4 Nutzung der Moore

Broschüre:

Moore hat der Mensch schon vor Jahrtausenden als Lagerstätten von Brennmaterial entdeckt und behutsam genutzt. So berichtete Plinius, der von 47 – 57 nach Christus Germanien bereiste, zum Torfabbau folgendes: „Den mit der Hände Arbeit gewonnenen Torf trocknen sie mehr durch den Wind als durch die Sonne und wärmen mit dieser Erdart ihre Speisen und ihren vom Nordwind steifen Leib.“ Solche Gebiete wurden teilweise auch als Siedlungsplätze ausgewählt, wie der Federsee bei Bad Buchau, oder als Naturplätze geschätzt, um kultische Handlungen vollziehen zu können. Beispiele dafür sind die Funde von Weihe- und Opfergaben im Ainringer Moos und im Bürmooser Moor („Grundloser See“) sowie der Bohlenweg in der Rottauer Filzen.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Bayern sowie in den österreichischen Bundesländern Salzburg und Oberösterreich Torf als häufig vorhandenes und preiswertes Brennmaterial erkannt. Deshalb kam ein rasanter Abbau von Torfgebieten mit allen möglichen Maschinen in Gang, wofür das Ainringer Moos, das Bürmooser Moor oder das Weidmoos interessante Beispiele sind.

Nach dem ersten Weltkrieg war die Not an Brennmaterial nur durch Torfabbau zu lindern. Deshalb entstanden nach dem Erlass des Bayerischen Torfwirtschaftsgesetzes im Februar 1920 vor allem auf staatseigenen Flächen große Torfwerke, wie bei der Kendlmühlfilzen das Torfwerk Rottau, im Ainringer Moos das Torfwerk Niederstrass und für das Zehme- und Weidmoos das Torfwerk Bürmoos.

Daneben dürfen nicht die zahlreichen Handtorfstiche der bäuerlichen Betriebe vergessen werden, in denen Brenntorf und Torf zur Stalleinstreu gewonnen wurde. Erhebliche großflächige Eingriffe in den Hochmoorgebieten verursachte schließlich der Bedarf an Gartentorf zu Beginn der 70er Jahre. Dafür wurden riesige Torffelder zentimeterweise abgefräst.

Ohne weitläufige Entwässerungsmaßnahmen war an eine industrielle Nutzung von Hochmooren nicht zu denken. Diese wurden so geplant und ausgeführt, dass die abzutorfenden Gebiete ohne Einsatz von Pumpen entwässert werden konnten. Mit einem natürlichen Gefälle auf einer Länge von zumeist 0,8 – 1,5 Kilometer zum nächsten Vorfluter war das bei einer Abbautiefe von bis zu 4,0 Meter zu erreichen. War das nicht mehr möglich, wurden einfach neue Torffelder erschlossen. Im westlichen Teil der Kendlmühlfilzen entstanden so seit 1920 zum Beispiel 11 Torffelder.

Das war die eine unbedingt erforderliche Maßnahme. Die andere war die des Abtransports von abgebautem Torf. Dieser konnte nur durch den Einsatz von Schmalspurbahnen bewerkstelligt werden. Solche Bahnen, häufig Feldbahnen genannt, waren seit Mitte des 19. Jahrhunderts die motorisierten „Zugpferde“ des ortsgebundenen Schwerlastverkehrs, sei es in der Landwirtschaft, bei Ziegeleien oder eben beim Torfabbau. Bei der Abfuhr von Torf aus den tiefgründigen Mooren waren sie überhaupt das einzig brauchbare Transportmittel. Deshalb entstanden im Lauf von Jahrzehnten 10 bis 30 Kilometer lange Feldbahnstrecken mit Spurweiten von 600 oder 880 Millimeter. Auf Holzschwellen aufgenagelt oder geschraubt, waren Schmalspurgleise sichere Transportwege für Bockerlbahnen, die an Verlade- und Abpackstationen endeten. Solche erhalten gebliebenen sogenannten Torfbahnhöfe sind damit einmalige Zeugnisse der Nutzungsgeschichte in Hochmooren.

 

Autor/in: Claus-Dieter Hotz