ehem. Benediktinerabtei – Mondsee (Land OÖ)

Broschüre:
ehem. Stiftskirche St. Michael in Mondsee © C. Schneeweiss
ehem. Stiftskirche St. Michael in Mondsee © C. Schneeweiss

1. Das Kloster Mondsee wurde vom bayerischen Herzog Odilo (736–748) kurz vor dessen Tod gegründet. Während die relativ spät bezeugte Haustradition von einer Besiedlung durch Mönche aus Montecassino, der Gründung des hl. Benedikt von Nursia, ausgeht, sprechen paläographische Indizien eher für enge Beziehungen in den alamannischen Raum. Neben der Abtei Reichenau im Bodensee und dem bayrischen Kloster Niederalteich wurde auch die Abtei St. Peter in Salzburg als „Mutterkloster“ vermutet. Bereits der erste Abt Oportunus genoss hohes Ansehen, sein Nachfolger Hunrich war ein Vertrauter Herzog Tassilos III. Nach Tassilos Sturz kam Mondsee an Erzbischof Hildebald von Köln, den Leiter der Hofkapelle Karls des Großen. Im Aachener Klosterverzeichnis 819 wird Mondsee neben Tegernsee als einziges bayerisches Kloster genannt, das sowohl Abgaben als auch Kriegsdienste zu leisten hatte. König Ludwig der Deutsche schenkte 837 Mondsee an seinen Erzkaplan, den Bischof Baturich von Regensburg. Das Kloster verfügte schon seit dem 8. Jahrhundert über ein hervorragendes Skriptorium, in dem so bedeutende Werke wie der Psalter von Montpellier, vielleicht das persönliche Gebetbuch Herzog Tassilos III., und die für die Entstehung der deutschen Sprache wichtigen „Mondseer Fragmente“ geschaffen wurden; im späten 10. Jahrhundert entstanden hier die „Mondseer Glossen“, eine Glossatur der gesamten Bibel. Unter Bischof Wolfgang von Regensburg, der sich längere Zeit im Kloster aufgehalten haben soll, hielt die von Trier ausgehende Reichsklosterreform Einzug in der Abtei. Bischof Cuno I. von Regensburg bestellte den aus Trier stammenden Mönch Konrad zum Abt (1127-1145), der eine Konsolidierung des geistlichen und wirtschaftlichen Lebens erreichte, aber einem Mordanschlag widerspenstiger Bauern zum Opfer fiel. Nach einer Zeit des Niedergangs und wirtschaftlicher Krisen erlebte Mondsee im 15. und frühen 16. Jahrhundert im Zeichen der Melker Klosterreform eine Blüte. Durch den Landshuter Erbfolgekrieg kam das Mondseeland 1504 an König Maximilian I., blieb aber bis 1565 im Besitz des Erzbistums Salzburg und wurde erst nach dem Rückkauf mit Österreich ob der Enns vereinigt. Nach der Krisenzeit der Reformation kam es im 17. und 18. Jahrhundert zu einer Konsolidierung, Kunst, Musikpflege und Theater blühten im Kloster. Trotz einer letzten Glanzzeit unter Abt Bernhard Lidl (1729–1773) wurde die Abtei Mondsee 1791 aufgehoben und ihr Besitz dem Bistum Linz zugeteilt. Napoleon schenkte 1809 die Herrschaft Mondsee an Fürst Karl Philipp Wrede, den General des mit ihm verbündeten Königreichs Bayern. Von diesem kamen die ehemaligen Klostergebäude, nun als „Schloss Mondsee“ bezeichnet, an die Grafen Almeidea, in deren Besitz sie bis 1985 blieben.

Basilika Mondsee Hochaltar © www.mondsee.at
Basilika Mondsee Hochaltar © www.mondsee.at

2. Wie archäologische Untersuchungen in den Jahren 1986-1991 zeigten, wurde auf den Ruinen einer römischen villa rustica eine Saalkirche von ca. 20 x 13 m errichtet, dazu die um einen Hof gruppierten Konventgebäude. Unter Abt Rupert wurde 1104 die romanische Stiftskirche St. Michael mit Krypta geweiht. Nach dem Neubau der Konventgebäude bis 1448 folgte 1470-1487 der Neubau der Stiftskirche als dreischiffige, sternrippengewölbte gotische Staffelkirche mit langgestrecktem Hochchor. Die Innenausstattung ist vom Barock geprägt. Beim Hochaltar von Hans Waldburger (1626) dominiert die Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit den geometrisch aufgebauten Altar. Für den Kirchenraum spannender und künstlerisch wertvoller sind fünf Altäre Meinrad Guggenbichlers, der 1678 – 1723 in Mondsee wirkte. Die besondere Funktion von Guggenbichlers Werken besteht in der Schaffung einer harmonischen Korrespondenz zwischen den hochstrebenden Proportionen des gotischen Raumes und der voluminösen Üppigkeit der barocken Altäre. Orgel und Kanzel waren wohl seine ersten Werke in der Kirche. Beim freistehenden Christus auf dem Schalldeckel der Kanzel ist bereits Guggenbichlers charakteristischer hochbarocker Figurenstil erkennbar. Auch die berührend gestalteten Puttenreigen am Corpus Christi Altar im nördlichen Seitenschiff lassen Guggenbichlers Feinsinnigkeit und Originalität fassbar werden.

Autor/in: Christiana Schneeweiss