Rauris – Marktgemeinde

Broschüre:
Der Markt Rauris gegen den Talschluss heute. © S. Kopp, Talmuseum Rauris; Repro SLA
Der Markt Rauris gegen den Talschluss heute. © S. Kopp, Talmuseum Rauris; Repro SLA

Historisches Bergbauzentrum im Herzen des Nationalparks

Geschichte

Das Rauriser Tal wurde bereits in der Vorzeit wegen seines günstigen Alpenüberganges durch den Seidlwinkel über das Hochtor begangen, wie der Fund eines vergoldeten Halsringes aus der Latène-Zeit (um 400 v. Chr.) bezeugt. Im Hochmittelalter, während der Binnenkolonisation mittels Schwaighöfen (auf Schafhaltung spezialisierte Höfe, die Käse und Loden produzierten) urbar gemacht, gewann dieser Saumweg („obere Straße“) durch den aufstrebenden Handel mit Venedig noch an Bedeutung.

Ansicht des Marktes Rauris auf einer Federzeichnung von Eduard Gurk um 1838. (SLA, Graphik XII.7.47; Repro SLA)
Ansicht des Marktes Rauris auf einer Federzeichnung von Eduard Gurk um 1838. (SLA, Graphik XII.7.47;
Repro SLA)

1122 wird der Ort erstmals urkundlich als „Gaispach“ erwähnt; diese Bezeichnung, die von der Lage der Siedlung auf dem Schuttkegel des Gaisbaches herrührt, blieb das gesamte Mittelalter erhalten, erst in der Neuzeit setzte sich der heutige Name Rauris allgemein durch. Dieser 1122 in der Form Rurese überlieferte Name konnte entweder vom lateinischen rus, ruris „Feld, Land“ oder vom keltischen Volksstamm der Rauraci (Raurisker) abgeleitet sein. Mit dem Einsetzen des Goldbergbaus in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann im Raurisertal eine rasante Entwicklung; Rauris wurde neben dem benachbarten Gasteinertal zum zweiten wichtigen Edelmetallbergbaurevier des Erzstiftes Salzburg, sodass 1355 ein eigenes Berggericht installiert wurde.

Das Raurisertal um 1900. © Talmuseum Rauris; Repro SLA
Das Raurisertal um 1900. © Talmuseum Rauris; Repro SLA

Auf Grund des gestiegenen Bevölkerungsanteiles (um 1500 auf über 3.000 Bewohner) wurde Rauris auch vom Pfleggericht Taxenbach abgetrennt und als selbständiges Landgericht Rauris eingerichtet. Die mit diesem wirtschaftlichen Aufschwung verbundene Etablierung von Rauris als Marktort (erstmals 1471 als solcher genannt) wurde allerdings nie formal durch eine Marktrechtsverleihung bestätigt; mit dem beginnenden Rückgang des Bergsegens wurde Rauris 1565 die Landstandschaft und somit das Marktrecht aberkannt und es bedurfte zahlreicher Anstrengungen, bis dem Ort im Jahr 1884 das Marktrecht formal wieder zugestanden wurde.

Ortsbild

Das Straßendorf Rauris beeindruckt durch seine mächtigen Gewerkenhäuser, die von den erfolgreichen Bergbauunternehmern (Montangewerken) errichtet wurden. Dazu gehören das imposante Vogelmayrhaus (Gemeindeamt), Gasthof Grimming (Marktstr. 25), das alte Verweserhaus (Kirchplatz 1) oder das Hanfhaus (ehemaliges Knappenanwesen, Marktstr. 62), die alle Zeugnis der großen Vergangenheit von Rauris als Bergbauzentrum ablegen. Zahlreiche weitere Häuser mit Kielbogenportalen aus dem 16. Jahrhundert zeugen vom Reichtum des vergangenen Bergsegens. Dagegen sind das ehemalige Landrichterhaus (Marktstr. 33) und die Fürstenmühle (Rainbergstr. 17) als alte Belege der erzbischöflichen Verwaltung im Raurisertal erhalten geblieben.

Wirtschaft

Wirtschaftlich war das Raurisertal lange Zeit neben der Landwirtschaft vom Saumhandel über den Tauern und vom Goldbergbau geprägt. Mit dem Rückgang des Bergsegens ab der Mitte des 16. Jahrhunderts aber kam auch dieser Erwerbszweig immer mehr ins Hintertreffen, sodass auch engagierte Gewerken wie Ignaz Rojacher (†1891) diesem Niedergang nicht gegenzusteuern vermochten. Mit dem Ende des Bergbaus um die Wende zum 20. Jahrhundert aber setzte für Rauris mit dem beginnenden Sommer- und Winterfremdenverkehr, der u. a. vom Schipionier Wilhelm Ritter von Arlt (†1944) massiv gefordert wurde, ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung ein. Von diesen beiden Persönlichkeiten wurde auch das Observatorium auf dem Hohen Sonnblick (3.105 m) als höchstgelegene Wetterbeobachtungsstation der Alpen verwirklicht (1886).

Mit der Errichtung des Nationalparks Hohe Tauern im Jahr 1984 wurde Rauris eine der wichtigsten Nationalparkgemeinden Salzburgs und ist mit seiner Strategie des nachhaltigen und schonenden Tourismus zukunftsweisend positioniert. Rauris ist heute vorwiegend Fremdenverkehrsgemeinde mit Schwerpunkten auf dem Schitourismus im Winter und ein Wanderurlaubsparadies im Nationalpark Hohe Tauern im Sommer.

Wappen

Von der Salzburger Landesregierung wurde dem Markt Rauris 1928 ein Wappen mit folgendem Aussehen verliehen: Ein von rot-gold schräglinks geteilter Schild: oben eine aus der Teilungslinie wachsende Ziege, unten zwei gekreuzte, schwarze Bergwerkshammer. Im Wappen stellt die Ziege eine Anspielung an den ehemaligen Namen des Marktes Rauris, der früher „Gaisbach“ hieß, dar, während die Bergwerkshämmer an den einstigen Gold- und Silberbergbau im Tal und an die Bedeutung des Ortes als Sitz von Gewerken erinnern.

Aktuell

Seehöhe 948 m (Markt), Fläche 233,03 km2, 3.040 Einwohner (2009), Politischer Bezirk und Gerichtsbezirk Zell am See.
An Kultureinrichtungen sind an erster Stelle die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Rauriser Literaturtage, das Nationalparkhaus Könige der Lüfte mit der Infostelle Nationalpark, das Rauriser Talmuseum sowie der Kulturverein Forum Rauris und zahlreiche andere Bildungs- und Geselligkeitsvereine zu nennen.

Autor/in: Hubert Schopf