Karlstein – Bad Reichenhall

Broschüre:
Burganlage Karlstein © Lang/Stadtarchiv Bad Reichenhall
Burganlage Karlstein © Dr. Johannes Lang M.A.

Adlerhorst der Grafen von Peilstein

Vermutlich in den 1120er Jahren auf einem dem Salzburger Erzbischof gehörenden unzugänglichen Felsen errichtet, stellte die Burganlage eine Residenz der Grafen von Peilstein im Reichenhaller Tal dar. Zu den ältesten Bauteilen gehört eine heute in Resten erhaltene Kapelle mit eingezogenem Rechteckchor, die dem hl. Andreas geweiht war. Die Peilsteiner waren Vögte (Rechtsvertreter) des Erzstiftes Salzburg und garantierten mit einer eigenen Burg vor Ort einerseits für die Sicherheit der erzbischöflichen Salinenanteile in Reichenhall. Andererseits übten sie Grafenrechte über die so genannte Grafschaft Reichenhall aus, die sich – mit Ausnahme des eigentlichen Stadtbezirks von Reichenhall („Hallgrafschaft“) – bis zum Steinbach bei Unken erstreckte.

Da sich die Stammburg der Grafen in Peilstein (Niederösterreich) befand, wurde Karlstein durch so genannte Kastellane bzw. Burggrafen verwaltet. Namengebend für die Burg wurde ein Peilsteinischer Gefolgsmann namens Karl. Nach dem Erlöschen der Peilsteiner im Mannesstamm 1218 gelangte Karlstein an den Bayernherzog, der – etwa durch den Bau eines massiven Bergfrieds – die Anlage zu einem bayerischen Bollwerk gegen die erzbischöflich-salzburgischen Ansprüche auf Reichenhall aufrüstete und fortan die Pflege der Burg seinen Dienstmannen übertrug. Vermutlich 1311 erlangte Karlstein offiziell den Status einer Hofmark, wodurch die Niedergerichtsrechte beim Burgherrn lagen. Während des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit belehnte der Bayernherzog bestimmte Adelige mit der Herrschaft auf Karlstein. Unter Degenhard Fröschl erfuhr Karlstein ab 1539 schlossähnliche Umbauten, die dem gesteigerten Repräsentationsbedürfnis dienten. Ab den späten 1620er Jahren wurde das mühsam erreichbare Schloss nur mehr sporadisch bewohnt und verfiel zusehends.

Autor/in: Dr. Johannes Lang