Zeller Moor – Zell am See, Bruck a.d.Gl.

Broschüre:
Zeller Moor © C. Nöbauer
Zeller Moor © C. Nöbauer

Wiesenkönigreich im Innergebirg

Der Schutzgebietsverbund des südlichen Zeller Sees ist das größte zusammenhängende Feuchtgebiet des Pinzgaus. Die Vielfalt der unterschiedlichen Biotope von Niedermoorwiesen hin zu Streuwiesen und Moorwäldchen machen das Zellersee Südufer zu einem wichtigen Refugium für Tiere und Pflanzen. Das Feuchtgebiet ist ein bedeutender Rastplatz für Zugvögel im Zugstau über die Alpen. Im Naturschutzgebiet finden seltene Wiesenvögel wie Wachtelkönig, Kiebitz und Bekassine einen idealen Brutplatz.

Zwischen Mai und Juli kann man die im Gebiet brütende Schafstelze beobachten. Sie ist ein besonderer Charaktervogel der extensiv genutzten Streuwiesen und feuchten Magerweiden. Die variabel gelb gefärbten Vögel finden im Zeller Moor ihr einziges bekanntes Brutvorkommen im Bundesland Salzburg. Der vom Aussterben bedrohte Bodenbrüter aus der Familie der Stelzen und Pieper lebt hier im Einklang mit Pinzgauer Rindern und Noriker Pferden, die das Seenvorland im Frühsommer als Vorweide nutzen.

Die weitläufige Moorfläche, imposant umgrenzt von der Hochgebirgskulisse der Hohen Tauern, bietet nicht nur Wanderern und Radfahrern einen hohen Erholungswert, sondern bietet mit seinen Flachmoor- und Nasswiesen eine große Vielfalt an Arten und Lebensräumen. 18 Pflanzengesellschaften, 42 Pflanzenarten der Roten Liste, 87 Vogelarten, davon 20 europaweit bedroht, und sechs Amphibienarten finden im Schutzgebietsverbund einen Lebensraum. Erdkröte, Grasfrosch, Bergmolch, Laubfrosch, Gelbbauchunken und Feuersalamander nutzen die reich strukturierten Einhänge des Erlberges und die Feuchtlebensräume als Sommer- und Winterlebensraum. Die jährliche Wanderung der Tiere zwischen den Feuchtwiesen und Hangbereichen zählt zu den individuenstärksten im Bundesland Salzburg. Einmalig in Österreich sind die ausgedehnten Steifseggenbestände mit dem Wasserschierling. Diese hoch bedrohte Pflanze kommt, wie auch der Zungen-Hahnenfuß oder das Sumpf-Läusekraut, im Gebiet in ungewöhnlich großen Beständen vor.

Neben seiner besonderen ökologischen Wertigkeit besitzt das Zeller Moor aufgrund seiner landschaftlichen Attraktivität einen sehr hohen Erholungswert. Von der Amphibienwanderung im Frühjahr, dem Blühaspekt der Niedermoorwiesen und der Vielfalt an Wiesen- und Wasservögeln bis hin zum farbenfrohen Bild der herbstlichen Streuwiesen, bietet es vielfältige Naturbeobachtungen im Jahreslauf.

Autor/in: Dr. Günter Jaritz