2 Wege zur Urgeschichte der Industrie – eine kurze geologische Einführung

Broschüre:

Die Kulturgeschichte der Menschheit basiert seit den frühesten Anfängen auf den Rohstoffen, die aus der Erde entnommen werden. Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit symbolisieren die früheste Menschheitsgeschichte mit ihren Werkstoffen Stein und Erz. Salz ist mit dem Zeitbegriff Hallstattzeit engstens verknüpft.

Das Gebiet zwischen Kufstein – Rosenheim – Traunstein – Salzburg – Bischofshofen und Kitzbühel umfasst aus den Ostalpen fünf große geologische Baueinheiten, die seit 4 Jahrtausenden wichtige Rohstoffe geliefert haben.

Von Norden nach Süden sind dies:
Alpenvorland                           Tertiär + Quartär
Helvetische Zone                  Oberkreide + Tertiär
Flyschzone                               Unterkreide + Alttertiär
Kalkalpen                                 Trias, Jura, Kreide, Alttertiär
Grauwackenzone                 Ordovizium, Silur, Devon, Karbon, Perm

Die Kalkalpen muss man sich als höchste, weitgespannte Muldenform vorstellen, die auf der Grauwackenzone im Süden und auf der Flysch- und der Helvetischen Zone im Norden aufliegt. Dies ist ein Ergebnis der Auffaltung der Alpen vor rund 40 Millionen Jahren, als die Kalkalpen mit der Grauwackenzone von Süden nach Norden bewegt wurden. Die ehemals nördlich der Kalkalpen liegende Flyschzone wurde dabei mit der Helvetischen Zone nach Norden mitgeschleppt und kam zuletzt unter den Kalkalpen zu liegen.

Jeder dieser Bausteine ist in sich durch verschiedene Gesteinsabfolgen gegliedert, die verschiedenes Alter aufweisen.

Die ältesten Gesteine mit mehr als 400 Millionen Jahren finden sich in der Grauwackenzone, die innerhalb dieser riesigen Zeitspanne viele geologische Ereignisse durchgemacht hatte, wie Vulkanismus, Gesteinsumwandlung (Metamorphose) und Gebirgsbildungen (Variszisches Gebirge). Diese Ereignisse haben zu vielfältigen Zerbrechungen und Auffaltungen geführt. In dieser Periode wurden durch aufsteigende heiße Wässer Erzminerale zugeführt und abgelagert, so dass heute Erzlagerstätten, z. B. Kupferlagerstätten wie Mühlbach und Hüttau oder Fahlerz- und Nickellagerstätten wie Leogang vorliegen.

Nach der Auffaltung des Variszischen Gebirges in unserem Raum kam es nach einer langen wüstenartigen Abtragungsperiode vor etwa 280 Millionen Jahren zu einer langsamen Überflutung durch das Meer. Bei sehr heißem, trockenem Klima bildeten sich große Buchten, in denen Salz und Gips abgelagert wurden. Diese Salz führenden Gesteine – Haselgebirge genannt – erstrecken sich vom Salzkammergut bis in den Raum Innsbruck und werden in Altaussee, Hallstatt, Bad Ischl und Berchtesgaden abgebaut. Hallein und Hall bei Innsbruck sind nur mehr Schaubergwerke, welche die aufwändige Technik der Salzgewinnung zeigen. Über dem Haselgebirge liegt die mehrere Kilometer mächtige Abfolge der Kalkalpen.

Die Flyschzone – im Volksmund Sandsteinzone genannt – ist wesentlich jünger als die Kalkalpen und entstand im Zeitraum vor 100 Millionen bis etwa 50 Millionen Jahren in einem z. T. sehr tiefen Meer. Sie führt keine nennenswerten Erze oder Salz. Eng verknüpft mit der Flyschzone ist die Helvetische Zone, die etwa eine Zeitspanne von 70 – 40 Millionen Jahren umfasst. In dieser heute sehr schmal vorliegenden Gesteinsfolge, die vom Kressenberg in Bayern bis etwa Mattsee in Salzburg reicht, sind vor rund 55 Millionen Jahren Eisenerze gebildet worden. Diese Erze sind in Form von braunschwarzen, rundlichen Körnern – Bohnerz genannt – vorhanden. Ihre Entstehung verdanken sie einem feuchtwarmen bis tropischen Klima, das zur Zersetzung eisenreicher Gesteine führte und diese Verwitterungsprodukte wurden in Meeressande gespült. In Eisenärzt, Hachau und am Kressenberg wurden diese Erze lange Zeit von Bayern und Salzburg abgebaut.

Das Alpenvorland wird zum größten Teil aus dem Schutt der damals sehr jungen Alpen aufgebaut. In seinen vor 40 – 2 Millionen Jahren abgelagerten Schottern, Sanden und Tonen liegen Erdöl-, Erdgas- und Kohlelagerstätten. Die Kohle wird für die Verhüttung der Erze seit etwa 200 Jahren genützt, Erdöl und Erdgas erst seit rund 50 Jahren.

Autor/in: Dr. Wolfgang Vetters