Marienbrunnen – Großgmain

Broschüre:
© J. Lang

Vom Brunnen des hl. Koloman zum doppelgestaltigen Marienbrunnen

Die Gmainer Kirche mit ihrem spätgotischen Gnadenbild aus Gusssteintechnik gilt als die älteste Marienwallfahrtsstätte des ehemaligen Fürsterzstifts Salzburg, deren Wallfahrtstradition in das 15. Jahrhundert zurückreicht. Eine aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno entstandene Aufzeichnung nennt in der Nähe des Gmainer Gotteshauses ein Bauerngehöft „apud fontem sancti Cholomanni

© Baumann-Schicht

(beim Brunnen des hl. Koloman). Man darf annehmen, dass es sich dabei um einen Brunnen vor der Kirche handelte, der auf einem Mirakelbild aus der Zeit um 1530 zu sehen ist: Der Brunnen ist quadratisch in Holz gefasst, darüber stehend ein Schöpfgalgen mit einem Eimer daran. Daneben zeigt die Darstellung eine weiß gewandete Person mit einem Wasserschaff auf dem Kopf, was möglicherweise auf einen besonderen Wallfahrtsritus hindeuten könnte. Im Jahre 1646 erfolgte die Einfassung des Brunnens mit weißem Marmor.

Großgmainer Gnadenbild auf einem Andachtszettel, um 1800 © Stadtarchiv Bad Reichenhall

Neuerlich wurde der Brunnen 1693 gefasst und mit einer von Johann Schwaiger geschaffenen Brunnenfigur versehen: einer doppelgestaltigen Marienstatue, aus deren Brüsten das Wasser entströmt. Da man die Darstellung als zu gewagt erachtete, durfte das Wasser bis Ende der 1960er Jahre nur aus Hähnen im Sockelbereich entströmen, während die Brüste Mariens mit einem schwarzen Blechkranz überdeckt waren. In einem auch von der internationalen Presse wahrgenommenen Streit zwischen dem Ortspfarrer und dem Bürgermeister setzte sich Letzterer mit der Wiederherstellung des Originalzustandes durch.

Autor/in: Dr. Johannes Lang