Maria Kirchental – St. Martin b. Lofer

Broschüre:
Wallfahrtskirche Maria Kirchental © J. Lang
Wallfahrtskirche Maria Kirchental © J. Lang

In der Abgeschiedenheit des schattenreichen Kirchentals errichtete um 1670 ein Bauer aus St. Martin eine hölzerne Kapelle, deren Andachtsgegenstände schon bald darauf zum Ziel lokaler Verehrung wurden. 1688 schritt man sodann zu einem Neubau der Kapelle durch die St. Martiner Gemeinde, wobei eine hölzerne Madonnenstatute aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zur Aufstellung gelangte, die sich ursprünglich im rechten Seitenaltar der im Tale liegenden Kirche St. Martin befunden hatte.

Gnadenbild, 2. Hälfte 15. Jh. © J. Lang
Gnadenbild, 2. Hälfte 15. Jh. © J. Lang

Nun wurde es schnell zum Mittelpunkt hiesiger Barockfrömmigkeit, zumal sich zahlreiche Wunder ereigneten. Nach einer behördlichen Untersuchung gab man das Kultbild schließlich zur öffentlichen Verehrung frei, und sogar der Salzburger Erzbischof las dort 1691 eine Messe und krönte das Gnadenbild.

1694 war auf erzbischöfliche Initiative hin und nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach mit dem Bau einer Wallfahrtsbasilika begonnen worden, deren Ausführung in den Händen des Loferer Maurermeisters Stephan Millinger lag und die 1700 eingeweiht werden konnte. Die Wahl des Bauplatzes hatte der Legende nach ein Fingerzeig des Gnadenbildes beeinflusst, wonach in einem Schneefeld drei Kornähren zu blühen begonnen hatten. Eine der Kornähren ist noch heute in der Kirche kostbar gefasst.

Das auch als "Pinzgauer Dom" bekannte Gotteshaus von Maria Kirchental © J. Lang
Das auch als „Pinzgauer Dom“ bekannte Gotteshaus von Maria Kirchental © J. Lang

Seit dem Jahre 1690 wurden von den zuständigen Geistlichen, die in einem eigenen Priesterhaus untergebracht waren, Mirakelbücher angelegt, die davon zeugen, dass schon während der Bauzeit des Gotteshauses Wallfahrer von weit her – so aus Böhmen, Ungarn, den Rheinischen Ländern, der Schweiz und Italien – in das Kirchental kamen. Im Jahre 1783 zählte man über 50.000 Wallfahrer. Von ihnen hat sich ein bemerkenswert großer Schatz mit fast 1200 Votivtafeln erhalten. Neben dem wirkkräftigen Gnadenbild war es die Möglichkeit, einen vollkommenen Ablass zu erlangen, die den Wallfahrtsort für so viele Gläubige zum Anziehungspunkt machte.

Hochaltar © J. Lang
Hochaltar © J. Lang

Auf Grund der Zweiturmfassade gerne als „Pinzgauer Dom“ bezeichnet, beeindruckt der Kirchenraum gleichermaßen durch Höhe und Raumvolumen. Der ursprüngliche Choraltar wurde 1857 ersetzt; der linke Seitenaltar (1719) stammt von Jakob Zanussi.

Autor/in: Dr. Johannes Lang