Kirchbergquelle – Bad Reichenhall

Broschüre:
© J. Lang

Mittelalterlicher Quell und eines der frühesten Solebäder Deutschlands

Als zentrale Wasserversorgung des Schlosses Kirchberg sowie mehrerer Bauerngüter und Mühlen wurde der dortige „Ursprung und Brunn“ bereits im Jahre 1507 urkundlich erwähnt. Gespeist aus insgesamt fünf Quellen, die am Hangfuß des Schroffenberges in einer Brunnstube zusammengefasst wurden, stand der Brunnen in dem Ruf, das weitum beste Trinkwasser zu besitzen. Mittels hölzerner Rohrleitungen bezog auch ein Rotgerber das Wasser der Kirchbergquelle. Da man die für den Gerbvorgang notwendige Lohe üblicherweise auch für heilsam erachtete Bäder einsetzte, entwickelte sich wohl schon im Spätmittelalter in einem Nebengebäude des Rotgerbers ein Badehaus, das so genannte „Ledererbad“.

Kirchbergquelle um 1865 © Stadtarchiv Bad Reichenhall

Denn bereits um das Jahr 1492 findet ein gewisser Georg Kirchberger als „Balneator“ (Bademeister) in den Amtsbüchern Erwähnung. Für das Bad verfassten der aus Salzburg stammende Arzt Franz Duelly sowie ein gewisser Doktor Fischer im Jahre 1713 eine 15 Punkte umfassende und medizinisch begründete Badeverordnung, die das Wasser der Mineralquelle jenem aus Adelholzen qualitativ gleichstellte und dessen Verwendung bei inneren Krankheiten empfahl. Eine chemische Analyse des Wassers wurde 1805 vorgelegt. Im Jahre 1786 verabreichte der Lederer in seinem Bad zum erstem Mal Solebäder, wobei die Sole mit Hilfe von Traggeschirren auf Pferden von der Saline geholt werden musste und dann mit dem Wasser der Kirchbergquelle vermischt wurde. Zunächst vor allem für die Salinenarbeiter zu verbilligten Preisen abgegeben, entwickelte sich unter dem Landgerichtsarzt Dr. Johann Georg Osterhammer im Sommer 1823 ein allgemeiner Badebetrieb auf der Grundlage des Solebades, das der Mediziner für die zukunftsträchtigste Investition im Reichenhaller Tal erachtete. Nach Osterhammers baldigem Tod bestand das Bad zwar fort, erlebte jedoch erst mit der Eröffnung der nahe gelegenen Sole- und Molkenkuranstalt Axelmannstein 1846 einen langsamen Aufstieg, im Zuge dessen auch im eigentlichen Schloss Kirchberg ein Kurbad eingerichtet wurde.

Bad Kirchberg, Stahlstich um 1860 © Stadtarchiv Bad Reichenhall

Nachdem der Arzt Eugen Pachmayr 1864 das Bad Kirchberg erworben hatte, ließ er es zu einem modernen Kuretablissement ausbauen, das jährlich zahlreiche namhafte Gäste anzog und sich zu einer Konkurrenz für das Axelmannstein entwickelte. Neben der Badekur spielte die Trinkkur, wozu das Wasser der Mineralquelle diente, eine nur untergeordnete Bedeutung. In den 1890er Jahren noch einmal großzügig erweitert und ausgebaut sowie mit einem weitläufigen Kurpark versehen, in dem einmal wöchentlich die Kurkapelle auftrat, wurde das Bad im Ersten Weltkrieg zu einem Lazarett umfunktioniert. Nach 1918 stellte man den Badebetrieb gänzlich ein; die ehemaligen Badeetablissements des Kurhauses wurden in ein Erholungsheim für Beamte umgewandelt.

Bad Kirchberg, 1893 © Stadtarchiv Bad Reichenhall

Chemische Wasseranalysen aus den Jahren 1952 und 1972 stellten zwar eine schwach mineralhaltige Quelle fest; eine Nutzung – beispielsweise in Form von Mineralwasserabfüllung – blieb bislang aus. Heute fließt das Wasser der Kirchbergquelle ungenutzt ab.

Autor/in: Dr. Johannes Lang