ehem. Kapuzinerkloster – Traunstein

Broschüre:
Ehemaliges Kapuzinerkloster in Traunstein © C. Soika
Ehemaliges Kapuzinerkloster in Traunstein © C. Soika
  1. Am 14. September 1687 wurde in Traunstein der Grundstein für ein Kapuzinerkloster gelegt. Diesem historischen Vorgang ging aber ein langwieriger Weg voraus. In der Zeit der Gegenreformation, als in Bayern der Katholizismus als Staatsreligion manifestiert wurde, bemühte sich auch Herzog Maximilian, der spätere Kurfürst, die Religiosität der Bürger zu fördern. Ein Mittel dazu waren auch Klostergründungen.
    Hoch angesehen war in der damaligen Zeit der Orden der Kapuziner, ein Reformzweig der Franziskaner, dessen Hauptziel die Verkörperung der christlichen Armutsideale darstellte.  Eine landesherrliche Verfügung führte 1627 die ersten Kapuziner nach Traunstein, die jährlich zu hohen Kirchenfesten kurze Zeit blieben, um vorhandene Defizite der lokalen geistlichen Institutionen auszugleichen und Seelsorge zu betreiben.

    Innenraum der Klosterkirche 1920 © C. Soika
    Innenraum der Klosterkirche 1920 © C. Soika

    Um ihr geistliches Wirken auch während ihrer Abwesenheit zu gewährleisten, initiierten sie in Traunstein, so wie sie sich auch allerorten gern mit Fronleichnamsbruderschaften assoziierten, die Gründung einer Corpus-Christi-Bruderschaft. Immer mehr Bürger schrieben sich in die Bruderschaft ein. Das Ansehen der Kapuziner wuchs  beständig, insbesondere durch ihren selbstlosen Einsatz im Pestjahr 1635, und erweckte den sehnlichen Wunsch der Traunsteiner Bevölkerung nach ihrer ständigen Anwesenheit.
    Die offizielle Genehmigung dazu ließ aber noch bis  zum Jahr 1686 auf sich warten, da Kompetenzgerangel der umliegenden Klöster, Konkurrenzplanungen anderer Orden sowie die Furcht der Obrigkeit vor zusätzlichen finanziellen Belastungen des Staates immer wieder zu Verzögerungen führten. Letztlich aber ersetzte dann sogar ein Klosterneubau vor den Toren der Stadt mit der zugehörigen Kirche, die 1690 feierlich konsekriert wurde, das bisherige bescheidene Hospiz der Kapuziner.

    Die Klosterkirche heute © C. Soika
    Die Klosterkirche heute © C. Soika

    Die Säkularisation bedeutete 1806 auch für die Traunsteiner Kapuziner das Ende. Die Kirche wurde exsekriert und die Klostergebäude wurden teils abgerissen, teils profaner Nutzung zugeführt.  1857 bis 1978 waren Englische Fräulein im Schuldienst und im Kindergarten tätig. Bereits 1857 hatte der Staat die verbliebenen Gebäude erworben, lediglich die Klosterkirche blieb noch bis 1986 in Kirchenbesitz. Dann erwarb sie die Stadt Traunstein für einen symbolischen Preis.

  2. Im Erscheinungsbild erinnert lediglich das Kirchengebäude an die ehemalige Klosteranlage. Es wird heute für kulturelle Zwecke wie Ausstellungen, Konzerte oder Lesungen genutzt. An den Innenwänden zeigt die für Ausstellungszwecke leer gräumte Kirche noch die farbenfrohe Ausmalung von 1920. Bei der Außenansicht fällt der erst 1866 als Dachreiter aufgesetzte Glockenturm auf, der als ein Meisterwerk der Zimmermannskunst im vorhandenen Dachstuhl abgestützt wurde. Er sollte dem Kirchenbau, der nach der Säkularisation als Getreidespeicher verwendet wurde, mehr das Aussehen einer Kirche verleihen.
Autor/in: Dr. Christian Soika