Neumarkt am Wallersee – Stadtgemeinde

Broschüre:
Das sogenannte „Poschingerhaus“ gehörte über Jahrhunderte der angesehenen Handelsfamilie Poschinger. © J. Schwaighofer; Repro Neumarkter Druckerei
Das sogenannte „Poschingerhaus“ gehörte über Jahrhunderte der angesehenen Handelsfamilie Poschinger. © J. Schwaighofer; Repro Neumarkter Druckerei

Junge Stadt im Zentrum des Flachgaus

Geschichte

Der Ortsname erinnert daran, dass hier von den Salzburger Erzbischöfen beim Ausbau ihres Herrschaftsgebietes im 13. Jahrhundert planmäßig ein neuer Markt angelegt wurde. Die Gründung Neumarkts geht auf das Bestreben der Salzburger Erzbischöfe zurück, sich im nördlichen Wallerseegebiet einen Stützpunkt zu schaffen, da sie dort im Lauf des Hochmittelalters Gefahr liefen, gegen die aufstrebenden Herren von Tann ins Hintertreffen zu geraten. Die Tanner als Inhaber der Burg Altentann (östlich Henndorf) waren zwar ursprünglich Ministerialen der Erzbischöfe, gerieten jedoch im Lauf des 13. Jahrhunderts – immer selbstbewusster werdend – häufig in Konflikt mit ihrem Dienstherrn. Selbst die Errichtung der Burg Lichtentann (östl. Henndorf) zu Beginn des 14. Jahrhunderts konnten die Erzbischöfe nicht verhindern. Diese Auseinandersetzungen um den Einfluss im nördlichen Wallerseegebiet gipfelten schließlich in der sogenannten Tanner Fehde, die 1369 unter Erzbischof Pilgrim II. mit der Übernahme der Feste Lichtentann und des dazugehörenden Gerichtssprengels beendet wurde.

Neben dem Bestreben, verschiedene Gerichtsrechte in die Hand zu bekommen, hatten die Salzburger Erzbischöfe im 13. Jahrhundert aber auch bereits versucht, selbst gewisse Stützpunkte für ihre Herrschaft einzurichten. War im Pongau an der Grenze zur Steiermark die Gründung der Stadt Radstadt im Jahr 1289 durch Erzbischof Rudolf I. (1284-1290) eine solche Maßnahme, so wird man auch die Anlage des Marktes Neumarkt am Wallersee als frühe Sicherung der erzbischöflichen Position im Gebiet nördlich der Stadt Salzburg ansehen dürfen. Dieser Markt – im Jahr 1284 in einer Steuerliste erstmals als Novum Forum (neuer Markt) erwähnt – wurde bewusst als Straßenmarkt an der alten Route Salzburg-Wels-Linz angelegt und auch mit einer eigenen Maut ausgestattet.

Die Gründung des Marktes Neumarkt hat allerdings weniger dem passauischen Strasswalchen geschadet als vielmehr den nächstgelegenen Orten, nämlich dem Pfarrort Köstendorf und dem benachbarten Henndorf. Die Bedeutung des jungen Marktes Neumarkt für das gesamte Gericht Lichtentann kann man auch daran ersehen, dass Erzbischof Pilgrim im Jahr 1386 das Recht, jeden Dienstag einen Wochenmarkt abzuhalten, sowohl den Bürgern von Neumarkt als auch den Bewohnern des Gerichtes Lichtentann verliehen hat. Vermutlich war ein Platz zum Austausch und Handel der örtlichen Erzeugnisse wirklich vonnöten gewesen. Auf alle Fälle hat diese Privilegierung des Marktortes die Umorientierung des Gerichtes Lichtentann von Henndorf auf den Markt Neumarkt gefordert.

Mit der Verleihung von zwei zusätzlichen Jahrmärkten durch Erzbischof Friedrich IV. im Jahr 1451 und der Verlegung des Pfleggerichtssitzes von der Burg Lichtentann in den Markt Neumarkt am Ende des 17. Jahrhunderts wurde die zentrale Funktion des Marktortes noch unterstrichen. Neumarkt am Wallersee ist heute sowohl Fremdenverkehrsgemeinde (Seentourismus) als auch zentraler Ort und Schwerpunktgemeinde für Dienstleistungen im nördlichen Flachgau, was sich im Vorhandensein von überörtlichen Behörden (Bezirksgericht), Bildungseinrichtungen (Polytechnikum, HBLA, HAK, HAS, BORG) und Gesundheitseinrichtungen (Fachärztezentrum, Apotheke, Seniorenwohnhaus) manifestiert. Als Konsequenz daraus, aber auch in Konkurrenz zur Bevölkerungsstärkeren Gemeinde Seekirchen wurde Neumarkt im Jahr 2000 zur Stadt erhoben.

Ortsbild

Die Stadt Neumarkt kann die ursprüngliche planmäßige Anlage als Straßenmarkt nicht verleugnen. Der Stadtplatz, früher Marktstraße genannt, wird von geschlossenen Häuserreihen gesäumt, wobei von den ursprünglich fünf Brunnen nur mehr einer erhalten ist. Seit der Verwirklichung der Umfahrungsstraße (1987) ist der Stadtplatz verkehrsberuhigt und wird von zahlreichen Bäumen beschattet. Da der Markt früher etliche Brandkatastrophen erlebte (zuletzt 1879 und 1925) sind nur mehr wenige alte Objekte unverändert erhalten wie z. B. das heutige Bezirksgericht (Hauptstraße 16), das Stecher- oder Poschingerhaus (Hauptstraße 18), das Baderhaus (Hauptstraße 63) oder das Schanzhäusl (Kirchenstraße 5), das den im Dreißigjährigen Krieg durch eine Schanze geschützten Kirchenbezirk abschließt. Als besonders erwähnenswerte Gebäude sollen noch das Schloss Sighartstein, das über fünf Jahrhunderte den Stammsitz der Adelsfamilie Überacker bildete, sowie die Filialkirche in Sommerholz genannt werden.

Wirtschaft

Schanzhäusl mit Kirche als Rest der Befestigungsanlagen aus dem Dreißigjährigen Krieg. © J. Schwaighofer; Repro Neumarkter Druckerei
Schanzhäusl mit Kirche als Rest der Befestigungsanlagen aus dem Dreißigjährigen Krieg. © J. Schwaighofer; Repro Neumarkter Druckerei

Die Marktbewohner, die ursprünglich nur über bescheidenen Grundbesitz verfügten, waren von Anbeginn an auf Handel und Handwerk spezialisiert. Diese handwerkliche Orientierung verdeutlicht auch die Tatsache, dass gegen Ende des 18. Jahrhunderts in dem damals aus 94 Häusern bestehenden Markt exakt 60 Gewerbe ausgeübt wurden. Ein Teil davon profitierte besonders vom Handelsverkehr auf der Reichsstraße, wie zum Beispiel der Eisenhändler Poschinger, die Kramer oder die Wirte und Brauer; letztere hatten allerdings im erzbischöflichen Hofbräuhaus im benachbarten Henndorf ernste Konkurrenz zu fürchten. Am Verkehr verdienten vor allem auch die Schmiede, Schlosser, Schreiner und Wagner sowie der Sattler. Hingegen versorgten die Bäcker, Metzger, Kramer, Müller, Schneider, Schuhmacher, Zimmerer, Maurer und der Wundarzt die Bedürfnisse vornehmlich der eigenen Bevölkerung und die des umgebenden Landbezirkes.

Wappen

Erzbischof Johann Jakob verlieh im Jahr 1572 dem Markt Neumarkt ein Wappen mit folgendem Aussehen: In Gold ein roter, linker Schrägbalken, im oberen Feld ein aus dem Balken wachsendes silbernes rotbezungtes Lamm.

Dieses heute noch gültige Wappen bestätigte die Salzburger Landesregierung im Jahr 1927. Die Deutung des Wappens ist umstritten: der rote Schrägbalken wird in der Verleihungsurkunde als „rotfarbene Straße“ bezeichnet und weist auf die Lage des Marktes hin, das Lamm könnte aus einer Kirchen- oder Bruderschaftsfahne entlehnt sein, zumal im Wappenbrief – ähnlich wie bei Oberndorf – ein Engel als Schildhalter dargestellt ist.

Aktuell

Seehöhe 552 m (Stadtzentrum), Fläche 36,26 km2, 5.802 Einwohner (2009), Politischer Bezirk Salzburg-Umgebung, Gerichtsbezirk Neumarkt am Wallersee.
An Kultureinrichtungen sind an erster Stelle das Stadtmuseum Fronfeste mit dem Museumsverein und die Gemeindebücherei sowie die Trachtenmusikkapelle und zahlreiche andere Bildungs- und Geselligkeitsvereine zu nennen.

Autor/in: Hubert Schopf