Kneippanlagen – Traunstein

Broschüre:
Kneippanlage © F. Haselbeck

Überbleibsel aus der Kurstadt-Ära Traunsteins

Die Bestrebungen Traunsteins, sich als Kurort zu etablieren, waren an der Schwelle zum 20. Jahrhundert unübersehbar. Am 30. August 1896, knapp zehn Monate vor seinem Tod, hielt hier auch der berühmte Pfarrer Sebastian Kneipp „bei sehr großem Andrang des Publikums […] eine zweistündige, von stetem Beifall begleitete Rede“. Als 1927 der Kneippverein gegründet wurde, waren jedoch die besten Zeiten der Kurstadt schon vorbei. Zwar gelang es Traunstein noch 1936/38, als Luft- bzw. Kneippkurort anerkannt zu werden. 1976 allerdings wurden beide Prädikate vom Bayerischen Staatsministerium des Innern aberkannt – zu Recht, fehlten doch inzwischen nahezu alle Voraussetzungen, um ein solches Gütesiegel führen zu dürfen.

Illlustration des Zeitungsberichts über den Vortrag von Pfarrer Kneipp, 1896 © Stadtarchiv Traunstein

Geblieben sind, neben einigen, heute anderweitig genutzten, alten Kurgebäuden sowie einem gut situierten Verein mit einem modernen Gesundheitszentrum (Jahnstraße 1), drei naturnahe, hydrotherapeutische Einrichtungen, frei zugänglich für jedermann: die von dem legendären Kaufhausbesitzer Franz Xaver Unterforsthuber (1876–1961), Vorstand des Kneippvereins und Ehrenbürger, gestiftete und nach ihm benannte Anlage am Mühlbach zwischen Wochinger Spitz und Haslacher Mühle (Bild oben), ein Tret- und Armbad beim Eisenbahnviadukt sowie das „Saukalte Bründl“ am Tannhäuserweg hinter dem Festplatz, dessen frühere Idylle inzwischen die nahe Bundesstraße leider empfindlich stört. Letztere Quelle ist die einzige, wo der gesundheitsbewusste Besucher noch natürliches Quellwasser (aus dem Hang am Bürgerwald) antrifft; die beiden anderen Quellen wurden mittlerweile an die städtische Wasserversorgung angeschlossen.

Autor/in: Franz Haselbeck