ehem. Priorat der Benediktinerabtei Rott am Inn – St. Ulrich am Pillersee (Tirol)

Broschüre:
Alte Ansicht des Benediktinerprioriats St. Ulrich am Pillersee © J. Lang
Alte Ansicht des Benediktinerprioriats St. Ulrich am Pillersee © J. Lang
  1. Bereits 1151 bestätigte Papst Eugen III. der Benediktinerabtei Rott den Besitz des Gebietes rund um den Pillersee, wozu auch die dem hl. Ulrich geweihte Kirche gehörte. Vermutlich war das Gotteshaus schon damals eine inkorporierte Pfarrkirche des am Inn gelegenen Klosters, denn im Jahre 1214 galt die benachbarte Kirche von Fieberbrunn als Filiale des Gotteshauses St. Ulrich. Um eine verbesserte Seelsorge zu erreichen, suchte das Kloster Rott um Errichtung eines Benediktinerpriorats am Pillersee an. Das wurde 1254 vom Salzburger Ordinariat genehmigt. Damit etablierte sich im Schatten der Loferer Steinberge eine von Rott abhängige und von einem Prior geleitete Ordensniederlassung, der die Seelsorge in der Pfarrei oblag. Zu den Filialen, die von St. Ulrich aus betreut werden mussten, zählten neben dem Gotteshaus von Fieberbrunn die Kirchen von St. Jakob im Haus, St. Maria Loreto in Hochfilzen sowie die nahe gelegene Wallfahrtskirche St. Adolari. Das Priorat bildete nicht nur den geistlichen, sondern auch den wirtschaftlichen Mittelpunkt des Tales. Das führte dazu, dass das Gebiet der Gerichtsbarkeit Kitzbühels zusehends entzogen wurde und ab 1330 die Hofmarksrechte erhielt. Damit gingen die Niedergerichtsrechte an das Kloster Rott und den von ihm eingesetzten Hofmarksrichter über. Drei Jahre nach der Säkularisierung des Klosters Rott im Jahre 1803 wurde auch das Priorat Pillersee aufgelöst.
  2. Im Turmbereich der heutigen Kirche St. Ulrich haben sich möglicherweise Reste eines romanischen Vorgängerbaues aus dem Hochmittelalter erhalten. Zwischen etwa 1480 und 1500 erfolgte die gotische Neuerrichtung, wobei 1491 der Hochaltar geweiht wurde. Von einem gotischen Flügelaltar haben sich nur wenige Plastiken erhalten. Auf einer bildlichen Darstellung aus der Mitte des 17. Jahrhunderts präsentiert sich das eigentliche Priorat als viergeschossiger schlossähnlicher Baukörper mit Schopfwalmdach, angeschlossenem Kapellenstock und einem Innenhof, der mit Schießscharten und Wehrgang versehen einen durchaus wehrhaften Eindruck vermittelt haben muss. Ein geschlossener Hocheingang verband das Priesterhaus mit der Kirche. Daneben sonderte eine Klausurmauer das Priorat deutlich von der Umgebung ab.
Autor/in: Dr. Johannes Lang