ehem. Augustiner-Chorherrenstift – Zell am See

Broschüre:
Pfarrkirche St. Hippolyth in Zell am See © H. Dopsch
Pfarrkirche St. Hippolyth in Zell am See © H. Dopsch
  1. Schon im 8. Jahrhundert bestand am Westufer des Zeller Sees eine Mönchszelle, deren Besitzgrundlage auf bayerisch-herzogliches Gut zurückging. Diese kleine mönchische Niederlassung, deren Mittelpunkt das dem hl. Hippolyth geweihte Gotteshaus darstellte, befand sich dann wohl in enger Abhängigkeit zur Salzburger Kirche, wenn auch die Quellen über Jahrhunderte versiegen. Ähnlich wie in Bischofshofen ist für Zell am See anzunehmen, dass hier eine monastische Einrichtung ununterbrochen existiert hat und sich im Verlaufe des 11. / 12. Jahrhunderts ein Wandel vom Mönchskloster hin zum Kollegiatstift vollzogen hat. Der im Jahre 1129 urkundlich erwähnte Propst Burchhard stand jedenfalls bereits einem Augustiner-Chorherrenstift vor, das kurz zuvor im Zuge der Chorherrenreform von Erzbischof Konrad I. etabliert werden konnte. Die enge Verbindung zum Salzburger Domkapitel verhinderte für den wohl stets überschaubaren Konvent von Zell am See die freie Propstwahl, weshalb vor allem zu Ende des 12. Jahrhunderts Kanoniker des Domkapitels die Leitung des hiesigen Stifts innehatten. Bevor er zum Bischof von Passau gewählt wurde, fungierte Wolfger, der seine Karriere im Salzburger Domkapitel begonnen hatte, sowohl als Passauer Domkanoniker als auch als Propst von Zell am See. 1216 fiel das Stift unter das Ausstattungsgut für das neu gegründete Bistum Chiemsee, wobei der letzte Propst von Zell am See, Rüdiger, zum ersten Bischof von Chiemsee geweiht wurde. Als kleine klösterliche Niederlassung mit fünf Klerikern existierte der Konvent bis zum Tode der Geistlichen zunächst für einige Jahrzehnte fort.
  2. Der durch mächtige steinsichtige Konglomeratquader, Geschossgesimse und einen markanten Treppengiebel versehene Turm der Pfarrkirche St. Hippolyth bildet heute eines der bedeutendsten Baudenkmäler des Pinzgaus und ein Wahrzeichen der Stadt Zell am See. Das in seiner Baustruktur romanische Gotteshaus war zugleich die Konventskirche des Augustiner-Chorherrenstifts und wohl auch der älteren Mönchszelle. Daneben existierte in unmittelbarer Nähe bis ins 19. Jahrhundert eine Marienkirche, die wohl als ursprüngliche Pfarr- und Leutkirche für die Bevölkerung anzusehen ist. In der dreischiffigen Kirche St. Hippolyth hat sich aus der Zeit des ehemaligen Stifts die Krypta erhalten; Decken und Inneneinrichtung stammen aus späteren Jahrhunderten. Zu den kostbarsten Plastiken gehören die auf dem Hochaltar befindlichen um 1480 geschaffenen Figuren der Hll. Rupert und Virgil. Der Kirchenpatron, der hl. Hippolyth, findet sich hingegen als Schnitzfigur auf einem gotischen Baldachin, um 1520.
Autor/in: Dr. Johannes Lang