Burg Golling von Südwesten © Ulrike Engelsberger Historischer Verwaltungs- und Gerichtsstandort
Geschichte
Golling war nachweislich schon in prähistorischer Zeit besiedelt, was durch Funde am Rabenstein, am Nikolausberg und am Pass Lueg belegt werden kann. Der bedeutendste davon ist ein Bronzehelm aus der Urnenfelderzeit, der am Pass Lueg entdeckt wurde. Dieser Pass war schon in urgeschichtlicher Zeit ein Durchzugs- und Handelsweg. Der Name Lueg (luoch ) wird erstmals 1241 urkundlich erwähnt. Die frühe Besiedlung verdankt Golling seiner geografisch günstigen Lage sowie den Salzachuferterrassen und Inselbergen, die einen natürlichen Schutz vor Feinden boten.
In der Römerzeit wurden diese höher gelegenen Plätze verlassen. Man siedelte sich direkt an den Verkehrsverbindungen, in Golling an der Römerstraße, an. Funde aus dieser Zeit sind ein römischer Meilenstein und ein Altar, der der Göttin Fortuna geweiht war. Aus der Zeit zwischen dem Ende der römischen Herrschaft und dem Hochmittelalter ist wenig überliefert. Das Gebiet um Golling gehörte im 12. Jh. zur Grafschaft im Kuchltal, die den Grafen von Plain unterstand. Erzbischof Eberhard II. ließ im 13. Jh. den Ort planmäßig anlegen. 1241 wird der Name Golling erstmals genannt. Bei der Deutung dieses Namens gehen die Meinungen auseinander. So wird der Name mit dem romanischen Wort col (Hügel) ebenso in Verbindung gebracht wie mit dem Wort galgo (Galgen) oder mit dem slawischen Wort gol (kahl), was zudem noch den Namen des Hohen Göll erklären konnte.
Burg Golling um 1833 (Kolorierte Lithographie von Gustav Kraus, Druck J. B. Dreseli, Reproduktion SLA)
Die Burg auf einem Felssporn, etwas erhöht über dem Markt, mit Bergfried, Palas und einer Ringmauer, dürfte von Eberhard II. zur Sicherung der Straßen Mitte des 13. Jh. erbaut worden sein. Urkundlich wird sie erst 1325 erwähnt. 1284 wird Golling als Markt bezeichnet, 1403 bestätigte Erzbischof Eberhard III. das Marktrecht. Die Burg übergab Erzbischof Friedrich III. 1325 den Herren von Kuchl. Ende des 14. Jh. fielen das Landgericht Kuchl und die Burg Golling an Erzbischof Pilgrim II. zurück. Im späten 15. Jh. übersiedelte der Landrichter von Kuchl nach Golling, wo er nun Burgverwalter, Richter und Verwaltungsbeamter für das soeben entstandene Pfleggericht Golling wurde. Golling avancierte damit zum Verwaltungszentrum im südlichen Salzachtal vor dem Pass Lueg.
Pass Lueg mit den Befestigungs-anlagen, Mitte 19. Jh. (Kolorierte Lithographie aus: Diorama oder Rundbild des Herzogthums Salzburg nach Franz Anton Alexander von Braune, Reproduktion SLA)
Am Beginn des Bauernkrieges 1525 wurde Golling zum Sammelplatz des Bauernheeres aus dem Gebirge. Von dort zog es weiter nach Salzburg. Nach gescheiterten Verhandlungen brach 1526 erneut ein Aufstand aus. In diesem wurde Golling überfallen und geplündert. Noch im selben Jahr wurde der Aufstand mit Hilfe von ausländischen Truppen niedergeschlagen, ohne dass die Bauern eine Verbesserung ihrer Lage erreicht hätten. Während der Napoleonischen Kriege war der Pass Lueg 1805 und 1809 heiß umkämpft.
Nach dem Sieg Napoleons wurden 1809 Teile der Befestigungen gesprengt. Mit der Säkularisation 1803 fand das selbständige geistliche Reichsfürstentum Salzburg sein Ende. Während der Zugehörigkeit Salzburgs zum Königreich Bayern 1810 – 1816 wurde das Gericht Golling mit Hallein vereinigt und der Gerichtssitz nach Hallein verlegt. 1816, nach dem Übergang Salzburgs an Österreich, für rund hundert Jahre neuerlich als Gerichtsort bestätigt, ging der Gerichtsbezirk Golling 1923 definitiv im Halleiner Sprengel auf. Diese Konkurrenzierung hatte sich bereits seit 1896 abgezeichnet, als nach hartem Konkurrenzkampf nicht Golling, sondern Hallein als Sitz der Bezirkshauptmannschaft bestimmt wurde. Die Eröffnungen der Bahn von Salzburg nach Tirol (1875) und der Gasteiner Bahn (1908) brachten für Golling einen großen Aufschwung. Als 1977 die Tauernautobahn bis Werfen dem Verkehr übergeben wurde, bedeutete dies für Golling die ersehnte Verkehrsberuhigung im Marktzentrum. Die Eingemeindungen von Torren und Obergau erfolgten 1936. Von den Brandkatastrophen war jene von 1699 die schlimmste. Dieser fiel die ganze westliche Häuserreihe des Marktes zum Opfer. Zudem wurde Golling regelmäßig von Überflutungen der Salzach schwer getroffen. 2002 richtete ein Jahrhunderthochwasser einen Schaden von über 5 Millionen Euro an.
Ortsbild
Das Gemeindegebiet von Golling umfasst die Katastralgemeinden Golling, Torren und Obergau, wobei Golling selbst meist nur der „Markt“ genannt wird. Dieser ist ein geplanter Straßenmarkt mit vorwiegend spätmittelalterlichem Kern an der wichtigen Nord-Süd-Verkehrsstraße. Die Burg im Ortskern erinnert daran, dass Golling Verwaltungszentrum eines größeren Gebietes war. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer regen Bautätigkeit für dringend benötigte Wohnsiedlungen.
Golling von Westen mit zerstörter Salzachbrücke um 1820 (Karl Ludwig Friedrich Viehpeck gezeichnet, radiert
von Johann Christoph Erhard und Johann Adam Klain, SLA, Reproduktion SLA)
Marktplatz von Golling im Jahr 1907 (Aquarell von
Rudolf Bernt, SLA, Reproduktion SLA)
Wallfahrtskirche Sankt Nikolaus in Torren © Ulrike Engelsberger
Pfarrkirche Hll. Johannes der Täufer und Evangelist
© Ulrike Engelsberger
Die gotische Pfarrkirche steht an der Stelle, wo sich früher die romanische Gollinger Kapelle befand, die eine Filiale der Pfarre Kuchl war. Golling besitzt zwei Filialkirchen. Die Wallfahrtskirche St. Nikolaus in Torren steht auf einem Felsplateau am Fuße des Hohen Gölls. Sie wird 1444 erstmals urkundlich erwähnt und ist ein spätgotischer Bau mit einer Außenkanzel. Die Wallfahrtskirche Maria Brunneck, erbaut im 18. Jh. im Stil des Rokoko, steht am Pass Lueg. Von den Wehranlagen auf diesem Pass sind heute nur noch Reste zu erkennen.
Wirtschaft
Gollinger Wasserfall um 1880 (Aquarell von C. P. C. Köhler; aus: Die Salzburger Alpen. Aquarelle mit Schilderungen, Darmstatt o. J., Reproduktion SLA)
Golling profitiert von der günstigen Lage an einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen. Rund eine Tagesreise von Salzburg entfernt, war es für eine große Zahl von Fuhrwerken, Boten und reisenden Kaufleuten der ideale Ort für einen Halt, bevor die Reise ins Gebirge führte. Das Wirtschafts- und Geschäftsleben war auf diesen Durchzugsverkehr zugeschnitten. Ende des 18. Jh., als Golling nur 600 Einwohner zahlte, gab es im Ort nicht weniger als elf Wirte, vier Schmiede und drei Wagner. Der Fremdenverkehr setzte erst allmählich zu Beginn des 19. Jh. ein und weitete sich inzwischen zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor aus (2008: 99.811 Nächtigungen). Hauptanziehungspunkte bilden der Gollinger Wasserfall und die Salzachöfen. Für Golling sind die Sachgütererzeugung, das Bauwesen und Reparaturwerkstätten von wirtschaftlicher Bedeutung.
Wappen
Wappen der Marktgemeinde Golling
In geteiltem Schild oben in Blau der nach rechts gewendete Kirchenpatron Sankt Johann Evangelist in grünem Kleid mit rotem Mantel, aus der Teilungslinie wachsend, mit der linken Hand einen goldenen Kelch haltend, den die rechte segnet; unten in Rot auf grünem Boden ein nach rechts gewendeter schwarzer Rabe, der einen goldenen Ring im Schnabel halt (Verleihung: 3. April 1929).
Der Rabe nimmt Bezug auf die Sage, dass ein junger Mann unter der Anschuldigung, der Tochter des Burgpflegers einen Ring gestohlen zu haben, hingerichtet wurde. Dieser Ring wurde später von Holzfällern im Nest eines Raben gefunden und damit die Unschuld des Hingerichteten erwiesen. In früheren Jahrhunderten war bisweilen nur der Rabe mit dem Ring oder der hl. Johannes Ev. Und darunter der Ring (so auf der Landtafel 1592) im Wappen zu finden.
Aktuell
Seehöhe: 476 m, Fläche: 82,1781 km², 4.052 Einwohner (2009), Politischer Bezirk Hallein, Gerichtsbezirk: Hallein.
Autor/in: Ulrike Engelsberger