Mattsee – Marktgemeinde

Broschüre:
Mattsee im Sommer. © Marktgemeinde Mattsee
Mattsee im Sommer. © Marktgemeinde Mattsee

Stift und Dorf zwischen Passau und Salzburg

Geschichte

Der Name des Ortes und des gleichnamigen Sees sind abgeleitet vom Flussnamen der Mattig, der seinerseits auf einen keltischen Personnennamen Matug zurückgeführt wird.

Erste Siedlungsspuren aus der jüngeren Steinzeit (6.- 3. Jahrtausend v. Chr.) wurden auf dem Schlossberg gefunden, der damals eine Insel im See war. Aus der Hallstattzeit (6. Jh. v. Chr.) stammen umfangreiche Keramikfunde auf dem Buchberg. Für die Römerzeit belegen Ausgrabungen eine hochentwickelte Landwirtschaft, bevor vom 5. bis zum 8. Jh. dieses Gebiet weitgehend entvölkert wurde. Nach der Wiederbesiedlung durch Baiuwaren erfolgte um 760 durch Bayernherzog Tassilo III. die Gründung des Stifts Mattsee, das von 907 bis 1808 zur Diözese Passau gehörte. Die weltliche Herrschaft übernahm 1398 durch Kauf das Erzstift Salzburg, die Blutgerichtsbarkeit verblieb jedoch noch mehrere Jahrhunderte lang bei Bayern – ein Umstand, der immer wieder zu Konflikten führte. Im 11. Jh. wurde das Kloster in ein Kollegiatstift, dem ein Propst vorsteht, umgewandelt. Es ist die älteste, noch bestehende derartige Weltpriestergemeinschaft Österreichs.

Das 1189 erstmals urkundlich erwähnte Schloss, ursprünglich Verwaltungszentrum der passauischen Besitzungen und ab 1398 Sitz eines salzburgischen Pflegers, wurde Mitte des 16. Jh. noch einmal ausgebaut, verfiel aber ab Mitte des 17. Jh. zusehends und wurde teilweise zur Gewinnung von Baumaterial abgerissen.

Nach dem Ende des Erzstifts und der endgültigen Angliederung Salzburgs an Österreich verlor Mattsee viel von seiner zentralörtlichen Funktion. Erst der im späten 19. Jh. einsetzende Fremdenverkehr, vor allem die klassische Sommerfrische, brachte neue wirtschaftliche Impulse, die jedoch durch die beiden Weltkriege und die krisenhaften Ereignisse in der Zwischenkriegszeit weitgehend zunichte gemacht wurden. Daran änderte auch die Erhebung zum Markt 1935 nichts.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges flüchtete Ferenc Szálasi, Ministerpräsident des mit Hitler verbündeten ungarischen Pfeilkreuzler-Regimes, mit seinem Stab nach Mattsee und geriet dort am 6. Mai 1945 in amerikanische Gefangenschaft. Auf seiner Flucht hatte er den ungarischen Kronschatz mit der Stephanskrone mitgenommen, der für wenige Tage im Kollegiatstift aufbewahrt wurde. Ab den 1950er Jahren setzte ein nachhaltiger Aufschwung ein, der weitreichende Modernisierungsmaßnahmen möglich machte. Eine wesentliche Verkehrsberuhigung brachte 1976 die Fertigstellung der Ortsumfahrung, wodurch sich die Attraktivität des Ortes, sowohl für Zuzügler als auch für Touristen erhöhte. Einen Impuls für Mattsee bedeutete 2003 die Eröffnung des neurestaurierten Schlosses, das seither als Veranstaltungszentrum genutzt wird.

Ortsbild

Der Ortskern erstreckt sich zwischen Schlossberg, Mattsee und Wartstein. Im Nahbereich des Ortes befinden sich eine Reihe von Villen aus den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg, die wohlhabende Sommerfrischegäste errichten ließen. Die dem Hl. Michael geweihte Stiftskirche geht auf eine frühgotische Querschiffbasilika aus dem 13. Jh. zurück, deren Vorgängerbau aus dem 9. Jh. stammt. Nach mehren Umbauten erhielt sie in der zweiten Hälfte des 18. Jh. weitgehend ihr heutiges barockes Aussehen und den rund 60 Meter hohen Turm, der auf Pläne von Wolfgang Hagenauer zurückgeht.

Die aus dem späten 18. Jh. stammende Propstei beherbergt heute das Stiftsmuseum und ein Kulturzentrum mit dem großen Kapitelsaal für festliche Veranstaltungen, Konzerte und standesamtliche Trauungen. Das bereits 1949 von der Gemeinde erworbene Schloss wurde in den Jahren 1998 bis 2003 anhand von Originalplänen restauriert, wobei es zur Ergänzung einzelner Bauteile kam. Erwähnenswert ist zudem das 1928 eröffnete Strandbad, das in seiner ursprünglichen Bausubstanz weitgehend erhalten blieb, sowie das sogenannte „Bajuwarengehöft“, das heute als „Natur- und Kulturwerkstatt“ genutzt wird. Diese Rekonstruktion entstand anlässlich der parallel in Mattsee und Rosenheim abgehaltenen Landesausstellung 1988 „Die Bajuwaren von Severin bis Tassilo 488–788“.

Wirtschaft

Bäuerliche Betriebe (1999: 72% Haupterwerb) prägen, abgesehen vom Ortskern, das Erscheinungsbild, obwohl nur 7,3% der Bevölkerung in diesem Bereich tätig ist. Die überwiegende Mehrheit arbeitet im Handel und Gewerbe bzw. Dienstleistungssektor. Auf Grund seiner Lage am See ist Mattsee nicht nur ein beliebtes Ziel von Tagestouristen, sondern, hauptsächlich im Sommer, auch von Urlaubsgästen (2008: 72.698 Nächtigungen, davon aber 27.500 im Pfadfinderdorf Zellhof). Auf eine lange Tradition blickt auch der Bootsbau zurück.

Wappen

Im roten Felde ein silberner, von einem aufrecht gestellten flammenden Schwert mit goldenem Griff belegter silberner Pfahl, der beiderseits von je einem auswärts gekehrten silbernen Spießträger begleitet ist (Verleihung: 15.5.1935); das flammende Schwert, Attribut des Hl. Michael, verweist auf das Stift, die Spießträger sind dem Wappen der ritterlichen Haunsperger entnommen, von denen sich ein Zweig „von Mattsee“ nannte.

Aktuell

Seehöhe 505m, Fläche 24,61 km², 3.089 Einwohner (2010), Politischer Bezirk Salzburg-Umgebung, Gerichtsbezirk Neumarkt.

Autor/in: Dr. Oskar Dohle