Schloss Marzoll © J. Lang Renaissanceschloss nach italienischem Vorbild
Unweit eines römischen Gutshofes und einer zu Ende des 8. Jahrhunderts urkundlich erwähnten Kirche erhob sich seit dem Hochmittelalter ein landwirtschaftlich genutzter, jedoch wehrhafter Hof, auf dem das gleichnamige Geschlecht der Marzoller saß. Ab 1218 ging der Hof an die Wittelsbacher über, die ihn an Adelige verlehnten. Vermutlich in den frühen 1460er Jahren erwarb ihn der dem Reichenhaller Salzpatriziat entstammende Ludwig Fröschl vom Herzog zu Lehen.
Unter Degenhard II. Fröschl entstand in den Jahren von ca. 1526 bis ca. 1536 eine kastellartig anmutende Schlossanlage in der Form eines kubischen Baukörpers, dessen massiv wirkende Ecktürme an Befestigungsbauten der italienischen Renaissance erinnern.
Die vier Türme waren ursprünglich mit spitz zulaufenden „welschen Hauben“ bekrönt. Vor dem Hintergrund der zu Ende gehenden Bauernkriege sowie unter dem Eindruck der drohenden Türkengefahr erhielt das Schloss einen umlaufenden hölzernen Wehrgang und zahlreiche Schießscharten. Als Baumeister für Marzoll kommt möglicherweise Degenhards Bruder Ludwig Fröschl in Frage, seines Zeichens Dombaumeister in Passau.
Nach dem Konkurs Joseph Fröschls ging das Schloss ab 1574 in verschiedene Adelshände über. Am längsten hielten sich hier die Familien Lasser zu Lasseregg bzw. Laßberg (1605 – 1835). Während dieser Zeit erfolgten Um- und Zubauten, ebenso die barocke Innenausstattung und die Stuckierung einiger Deckenspiegel im zweiten Obergeschoss durch Benedikt Zöpf. 1837 ließ Albert von Malsen die „welschen Hauben“ entfernen und durch steinerne Zinnen im englischen Tudorstil ersetzen, wodurch sich das äußere Erscheinungsbild des Schlosses Marzoll bis zum heutigen Tage maßgeblich verändert hat.
Eigentümer: Stadt Bad Reichenhall
Autor/in: Dr. Johannes Lang