Kolomansbrünndl – Thalgau

Broschüre:
© A. Hirsch

Der verschwundene Brunnen

Knapp unterhalb des Gipfels des 1114 m hohen Kolomansbergs nördlich von Thalgau steht auf einer beinahe ebenen Fläche die Kolomanskirche. Heute ist sie als älteste Holzkirche Österreichs bekannt. Der Legende nach soll die Quelle vom heiligen Koloman auf seiner Pilgerreise ins Heilige Land entdeckt worden sein. Der Brunnen, neben dem zunächst nur eine Kreuzsäule stand, wurde 1462 erstmals erwähnt. Dem Besuch durch zahlreiche Wallfahrer wurde später mit dem Bau einer Kapelle Rechnung getragen, welche ab 1511 in den Archivalien erscheint. Kleriker aus dem nahen Benediktinerkloster Mondsee betreuten die Wallfahrtsstätte. 1742 ließen sie den heute noch bestehenden und mit Schindeln verkleideten Holzblockbau errichten.

Quellfassung des ehemaligen Kolomansbrünndl © A. Hirsch

Im Innern befinden sich zahlreiche Votivgaben aus dem 19. bis 20. Jahrhundert. Das Wasser wurde in erster Linie bei Augenleiden, häufig aber auch bei anderen körperlichen Beschwerden angewendet, wie früher vorhandene Votivgaben – darunter hölzerne Hände, Füße und Lungen – belegen. Die auch „Augenbründl“ genannte Quelle an einem steilen Abhang unterhalb der Kirche bestand bis vor einigen Jahren aus einem kleinen Eisenrohr, aus dem sich ein dünner Strahl ergoss. In jüngster Zeit wurde eine große Quellfassung für die Trinkwasserversorgung der Gemeinde Tiefgraben errichtet und die ursprüngliche Situation zerstört. Einziger Hinweis auf den einstigen Brunnen ist ein Hahn an der Gebäudewand, von dem man Quellwasser zapfen kann.

Autor/in: Andreas Hirsch