Solequellen – Bad Reichenhall

Broschüre:
Trinkhalle mit Brunnen © J. Unterhauser

Ursprung der Salzstadt und des Heilbades

Die vermutlich bereits in vorchristlicher Zeit bekannten und genutzten Solequellen, die am Fuße des Gruttensteins entspringen, wurden im Zusammenhang mit der Ankunft des hl. Rupertus im Jahre 696 erstmals urkundlich erwähnt. Damals schenkte der Bayernherzog dem Begründer der Salzburger Kirche ein Drittel der Reichenhaller Soleschüttung wie auch der Saline. Einer spätmittelalterlichen Legende zufolge entdeckte Rupertus selbst die Solequellen. Diesem Salzquell verdanke Bayern, so lautet es in einer Bitte an Gott aus dem 15. Jahrhundert, seinen Reichtum und Wohlstand. Ebenso verdanken Stadt und Land Salzburg ihren namen den Reichenhaller Solequellen, auf die im Zusammenhang mit dem Salzhandel auch ein guter Teil der heutigen altbayerischen Städtelandschaft zurückzuführen ist. Im Laufe des Späten Mittelalters wurden die ursprünglich zahlreichen Schöpfstellen zu einem großen mit Holz ausgeschachteten Brunnen zusammengeführt. Der heutige mit Marmorquadern ausgekleidete Brunnenschacht ist ein Werk des Bildschnitzers und Brunnenbaumeisters Erasmus Grasser aus den Jahren 1507-1512. Auf dem in rund 14 Metern Tiefe befindlichen Grund strömen unterschiedliche Quellen zusammen, deren Verlauf man mittels Stollen verfolgte. Auf diese Weise entstand der heutige Historische Quellenbau der Alten Saline, zu dessen bekanntesten Quellen die „Karl-Theodor-Quelle“, die „Edelquelle“ und die „Törringquelle“ zählen. Im Rahmen von Führungen kann der Quellenbau besichtigt werden. Mit der Eröffnung der „Sole- und Molkenkuranstalt Achselmannstein“ im Jahre

Alte Saline © K. Enzinger

1846 nutzte man die zu den nahe gelegenen Gradierhäusern geführte Soleleitung für die Verabreichung von Solebädern, womit sich das Gesicht der Stadt von der bis dahin ausschließlichen Salinen- hin zur Kurstadt nachhaltig wandelte. Die Reichenhaller Solequellen galten als die hochgrädigsten und reichhaltigsten des gesamten Kontinents. Der mehrwöchige Aufenthalt des bayerischen Königs Maximilian II. 1848 führte zur Nobilitierung des Bades, das fortan in den Kreisen der Aristokratie und beim Großbürgertum wahrgenommen wurde. Eigens errichtete Soleleitungen führten vom Quellenbau der Saline in zahlreiche Badeanstalten und Kurmittelhäuser der Stadt, wobei die Sole hauptsächlich für Bäder und Inhalationen eingesetzt wurde. Die Trinkkur dagegen spielte vorerst eine nur untergeordnete Rolle: nachdem 1794 mit der „Carolus“- oder „Kaiser-Karl-Quelle“ im Quellenbau eine mindergrädige Solequelle entdeckt worden war, wurde diese 1913 in den Trinkpavillon der neu erbauten Wandelbahn geleitet und ergießt sich seither – kalt und warm ausströmend – in einen aus Rotmarmor kunstvoll gefertigten Brunnen.

Karl-Theodor-Quelle mit Pumpwerk © J. Unterhauser

Seit 1999 stammt das Salzwasser aus der oberhalb der Alten Saline mittels Tiefbohrung erschlossenen und als Heilquelle offiziell anerkannten „Gruttensteinquelle“, deren stark mineralisierte Sole zu Trinkzwecken mit Süßwasser verdünnt wird. Genau wie die seit 2012 ebenfalls als Heilquelle zertifizierte „Weitwiesenquelle“ fördert die „Gruttensteinquelle“ annähernd gesättigte Natursole aus einer mächtigen soleführenden Schicht aus rund 550 Metern Tiefe an die Erdoberfläche. Davon profitiert auch das 1970 in Bad Reichenhall eröffnete „Rupertusbad“, das sich seit dem Neubau 2005 als „RupertusTherme“ in einer modernen Erscheinung präsentiert: Auf über 700 qm Wasserfläche ist hier die Sole in unterschiedlicher Grädigkeit und Temperatur zu genießen; ein Becken mit 12-prozentigem Salzgehalt lässt den menschlichen Körper sogar im Wasser schweben. Äußerlich und innerlich, zu Bädern, Inhalationen und als Trinkkur eingesetzt, findet die Bad Reichenhaller Sole heute Anwendung bei unterschiedlichen Atemwegsbeschwerden, bei Neurodermitis, Psoriasis, Allergien, Erschöpfungssymptomen und bei Erkrankungen des Bewegungsapparats.

Quelle in der Solegrotte © J. Unterhauser

Dank seiner natürlichen Solequellen und einer modernen Saline gilt Bad Reichenhall heute nicht nur als international bedeutsamer Kurort, sondern auch als Inbegriff der Salzstadt, wo seit nachweislich dem Jahr 696 bis zum heutigen Tag immer noch am selben Standort „Weißes Gold“ erzeugt wird.

Kurgarten Bad Reichenhall, Holzstich um 1870 © Stadtarchiv Bad Reichenhall
Werbesignet für den Carolus-Brunnen, um 1925 © Stadtarchiv Bad Reichenhall
Autor/in: Dr. Johannes Lang