Kuchl – Marktgemeinde

Broschüre:
Heutiger Marktplatz in Kuchl © Marktgemeinde Kuchl
Heutiger Marktplatz in Kuchl © Marktgemeinde Kuchl

Vom Römerkastell zum Wirtschaftszentrum

Geschichte

Der Ortsname geht zurück auf das römische Kastell Cucullis, das vom Lateinischen, aus dem Keltischen entlehnte Wort cucullus in der Bedeutung „Kapuze“ abzuleiten ist. Hier ist es vielleicht als geographische Bezeichnung in der Bedeutung „Kuppe“ für den Georgenberg zu verstehen.

Der schon zur Jungsteinzeit besiedelte Georgenberg in Kuchl © TVB Kuchl
Der schon zur Jungsteinzeit besiedelte Georgenberg in Kuchl © TVB Kuchl

Die älteste Ansiedlung Kuchls befindet sich auf der Hochfläche des Georgenbergs, einem in der Ebene des Salzachtals freistehenden Höhenrücken. Zahlreiche Grabungsfunde lassen hier ab der jüngeren Steinzeit auf eine ungebrochene Siedlungstradition bis zum Beginn der römischen Herrschaft schließen. Am Benzbichl wurden Funde aus der Urnenfelderzeit entdeckt. Zur Römerzeit wurde die Siedlung ins Tal an die Römerstraße nach Iuvavum/Salzburg verlegt. Mauerreste der römischen Straßenstation Cuculle wurden südlich des Georgenbergs freigelegt. In spätromischer Zeit wurde wieder die schützende Anhöhe des Georgenbergs genutzt, wo auch das castellum Cucullis mit der bereits damals bestehenden christlichen Kirche lag. Die Lebensbeschreibung des Hl. Severin berichtet, dass der Heilige um 470 n. Chr. das Kastell besuchte und in der Kirche ein Kerzenwunder bewirkte. Der Fortbestand des römischen Namens und die im Bereich von Kuchl ansässigen Romanen belegen eine dauernde Besiedlung bis in die Zeit der bayerischen Landnahme. Um 700 n. Chr. schenkte der Bayernherzog Theodo den locus Cucullos der Kirche von Salzburg. Diese frühmittelalterliche Siedlung dürfte am Fuße des Georgenbergs gelegen sein. Erst um 1000 n. Chr. wurde der Ort an der heutigen Stelle am Ufer der Salzach angelegt.

Seit dem 12. Jh. nannte sich nach diesem Ort ein mächtiges Rittergeschlecht, die Herren von Kuchl, die das Erbmarschallamt von Salzburg inne hatten und mit Hans von Kuchl, Herr auf Friedburg und Gründer des Kollegiatstifts Mattighofen, 1436 erloschen. Der Name Kuchl umfasste die gesamte Gegend (Kuchltal) und bezeichnete auch die „Grafschaft im Kuchltal“, deren Gerichtssitz Kuchl war; sie wurde 1250 von den beiden letzten Grafen von Plain an die Salzburger Erzbischöfe abgetreten. Kuchl verlor seine zentrale Bedeutung im südlichen Salzachtal in der zweiten Hälfte des 13. Jh. an das am Eingang zum Pass Lueg neu gegründete Golling. Im 15. Jh. wurde auch der Sitz des Landgerichts von Kuchl nach Golling verlegt.

Kuchl durfte schon in der ersten Hälfte des 13. Jh. Marktcharakter besessen haben. Das Marktrecht wurde aber erst um 1380 von Erzbischof Pilgrim II. bestätigt. Detaillierten Einblick in das Verwaltungswesen der Marktgemeinde gibt das noch erhaltene Kuchler Bürgerbuch, in das von 1586 bis 1920 die wichtigsten bürgerlichen und rechtlichen Belange eingetragen worden sind. Vom Bauernaufstand 1526 war Kuchl unmittelbar betroffen, es wurde zum Ausgangslager für die Kämpfe bei Golling und im Lammertal. Von den kriegerischen Auswirkungen noch wirtschaftlich geschwächt, wurde der Markt 1547 durch einen Brand zusätzlich schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Zur Belebung der Wirtschaft bestätigte Erzbischof Johann Jakob von Khuen- Belasy 1561 das Marktrecht. In den Franzosenkriegen hatte Kuchl unter dem Durchmarsch der französisch-bayerischen und österreichischen Truppen in die Gebirgsgaue zu leiden. 1809 traf Kuchl das Kriegsgeschehen unmittelbar, die Kämpfe hatten sich auf das südliche Salzachtal verlegt, wo im Raum Pass Lueg und Georgenberg schwere Kampfhandlungen stattfanden.

Nachdem 1816 Salzburg ein Teil von Österreich geworden war, wurde 1830 Kuchls regionale Stellung als Markt durch die Verleihung von zwei zusätzlichen Pferde- und Viehmärkten gefestigt. Eine kontinuierliche wirtschaftliche Fortentwicklung mit Ausnahme der beiden Weltkriege und der Zwischenkriegszeit begann für Kuchl mit der 1850 erfolgten Zusammenlegung der Steuergemeinden Kuchl, Georgenberg, Jadorf, Kellau und Weisenbach zur politischen Marktgemeinde Kuchl. Die Anbindung an die Eisenbahn Salzburg–Tirol 1875 und nicht zuletzt der überregionale Anschluss an die Tauernautobahn zu Beginn der 70er Jahre des 20. Jh. erleichterten den Personen- und Güterverkehr und machten Kuchl zu einem Fremdenverkehrsort. Heute ist Kuchl nach der Einwohnerzahl die zweitgrößte Gemeinde des Tennengaus und weist ein reges Wirtschafts- und Agrarleben auf.

Ortsbild

Die Marktgemeinde Kuchl profitiert von ihrer prachtvollen landschaftlichen Lage im südlichen Salzburger Becken am Fuß des Hohen Gölls. Der historische Marktort liegt am rechten Ufer der Salzach. Sein Zentrum wird von einem langgezogenen rechteckigen Straßenplatz gebildet mit Häusern, die im Kern meist aus dem 16. und 17. Jh. stammen. Im und am Rand des Ortszentrums haben sich moderne Wohnsiedlungen und Gewerbegebiete gebildet. In die 1234 als Pfarrkirche genannte spätgotische dreischiffige Staffelkirche aus dem 15. Jh. mit einer spätgotischen Krypta sind zwei Vorgängerbauten aus dem 11. Jh. und vom Anfang des 13. Jh. integriert.

Die spätgotische Kirche St. Georg am Georgenberg in der Marktgemeinde Kuchl © Marianne Robl
Die spätgotische Kirche St. Georg am Georgenberg in der Marktgemeinde Kuchl © Marianne Robl

Auf dem Plateau des Georgenbergs, 1960 zum Naturdenkmal erhoben, steht die erstmals 1243 erwähnte spätgotische Filialkirche Sankt Georg auf zwei Vorläuferbauten, einer spätrömisch-frühchristlichen Kirche des hier vermuteten castellum Cucullis und einem romanischen Bau aus dem 10./11. Jh.

Wirtschaft

Handel und Handwerk haben in Kuchl Tradition, daran erinnert der alljährlich seit Jahrhunderten im September abgehaltene Zunftbrauch des „Schus

terjahrtages“. Besonders stark ist der Holzbereich in der Kuchler Wirtschaft verankert. Zurzeit sind in Kuchl 493 Betriebe ansässig, 31 davon haben vor allem mit Holz zu tun. Seit 1943 wird in Kuchl eine Ausbildung für Holzberufe angeboten. Heute, 75 Jahr später, bietet der Wissens Campus Kuchl geballte Kompetenz rund ums Thema Holz. Das Holztechnikum Kuchl, mit Werkmeisterausbildung, einer HTL und Fachschule. Die Fachhochschule Salzburg am Standort Kuchl hat mittlerweile vier Studiengänge im Ausbildungsprogramm. Die Berufsschule und die Einrichtungsberaterschule runden das Profil ab. In Kuchl beschäftigen sich über 1.250 SchülerInnen und Student/inn/en mit dem Thema Holz. Auch befinden sich proHolz Salzburg und der Holzcluster Salzburg am Standort Kuchl. Somit ist Kuchl der größte Holzausbildungsstandort in Mitteleuropa und als „Holzgemeinde“ bekannt. Beim Wettbewerb „Holzfreundlichste Gemeinde“ der Initiative „Wald im Klimawandel“ haben 43 Gemeinden aus neun Bundesländern insgesamt 79 Projekte eingereicht. Als bundesweiter Sieger ging im Herbst 2017 die Marktgemeinde Kuchl hervor.

Wappen

In Blau auf grünem Boden ein nach rechts springender naturfarbener Hirsch. (Verleihung: 26. Juli 1930). Das Wappen erinnert an die Herren von Kuchl, von denen ein Familienzweig im 15. Jh. den Hirsch im Schild führte.

Aktuell

Seehöhe 468m, Fläche 46,8875 km², Einwohner: 7.200 (2018), Politischer Bezirk Hallein, Gerichtsbezirk Hallein.

Autor/in: Ulrike Engelsberger