Kendlmühlfilzen – Grassau, Übersee

Broschüre:
Kendlmühlfilzen © Ökomodell Achental
Kendlmühlfilzen © Ökomodell Achental

Größtes Chiemseemoor am Alpenrand

Vor dem querliegenden Rücken einer Faltenmolasse (dem heutigen Westerbuchberg) hatten die Eisströme des Chiemsee-Gletschers das Gelände kräftig ausgehobelt. Der Ur-Chiemsee, der am Ende der letzten Eiszeit vor ca. 15.000 Jahren dreimal so groß war wie heute, hatte dort seine größte Tiefe. Heute erstreckt sich in diesem Gebiet im Stammbecken des Chiemseegletschers ein Hochmoor mit einer Fläche von fast 750 Hektar.

An einigen Stellen bekommt der Besucher auch heute noch einen guten Eindruck vom einst baumfreien Hochmoor. Über weite Strecken hat aber die menschliche Nutzung die Landschaft völlig verändert. Die angrenzenden niedermoorigen Randbereiche nutzten die heimischen Bauern jahrhundertelang als –> Streuwiesen. Erst im Zuge der industriellen Nutzung während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden tiefe Entwässerungsgräben gezogen, Feldbahngleise verlegt und Torf maschinell gestochen. 1976 kam es durch den Frästorfabbau nochmals zu einer industriellen Nutzung, die allerdings nach heftigen Bürgerprotesten 1988 eingestellt wurde. Gerade dadurch wurde erkannt, dass die Zukunft dieses Hochmoores nachhaltig gesichert werden muss, zumal nur noch eine Fläche von ca. 30 Hektar im südwestlichen Bereich von jeglicher Nutzung unangetastet geblieben war. Mit einem –> LIFE-Projekt wurden seit 1999 umfassende Wiedervernässungsmaßnahmen durchgeführt.

Als herausragendes Beispiel für sowohl Moorzerstörung als auch Renaturierung ist die Kendlmühlfilzen mit mehreren Informationsstellen ausgestattet. So dokumentieren zwei Museen die Besonderheiten des Hochmoors. Dazu wurde jüngst in unmittelbarer Nähe zum Museum „Salz und Moor“ ein Moorerlebnisweg speziell für Familien und Kinder eingerichtet. Die ehemaligen Erschließungswege für den Torfabbau stehen heute größtenteils als Wanderwege zur Verfügung. Im Zentrum des Moors lockt ein Aussichtsturm. An die industrielle Nutzung erinnern noch etliche im Moor vorhandene Feldbahngleise (Spurweite 880 mm) und das Industriedenkmal Torfbahnhof.

Autor/in: Claus-Dieter Hotz / Stefan Kattari