Oberalm aus der Luft gegen Süden (heute). © Marktgemeinde Oberalm Historische Gerichtsstätte im Zentrum des Schlösservierecks
Geschichte
Die Gegend von Oberalm zählt zu den wichtigen alten Siedlungszentren südlich der Landeshauptstadt Salzburg und hat ihren Namen vom nahen Alm- oder Wiesbach; dessen Name geht auf das lateinische Wort albina in der Bedeutung „die Weiße, Schäumende“ zurück und verweist auf den bewegten Oberlauf mit der Almbachklamm. Im Jahr 1192 wird der Ort als Alben superior erstmals genannt. Ob Oberalm auch mit der villa Albina des 8. Jahrhunderts und der dort ansässigen romanischen Adelssippe zu identifizieren ist, lässt sich nicht mit Sicherheit nachweisen.
Erste Erwähnung des Namens Oberalm (Alben superior) in einem Traditionscodex von St. Peter zu dem Jahr 1192. (Archiv St. Peter, Hs. A1, Nr. 487; Foto SLA)
Der Schrannentisch im Ortszentrum markiert den Platz, wo in früheren Jahrhunderten die Gerichtsversammlungen abgehalten wurden. © Marktgemeinde Oberalm
Blick in den Markt Oberalm um 1909. (SLA, Fotos Jurischek 1967; Repro SLA)
Oberalm ist formal betrachtet ein junger Markt, da der Ort erst im Jahr 1930 das Marktrecht erhalten hat. Seine große historische Bedeutung aber lässt sich allein daran erkennen, dass Oberalm seit dem Mittelalter als der südlichste Schrannenort des ehemaligen Pfleggerichtes Glanegg fungierte; einzigartig ist auch der aus dieser Zeit erhalten gebliebene marmorne Taidingtisch unter freiem Himmel neben der Kirche. Nicht zuletzt wegen dieser frühen administrativen Bedeutung wurde Oberalm seit dem Spätmittelalter gelegentlich als Markt bezeichnet, die späte rechtliche Anerkennung dieser Stellung verzögerte sich infolge der über lange Zeit dominanten Nachbarschaft der Stadt Hallein allerdings bis ins 20. Jahrhundert. Unter der NS-Herrschaft büßte der Markt Oberalm durch die Schaffung der Großgemeinde Hallein seine Selbständigkeit vollkommen ein. Erst acht Jahre nach Ende der NS-Herrschaft wurde auf massives Drängen der Bevölkerung der Markt Oberalm mit 1.1.1953 wieder errichtet, allerdings um die an Hallein angrenzenden Teile (bes. Neualm) verkleinert.
Heute ist die Marktgemeinde Oberalm wegen ihrer verkehrsgünstigen Lage im Salzburger Zentralraum ein bevorzugter Wohnstandort mit Erhalt des ländlichen Charakters bei gleichzeitiger stabiler Wirtschaftsstruktur; weiters wird auch der Ausbau des Fremdenverkehrs gefördert, da sich der Ort als Basis für zahlreiche Freizeitunternehmungen hervorragend eignet.
Ortsbild
Der Ort Oberalm hat sich entlang der alten Landstraße nach Hallein als bäuerliches Straßendorf entwickelt, worauf die dichte Bebauung an der Hauptstraße zurückzuführen ist. Als besondere Bauwerke dürfen neben dem Taidingtisch die Pfarrkirche St. Stefan mit dem spätgotischen Netzrippengewölbe und dem Erbbegräbnis der ritterlichen Familie der Wiespeck, die seit dem 15. Jahrhundert auch Erbkämmerer des Erzstiftes waren, angeführt werden. Daneben ist noch auf das „Schlösserviereck“ hinzuweisen: Am nördlichen Ortsrand liegt das Schloss Winkl, das den Wiespeck als Sitz diente, seit 1908 beherbergt es die landwirtschaftliche Fachschule Winklhof. Die beiden Schlösser Haunsperg und Kahlsperg sind Ansitze aus dem 14. Jahrhundert, die von ihren Erbauern, den Familien von Haunsperg und den Chalhochsbergern, ihre Namen herleiten. Heute wird ersteres als Schlosshotel geführt und letzteres dient als Seniorenresidenz. Schloss Wiespach als vierter Ansitz liegt seit der neuen Grenzziehung 1953 nicht mehr auf Oberalmer Gebiet, sondern gehört zur Stadt Hallein.
Schloss Winkl in Oberalm um 1905, heute ist der Bau in den Komplex der landwirtschaftlichen Fachschule Winklhof integriert. (SLA, Fotos C 3817; Repro SLA).
Schloss Haunsperg bei Oberalm um 1900. (SLA, Fotos Jurischek 812; Repro SLA)
Wirtschaft
Oberalm war ursprünglich ein rein agrarisch geprägtes Straßendorf, das aber seit 1585 durch die Errichtung einer Messinghütte mit Hammer und Drahtzug am Almbach auch einen handwerklich-industriellen Leitbetrieb, der eng mit den Ebenauer Messingwerken zusammenarbeitete, erhielt. Seit 1622 stand der Betrieb in landesfürstlichem Besitz, war im 17. und 18. Jh. sehr erfolgreich, wurde aber infolge wirtschaftlicher Probleme in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingestellt. Auf dem Areal entstand eine Fabrik für chemische Produkte, die sich unter dem Besitzer Baron von Löwenstern auf die Marmorgewinnung spezialisierte. 1887 folgten die Marmorwerke Kiefer, die sich zu einem wirtschaftlichen Leitbetrieb entwickelt haben.
Heute bietet der Markt Oberalm eine gesunde wirtschaftliche Struktur sowohl für den Konsum als auch für Beschäftigungsmöglichkeiten in zahlreichen Klein- und Mittelbetrieben. Der Ort wird in Folge seiner günstigen Lage im Salzburger Großraum auch als Wohnort sehr geschätzt, da er zahlreiche Möglichkeiten für die Naherholung in den angrenzenden Hügeln des Vorderwiestales bietet. Nicht zuletzt deshalb ist ein stetiger Bevölkerungsanstieg verbunden mit reger Bautätigkeit zu verzeichnen. Neben der Funktion als Wohngemeinde hat Oberalm auch als Fremdenverkehrsgemeinde einiges zu bieten. Der Ort eignet sich als Standquartier für Ausflüge in die Landeshauptstadt ebenso wie auch als Ausgangspunkt für herrliche Wanderungen in der waldreichen angrenzenden Hügellandschaft des Salzach- und Wiestales.
Wappen
Im Jahr 1930 wurde von der Salzburger Landesregierung dem Markt Oberalm ein Wappen mit folgendem Aussehen verliehen: In Gold auf grünem Rasengrund ein viereckiger Tisch aus rotem Marmor, getragen von einem breiten grauen Tischfuß. Hinter dem Tisch steht ein grüner Lindenbaum. Das Wappen verweist auf die Bedeutung Oberalms als Schrannenort und die im Freien unter der Dorflinde am Schrannentisch abgehaltenen Taidinge (Gerichtsversammlungen).
Aktuell
Seehöhe 452 m, Fläche 6,38 km2, 4.151 Einwohner (2009), Politischer Bezirk und Gerichtsbezirk Hallein.
An Kultureinrichtungen sind die Trachtenmusikkapelle und zahlreiche andere Kultur-, Bildungs- und Geselligkeitsvereine zu nennen.
Autor/in: Hubert Schopf