgehoben. Die Pläne zum Bau einer riesigen „Gaufeste“ auf dem Imberg anstelle des Kapuzinerklosters, die teilweise auf Adolf Hitler selbst zurückgingen, wurden zum Glück nicht verwirklicht. Die Restitution aller Gebäude an den Orden erfolgte erst 1956. In den 80iger-Jahren wurden Kloster und Kirche einer Generalsanierung unterzogen. Das Kloster diente bis 1998 für etwa 20 Studenten als Studentenwohnheim.
  2. Das gelb verputzte Kapuzinerkloster, oberhalb der alten Stadtmauer auf einem Plateau über der Stadt gelegen, bildet einen markanten Punkt auf der Neustadtseite. Eine Marmortreppe, von Kapellen begleitet, mündet von der Linzergasse aus in eine offene Kalvarienbergkapelle. Am nüchternen Kirchenbau sind die inneren Türflügel der Eingangstüre bemerkenswert. Aus je sechs quadratischen Holzreliefs gebildet, zeigen sie zwölf Brustbilder, Maria mit Kind, Johannes den Täufer und zehn Apostel oder Propheten mit Schriftbändern. Es sind lokale Arbeiten, die wohl noch vom mittelalterlichen Dom stammen. Die gotische Jahreszahl auf einem Schriftband erlaubt eine genaue Datierung in das Jahr 1450. Das Hochaltarblatt, „Anbetung der Hirten“ stammt aus der Gründungszeit (1602). Die Rückseite des Hochaltars dient als Altarwand im Konventchor und ist mit einem Holzkruzifix sowie ausgeschnittener Tafelmalerei (Maria und Johannes) aus der 1. Hälfte des 18. Jh. geschmückt.
  3. Die Brudergemeinschaft des Kapuzinerklosters 2002 © C. Schneeweiss
    Die Brudergemeinschaft des Kapuzinerklosters 2002 © C. Schneeweiss
  4. Seit 1988 ist es die Hauptaufgabe des Salzburger Konvents, als erstes gemeinsames Noviziat aller deutschsprachigen Kapuzinerprovinzen einen entsprechenden Raum für Novizen zu bieten, um sich in die Lebensform der Kapuziner einzuordnen und als internationale Gemeinschaft am Zusammenwachsen Europas mitzuwirken.
    Barocke Kreuzigungsgruppe, Figuren von Franz Hitzl 1780 © C. Schneeweiss
    Barocke Kreuzigungsgruppe, Figuren von Franz Hitzl 1780 © C. Schneeweiss

    Derzeit leben acht Brüder im Kloster, von denen fünf das Priesteramt innehaben. Neben Aufgaben, die zur täglichen Bewirtschaftung eines großen Hauses und Gartens zählen, sind sie besonders für die Seelsorge der näheren Umgebung zuständig. Dazu zählen auch Gefangenenseelsorge, Gesprächs- und Exerzitienseelsorge. Jeder Einzelne trägt auf seine Weise dazu bei, dass eine klösterliche Lebensform wachsen und auch nach außen wirken kann.

Autor/in: Christiana Schneeweiss