Frauenbrünndl-Kapelle in Traunwalchen © C. Soika Ein heute noch vielbesuchter Wallfahrtsort ist das sogenannte „Frauenbrünndl“ in Traunwalchen, das aus einer Quelle, die an einem Hügel hinter dem Dorf entspringt, und einer im Jahr 1606 errichteten Kapelle mit vielen Votivtafeln besteht.
Die Frauenbrünndl-Kapelle ist ein achteckiger Holzbau mit einer großen Zwiebelkuppel, der in der Mitte des 18. Jahrhunderts barockisiert wurde. Neben den vielen Votivtafeln in der Kapelle mit den Darstellungen von wundersamen Heilungen und Rettungen durch die Muttergottes findet sich hier auch ein bemerkenswerter Kupferstich: Er zeigt das Wallfahrtsheiligtum in früherer Zeit mit der Brunnenkapelle und Badehütten, wo Wallfahrer der Segnungen des als heilkräftig erachteten Quellwassers teilhaftig werden konnten.
Madonna im Altar über der Quelle © C. Soika
Bemerkenswert ist, dass sich dieser bekannte Wallfahrtsort erst als Nachfolger einer zuvor bereits bestehenden Wallfahrt – nämlich in die Traunwalchener Marienkirche selbst – entwickelt hat. Diese frühere Wallfahrt, die vermutlich in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückreicht, führte zur Gottesmutter Maria, die man bei Unglücksfällen, Leiden und Krankheiten um Hilfe bat. In einem heute noch erhaltenen „Mirakelbuch“ sind 942 „Wunderheilungen“ festgehalten, die zum größten Teil in die Jahre von 1507 bis 1519 fallen. Diese Wallfahrt trat allerdings zunehmend in den Hintergrund, als das Quellheiligtum Frauenbrünndl, ausgebaut und gefördert vom Grafen Ladislaus von Törring, an Bedeutung gewann. Zwar kam es wegen der Wallfahrtskonkurrenz zu heftigem Streit mit dem Propst von Baumburg, der die traditionelle Traunwalchener Marienwallfahrt betreute. Jedoch konnten sich die Grafen von Törring in dem jahrzehntelangen Streit schließlich mit „ihrer“ Wallfahrt behaupten.
Autor/in: Dr. Christian Soika