Freilassing – Stadt

Broschüre:
Die Hauptstraße in Freilassing © S. Schwedler
Die Hauptstraße in Freilassing © S. Schwedler

Moderne Grenzstadt am Eisenbahnknotenpunkt

Geschichte

Während der letzten Eiszeit schuf der Saalachgletscher das weite ebene Becken, das sich nordöstlich des Högels bis zum Fuß des Untersbergs erstreckt. Der Abfluss des Gletschers mündete nördlich der heutigen Stadt Freilassing in die Salzach. Die fruchtbaren Endmoränenzüge beiderseits von Saalach und Salzach führten schon in der Jungsteinzeit zur Besiedelung dieses Landschaftsraumes und setzte sich in den nachfolgenden vor- und frühgeschichtlichen Epochen fort.

Die Römer nutzten wohl nahe dem heutigen Ortsteil Salzburghofen eine Furt in der Saalach, um Iuvavum-Salzburg an das Straßennetz und die nordwestlich des Flusses nachweisbaren römischen Gutshöfe anzubinden, woran noch Grabdenkmäler in Salzburghofen, im nahen Surheim und in Saaldorf erinnern. 1963 wurde am Standort des späteren Kreiskrankenhauses das Reihengräberfeld einer baiuwarischen Siedlung mit 293 Einzelbestattungen untersucht, dessen reiche Beigaben eine Belegung zwischen 550 bis 730 dokumentieren. Erstmals wird Salzburghofen 885 in einer Urkunde Kaiser Karls III. „des Dicken“ aus der Dynastie der Karolinger genannt, dann 908, als König Ludwig IV. „das Kind“ den Königshof Salzburghofen mit den Eigenleuten und allen Erträgnissen der Salzburger Kirche übereignete. Der Königshof darf im Bereich der späteren Pfarrkirche mit dem Marien-Patrozinium vermutet werden, während die südlich gelegene St. Peterskapelle als „Leutkirche“ diente. Die Marienkirche entwickelt sich Mitte des 12. Jahrhunderts zu einer Pfarrei mit neun Nebenkirchen, die von 1607 bis 1773 von Augustiner-Eremiten vom Salzburger Kloster Mülln betreut wurde.

Im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts wird mit frilaz das südlich gelegene heutige Freilassing namentlich genannt. Abgeleitet wird dieser Ortsname entweder vom althochdeutschen frīlāz als Personenbezeichnung „der Freigelassene“ oder vom mittelhochdeutschen vrîlâz in der Bedeutung „Freilassung“. Vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte Salzburghofen innerhalb des Pfleggerichts Unterplain den Status einer Hofmark mit Amtmann, Schranne und eigener Richtstatt.

Die Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt und das Heereszeugamt im Ortsteil Klebing waren am 25. April 1945 Anlass zur Bombardierung Freilassings durch die amerikanische Luftwaffe, wodurch 65 Hauser total zerstört, 164 Hauser, darunter die Bahnhofsanlagen und die St. Rupertuskirche schwer beschädigt wurden.

Anfang Mai 1945 erfolgte die Sprengung der Saalachbrücke. Die Lage an einem wichtigen Grenzübergang und der lebhafte „kleine Grenzverkehr“ zwischen Salzburg und Freilassing am Beginn der Nachkriegszeit führten zu raschem wirtschaftlichen Wachstum und Bevölkerungsanstieg, verstärkt durch Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. 1954 wurde die aus 18 Ortsteilen bestehende Gemeinde Freilassing zur Stadt erhoben.

Ortsbild

Das geschlossene dörfliche Erscheinungsbild von Salzburghofen war durch die Jahrhunderte geprägt von landwirtschaftlichen Gehöften, Handwerksbetrieben und zwei Wirtshäusern; die Flur von Freilassing wurde von Streuhöfen bestimmt. Während sich durch die rege Bautätigkeit ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ursprünglich dörfliche Ortsstruktur rasch verändert hat und die Kriegseinwirkungen empfindliche Verluste an historischer Bausubstanz verursachten, sind an Baudenkmälern zu nennen: die im damaligen Ortsteil von Freilassing ab 1924 erbaute großdimensionierte Pfarrkirche St. Rupertus nach Plänen von Architekt Adolf Muesmann; die Marienkirche in Salzburghofen aus dem 17. Jahrhundert mit klassizistischer Ausstattung, daneben der barocke Pfarrhof von 1745; dann die um 1477 erbaute Filialkirche St. Peter mit spätgotischen Gewölbefresken. Als bedeutendes profanes Baudenkmal gilt das von Johann Baptist Schott 1908/09 im Heimatstil errichtete Zentralschulhaus.

Wirtschaft

Von verkehrsmäßiger Bedeutung für Salzburghofen waren die Überfuhr über die Salzach und der Schiffsverkehr, wofür ab 1816 eine Zollstation bestand. Ein wirtschaftlicher Aufschwung, verbunden mit einem raschen Bevölkerungswachstum und reger Bautätigkeit, setzte 1860 mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie München-Salzburg ein, als im Ortsteil Freilassing ein Bahnhof als Eisenbahnknotenpunkt errichtet wurde, von dem in der Folge die Linien in Richtung Salzburg, Mühldorf und Berchtesgaden führten.

Durch diese verkehrsmäßige Erschließung kam es ab 1872 zur Ansiedlung größerer Betriebe wie der Andre-Hofer-Feigenkaffeefabrik, 1896 einer Parkettfabrik, 1913 eines Holzmattenwerks und im Dritten Reich zur Errichtung des Heereszeugamtes im Ortsteil Klebing. Die Stadt präsentiert sich heute aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Landeshauptstadt Salzburg und ihrer Lage im Voralpenland als attraktiver Wohn- und Wirtschaftsstandort. Seit der Eröffnung eines Einkaufsmarktes 2006 am Stadtrand und verschiedener Aktionen in der Innenstadt zieht Freilassing die Kaufkraft eines weiten Umlandes an.

Wappen

Wappen
Wappen

Das 1936 verliehene Gemeinde- und heutige Stadtwappen zeigt in Rot auf grünem Boden ein golden bewehrtes silbernes Pferd mit goldener Mähne und goldenem Schweif, das über eine goldene Salzkufe springt. Während das „freigelassene“ Pferd Sinnbilds für die Freiheit und den heutigen Namen der Stadt ist, erinnert das Salzfass an den alten Namen Salzburghofen und die Bedeutung des Salzhandels.

Aktuell

Seehöhe 423 m, Fläche 14,79 km2, 15.864 Einwohner (2007), Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Berchtesgadener Land. Freilassing gehört seit 1972 zum Landkreis Berchtesgadener Land, verfügt über eine Realschule für Knaben und die Mädchenrealschule Franz von Assisi, eine Berufsschule mit weitem Einzugsbereich, eine Musikschule, ein 1983 gegründetes Stadtmuseum im alten Feuerwehrhaus und seit 2007 über das Eisenbahnmuseum „Lokwelt Freilassing“ im ehemaligen Rundlokschuppen als Außenstelle des Deutschen Museums in München.

Autor/in: Hans Roth