St. Koloman in der Lebenau – Fridolfing

Broschüre:
© A. Hirsch

Zwei heilende Brunnen im Wald

Auf einem von Wald umgebenen Geländevorsprung östlich von Kirchanschöring erhebt sich die ehemalige Wallfahrtskirche St. Koloman. Der spätgotische Bau wurde vermutlich anstelle einer kleinen Wallfahrtskapelle errichtet und 1518 geweiht. Der wenige Jahre zuvor erfolgte Um- und Neubau der nahe gelegenen Burg Lebenau dürfte damit in Zusammenhang stehen. Einer der Brunnen versorgte die etwa einen Kilometer entfernte Burg mittels einer hölzernen Rohrleitung mit Trinkwasser, wie aus einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1612 hervorgeht. Der heilige Koloman galt, da er erhängt wurde, als Patron gegen Kopfkrankheiten und wurde auch bei Gewitter und Seuchen angerufen. Zusätzlich wandte man sich in Lebenau an den Nebenpatron Dionysius, der wegen seiner Enthauptung ebenfalls bei Beschwerden des Kopfes und bei Krämpfen helfen sollte. Vermutlich sind die den Gnadenort umgebenden Quellen als Ursprung der Wallfahrt anzusehen. Der Kolomansbrunnen erscheint erstmals in einer Kirchenrechnung des Jahres 1594, als man ein eisernes „Khöttl und Pfännl zue dem Brunnen“ vom Schmied anfertigen ließ. Mit diesem an einer Kette befestigten Pfännchen konnte man Wasser aus dem Brunnen schöpfen.

© A. Hirsch

1624 tauchen in den Archivalien eine Brunnensäule, die in Form eines Bildstocks gestaltet war, sowie ein Brunnentrog aus Stein auf. Der dort ebenfalls vorhandene Opferstock bestätigt eine Einbindung der Quelle in das Wallfahrtsgeschehen. Ein hölzernes Brunnenhaus scheint 1702 errichtet worden zu sein.

© A. Hirsch

Im heutigen Brunnenhaus hat man ein Fragment eines Vorgängerbaus mit der Datierung 1770 integriert. Eine weitere Quelle, das so genannte „Fieberbrünndl“, liegt südwestlich der Kirche. Es galt als hilfreich bei Augenleiden und Fieber. Ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts nahm die Zahl der Wallfahrer stetig zu, was sich auch auf die Einnahmen des am Brunnen angebrachten Opferstocks auswirkte. Dadurch war die St. Koloman-Kirche finanziell gut gestellt und konnte immer wieder ohne fremdes Kapital renoviert und neu ausgestattet werden.

Hochaltarbild mit dem hl. Dionysius und Koloman © S. Schwedler

Trotz ihrer einsamen Lage, vom Pfarrdorf Fridolfing weit entfernt, war St. Koloman durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder Ziel von Prozessionen und Bittgängen. Auch zahlreiche Einzelpersonen suchten die Kirche und die Brunnen auf. Im späten 18. Jahrhundert ging jedoch der Besuch stark zurück. Durch den Erwerb einer Reliquie des heiligen Koloman vom Stift Melk in Niederösterreich gelang es dem Fridolfinger Pfarrer zu Anfang des 19. Jahrhunderts, die Wallfahrt für einige Zeit wieder zu beleben. Um 1900 wurden nach Aussage von Gewährspersonen beide Brunnen noch von Wallfahrern aufgesucht. Das in den Jahrzehnten zuvor in Vergessenheit geratene und zugewachsene „Fieberbrünndl“ wurde Anfang der 1990er Jahre freigelegt.

Autor/in: Andreas Hirsch