Oberer Stadtplatz in Inn-Salzach-Bauweise. © S. Schwedler Historische Stadt in der Salzachschleife
Geschichte
Der Landschaftsraum um Laufen ist das Ergebnis der Vorlandvergletscherung während der letzten Eiszeit, als der vereinigte Salzach-Saalach-Gletscher südlich von Laufen das weite Becken mit Prallhängen und Terrassen formte. Nach dessen Abschmelzung vor ca. 10.000 Jahren bildete die heutige Salzach einen schluchtartigen Einschnitt in den Endmoränenwall und schuf bei Laufen eine enge Schleife, die sich später als geschützter Siedlungsplatz erweisen sollte. Die siedlungsgeographisch günstige Lage der Umgebung belegen Funde aus der Jungsteinzeit und den nachfolgenden vor- und frühgeschichtlichen Epochen, wozu römische Gutshofe und baiuwarische Reihengräberfelder an beiden Ufern des Flusses zählen.
Der um 747 als Lŏffi überlieferte Siedlungsname leitet sich ab vom althochdeutschen Wort loufa für Stromschnelle. Der „Nocken“, ein Felsen im Flussbett nördlich der Landzuge, stellte ein Hindernis für die Schifffahrt dar, das die Entwicklung und spätere wirtschaftlichn Bedeutung der Siedlungen in der Salzachschleife begründete (vgl. auch Oberndorf). Nach 749 erwirbt Bischof Virgil vom bayerischen Herzogshaus der Agilolfinger den befestigten Sitz (castellum ad Lŏffi) am erhöhten südöstlichen Gelände der Halbinsel, dem Standort der späteren Burg, seit 1701 Sommerresidenz der Salzburger Fürsterzbischöfe.
Die Stadt in der Flussschleife, Ansicht von Westen. © S. Schwedler
Oberes Stadttor mit dem ehemaligen fürsterzbischöflichen
Schloss. © S. Schwedler
Laufen, Ansicht von 1569. © S. Schwedler
Altes Rathaus mit spätgotischem Gewölbe. © S. Schwedler
Durch die Verfrachtung des Reichenhaller Salzes auf der Salzach erlangte die Siedlung bis zum 11. Jahrhundert nicht nur eine Ausdehnung auf der geschützten Halbinsel, sondern auch auf dem gegenüberliegenden Ufer mit den Vororten Oberndorf und Altach. Um 1050 bereits urbs (befestigte Siedlung) genannt, wird ab 1144 ein Richter überliefert, ebenso eine Münzstätte, die ein reges wirtschaftliches Leben voraussetzt. Für die Bedeutung der zweitältesten Stadt im Erzstift sprechen die hier abgehaltenen Salzburger Provinzialsynoden und 1166 der Hof- und Gerichtstag Kaiser Friedrichs I. Barbarossa. Die Ummauerung der Stadt ist für 1251 belegt.
Die kurz vor 1200 einsetzende Salzgewinnung am Dürrnberg bei Hallein und die damit verbundene Salzausfuhr ausschließlich auf der Salzach machten eine Regelung der Salztransporte und der daran Beteiligten erforderlich. 1267 erhalten 27 Bürger, die das Patriziat der Stadt bilden, das „Schiffherren-Privileg“, das den Salztransport nur auf den von ihnen vermieteten Schiffen gestattete. 1278 folgt die sog. Ausfergenordnung, die 40 Familien als erzbischöflichen Beamten die Führung der Salzschiffe von Hallein nach Laufen vorbehielt. Neben dem Salz werden auf der Salzach südländische Waren, aber auch der helle Untersberger und der rote Adneter Marmor in Richtung Passau, Regensburg und die Donauländer befordert; im Gegenzug gelangen Getreide aus Bayern und Wein aus Niederösterreich in das Erzstift. Bereits 1333 werden erstmals zwei Bürgermeister, ab 1415 erzbischöfliche Pfleger genannt. Eine Polizeiordnung von 1531 regelt die rechtlichen Befugnisse der Stadt und ihrer Bürger. Ab 1610 ist Laufen Amtssitz für Justiz und Verwaltung des weiten Umlandes.
Durch die Säkularisierung des Erzstifts 1803 und die nachfolgenden kriegerischen Ereignisse kam es zu raschen politischen Veränderungen (1803-1805 Kurfürstentum des Großherzogs Ferdinand von Toskana, bis 1809 österreichisch, dann unter französischer Verwaltung und von 1810 bis 1816 unter der Krone Bayerns). Mit dem Münchener Vertrag von 1816 erfolgte die Abtretung Salzburgs an Österreich und die Grenzziehung entlang der Salzach, wodurch der Rupertiwinkel am linken Flussufer mit den Städten Laufen und Tittmoning bei Bayern verblieb. Damit verlor das Landgericht Laufen flächenmäßig zwei Drittel seines Zuständigkeitsbereichs an Österreich, was durch Eingliederung des aufgelösten Landgerichts Teisendorf ausgeglichen wurde.
Der Niedergang der Salzachschifffahrt, veranlasst durch die Verlagerung der Verkehrswege, setzt bereits Ende des 18. Jh.s ein und findet trotz der 1828 gegründeten „Schiffergemeinde Laufen-Oberndorf“ ein jähes Ende durch die 1860 eröffnete „Maximiliansbahn“ von München nach Salzburg und deren Weiterführung als „Elisabethbahn“ nach Wien sowie den Anschluss der Salinenstadt Hallein an das Eisenbahnnetz 1871. Auf Grund seiner Lage direkt an der Grenze gegenüber Oberndorf war Laufen in den Jahren 1932 bis 1938 immer wieder Schauplatz von Provokationen und Propagandaaktionen der Nationalsozialisten sowie von bewaffneten Grenzzwischenfallen.
Ortsbild
Inneres der 1330 bis 1338 erbauten Pfarrkirche Mariä
Himmelfahrt. © S. Schwedler
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. © S. Schwedler
Unterer Stadtplatz mit Rupertus-Brunnen und Altem
Rathaus. © S. Schwedler
Der 2006 neu errichtete Europasteg zwischen Laufen
und Oberndorf. © H. Guggenberger
Als Ausdruck der Finanzkraft des ritterbürtigen Patriziats und des bürgerlichen Selbstbewusstseins entstand an Stelle der romanischen Basilika zwischen 1330 und 1338 der Neubau der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, die als älteste gotische Hallenkirche Süddeutschlands gilt. Die Stadtgestalt erfährt im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert eine bauliche Veränderung durch die Einführung der sog. Inn-Salzach-Bauweise: Die ehemals giebelständigen Hausfassaden der beiden Plätze und entlang der schluchtartigen Gassen erhalten hochgezogene Vorschussmauern mit waagrechtem Abschluss, hinter denen sich das Grabendach verbirgt. Diese Bauform diente der Feuersicherheit, dennoch wurde die Stadt mehrmals von Bränden heimgesucht. Die Brücke vom Unteren Stadttor zum gegenüberliegenden Ufer wurde nach dem verheerenden Hochwasser von 1899 zerstört und durch die 1902/03 errichtete Länderbrücke ersetzt, die nun vom Oberen Stadtplatz zum nach Süden verlegten Ort Oberndorf führt. Seit 2006 besteht am ursprünglichen Brückenstandort der „Europa-Steg“, der die Laufener Unterstadt wieder mit Alt-Oberndorf verbindet. Aus Mitteln der Städtebauforderung und in Eigeninitiative werden fortlaufend denkmalpflegerische Maßnahmen und Sanierungen zur Verbesserung der Wohnqualität und zur Belebung der Altstadt durchgeführt.
Wirtschaft
Das ehemalige Kapuzinerkloster, heute Bayerische Akademie
für Naturschutz und Landschaftspflege. © H. Roth
Westseite des 2008 renovierten Kreuzganges. © H. Roth
Durch die Gebietsreform 1972 wurde der Landkreis Laufen, identisch mit den ehemaligen salzburgischen Pfleggerichten westlich von Saalach und Salzach, aufgelöst und dessen südlicher Teil dem nunmehrigen Landkreis Berchtesgadener Land angegliedert. Damit verlor Laufen seine zentralörtliche Funktion als Sitz der Landkreisverwaltung. Bestehen blieben das Amtsgericht und das Finanzamt als Außenstelle des Finanzamtes Berchtesgaden. Als Ersatz für den Zentralitätsverlust wurde Laufen Sitz der 1976 gegründeten Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege. Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurden 1970 die Gemeinden Heining und Triebenbach, 1978 die Gemeinde Leobendorf in die Stadt eingegliedert. Durch die Grenznähe fehlt bisher die Ansiedlung großer Industriebetriebe, jedoch mangelt es nicht an qualitativ hochwertigen mittelständischen Unternehmen. Die 1998 erfolgte Grenzöffnung bietet nun spürbare Chancen zur Verbesserung der Wirtschaftskraft.
Wappen
Das Wappen der Stadt Laufen zeigt in Rot einen gemauerten, breiten silbernen Torbau mit offenem Tor, darauf einen schmaleren Turm, beide gekrönt mit Schwalbenschwanzzinnen. Es geht in seiner Fassung von 1937 auf das älteste überlieferte Stadtsiegel aus dem Jahr 1315 zurück.
Aktuell
Seehöhe 394 m, Fläche (mit den Eingemeindungen) 35,29 km2, 6.659 Einwohner (2008), Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Berchtesgadener Land.
Seit 1946 besteht als überregionale Einrichtung die Justizvollzugsanstalt für Jugendliche Laufen-Lebenau und seit 1964 das Rottmayr-Gymnasium, benannt nach dem aus Laufen stammenden Barockmaler Johann Michael Rottmayr (1654-1730). 1972 wurden das Städtische Altersheim und 1976 das Städtische Krankenhaus aufgelöst, letzteres wird als Altersheim von der Arbeiter-Wohlfahrt
weitergeführt. Einen herben Verlust für die Volksseelsorge bedeutete die 1992 durch Personalmangel bedingte Aufgabe des seit 1655 bestehenden Kapuzinerklosters.
Autor/in: Hans Roth