Saalfelden – Stadtgemeinde

Broschüre:
Saalfelden mit dem Ritzensee. © Stadtgemeinde Saalfelden
Saalfelden mit dem Ritzensee. © Stadtgemeinde Saalfelden

Wirtschaftszentrum des Mitterpinzgaus

Geschichte

Der um die Mitte des 8. Jahrhunderts erstmals genannte Ortsname ist abgeleitet von der Saale, dem alten Flussnamen der Saalach. Erste Siedlungsspuren reichen im Saalfeldener Becken bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück. Ein Zentrum der frühen Besiedlung war der Biberg, wo 1946 eine aus dem 1. Jh. v. Chr. stammende keltische Bronzestatuette, die einen liegenden Hirsch darstellt, gefunden wurde. Heute befindet sich der „Hirsch vom Biberg“ im Salzburg Museum.

Die Deutung der befestigten Siedlung (oppidum) als zentraler Ort der keltischen Ambisonten ist umstritten. Auch für die Römerzeit belegen Ausgrabungen, wie jene eines Gutshofes in Wieserberg, eine dauernde Besiedlung. Ab dem späten 6. Jh. siedelten sich Baiuwaren an, und seit dem 12. Jh. übten die Grafen von Plain im Auftrag der bayerischen Herzöge die Herrschaft über den Mitter- und Unterpinzgau aus. Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes als Salafelda stammt aus der „Notitia Arnonis“, dem um 790 angelegten ältesten Güterverzeichnis der Salzburger Kirche.

Markt Saalfelden 1764, rechts im Vordergrund Schloss Ritzen. (kolorierte Federzeichnung von Joseph Fontaine, Heimatmuseum Schloss Ritzen, Foto Alois Eder)
Markt Saalfelden 1764, rechts im Vordergrund Schloss Ritzen. (kolorierte Federzeichnung von Joseph Fontaine, Heimatmuseum Schloss Ritzen, Foto Alois Eder)

1228 erwarb Erzbischof Eberhard II. (1200-1246) durch ein Tauschgeschäft mit Bayern den heutigen Pinzgau. 1294 wurde das erzbischöfliche Landgericht Saalfelden erstmals erwähnt, das 1418 mit der Verwaltung der Burg Lichtenberg zum gleichnamigen Pfleggericht vereinigt wurde. Bis 1850 blieb das von einem Pfleger geleitete „Gericht“ Mittelpunkt der staatlichen Verwaltung und Rechtssprechung. Die Burg musste zur Wahrung ihrer militärischen Funktion verteidigungsbereit gehalten werden.

Saalfelden wurde Mitte des 14. Jh. erstmals als Marktort erwähnt, kämpfte aber bald mit großen ökonomischen Problemen, da die überregionalen Handelsverbindungen in den Süden zunehmend über den Pongau in Richtung Salzburg verliefen. Die Funktion als regionales Wirtschaftszentrum mit Wochen- und Jahrmärkten blieb von dieser vom 17. bis zum 19. Jh. anhaltenden Rezession weitgehend unberührt. Wirtschaftliche Not und die Unterdrückung religiöser Neuerungen im Zuge der Reformation führten immer wieder zu Unruhen, an denen sich im 16. und 17. Jh. auch die zumeist bäuerliche Bevölkerung im nördlichen Pinzgau beteiligte. 1731 wurden auch aus dem Raum Saalfelden Protestanten zur Emigration gezwungen. Wiederholt verwüsteten Brände den Markt, wobei jene der Jahre 1608, 1734, 1778 und besonders das verheerende Feuer von 1811 große Schäden anrichteten. Nach den Franzosenkriegen, in denen Saalfelden vor allem als Nachschubzentrum hinter der eigentlichen Front eine Rolle gespielt hatte, kam Salzburg 1816 endgültig zu Österreich.

Saalfelden um 1900. (Ansichtskarte, Foto Würthle & Sohn, Wien, Salzburg, München; SLA, Fotosammlung A 4024; Reproduktion SLA)
Saalfelden um 1900. (Ansichtskarte, Foto Würthle & Sohn, Wien, Salzburg, München; SLA, Fotosammlung A 4024; Reproduktion SLA)

Der Ort behielt bis 1850 mit seinem Pfleggericht und von 1850 bis 1854 als Sitz der Bezirkshauptmannschaft zentralörtliche Bedeutung für den Pinzgau. Seit 1867 ist er Sitz eines Bezirksgerichts. Die 1875 erfolgte Anbindung von Saalfelden an das Eisenbahnnetz brachte wirtschaftliche Impulse, und Sommerfrischler gelangten erstmals in größerer Zahl in diese Gegend. Der Aufschwung in den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg zeigt sich auch an der 1899 errichteten „eisernen Hochdruckwasserleitung“, mit der die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser sichergestellt werden konnte. Die beiden Weltkriege und die wirtschaftlich und politisch instabile Zwischenkriegszeit brachten Jahrzehnte der Stagnation und der ökonomischen Probleme. Erst nach 1955 setzte ein nachhaltiger Aufschwung ein, und der Ort entwickelte sich zudem zu einem Schulzentrum von überregionaler Bedeutung. Gleichsam ein Symbol für diese positive Entwicklung und das enorme Bevölkerungswachstum war im Jahr 2000 die Stadterhebung von Saalfelden.

Mit der 2002 erfolgten Eröffnung des Kunsthauses „NEXUS“ und dem 2005 fertig gestellten „Congress Saalfelden“ konnte sich die Stadt auch als Zentrum zeitgenossischer Kunst sowie als Veranstaltungsort von Tagungen und kleinerer und mittlerer Kongresse etablieren. Das Internationale Jazzfestival Saalfelden mit hochrangigen Musikern aus aller Welt konnte 2009 bereits zum 30. Mal gefeiert werden.

Ortsbild

Der historische Markt erstreckt sich im Osten eines weiten Talbeckens am rechten Ufer der Urslau. Die ebenfalls noch zum Gemeindegebiet gehörigen Weiler und Gruppen von Einzelhöfen liegen vornehmlich am Beckenrand.

Die neuromanische Pfarrkirche von Saalfelden. © Stadtgemeinde Saalfelden
Die neuromanische Pfarrkirche von Saalfelden. © Stadtgemeinde Saalfelden

Im historischen Ortskern dominiert die 1858 bis 1861 im Zuge eines Umbaues zu einer dreischiffigen neuromanischen Basilika umgestaltete, Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten geweihte Pfarrkirche mit gotischer Krypta, deren Vorgängerbau in das frühe 11. Jh. zurückreicht. Die aus dem 19. Jh. stammende Innenausstattung wurde bei der Renovierung 1959 bis 1969 weitgehend entfernt. Am westlichen Stadtrand, entlang der Pinzgauer Straße (B 311), prägen neben Wohnbauten moderne Zweckbauten von Gewerbebetrieben sowie Verbrauchermärkte das Siedlungsbild.

Schloss Lichtenberg, links oben die Einsiedelei. © A. Eder
Schloss Lichtenberg, links oben die Einsiedelei. © A. Eder

Das auf die erste Hälfte des 14. Jh. Zurückgehende Schloss Ritzen liegt am südlichen Stadtrand auf einem flachen Hügel am gleichnamigen See und beherbergt seit 1965 das örtliche Heimatmuseum. Schloss Lichtenberg, seit dem frühen 15. Jh. Sitz des erzbischöflichen Pfleggerichts, befindet sich nordöstlich des Ortes auf einem steilen, bewaldeten Hügel. Der Bau, dessen Anfänge ins 13. Jh. zurückreichen, wurde nach 1872 im Sinn der Romantik grundlegend umgestaltet. Oberhalb des Schlosses, am Palfen, liegt eine bis in die Gegenwart bewohnte Einsiedelei. Sie geht auf das Jahr 1664 zurück. Damals wurde dem aus Embach stammenden Bauernsohn Thomas Pichler die Erlaubnis erteilt, sich dort als Eremit niederzulassen. Heute lebt dort während der Sommermonate ein Regularoblate (früher: Laienbruder) aus dem Benediktinerstift St. Lambrecht.

Wirtschaft

Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung arbeitet in Handel und Gewerbe bzw. im Dienstleistungssektor. Die Stadt verfügt über 700 Wirtschaftsbetriebe. Die Randbereiche des Gemeindegebietes sind bis heute landwirtschaftlich geprägt, aber nur jeder zehnte bäuerliche Betrieb wird im Haupterwerb geführt. Der Fremdenverkehr erlangte seit den 1950er Jahren größere Bedeutung, wobei vor allem im Winter der forcierte Ausbau künstlicher Aufstiegshilfen und die Anlegung präparierter Schipisten die Voraussetzungen für den Massentourismus (2008: 251.620 Nächtigungen) schufen. Seit 1928 wird am Biberg in einem Steinbruch Diabas abgebaut, der hauptsächlich für den Straßen- und Eisenbahnbau sowie als Zusatzstoff für Beton Verwendung findet.

Wappen

In goldenem Schild auf grünem Dreiberg drei grüne pappelähnliche Laubbäume (Salweide), deren mittlerer höher ist als die beiden äußeren (Verleihung: 3.4.1928); ein ähnliches Wappen (mit Nadelbäumen) scheint bereits auf der Landtafel von 1680 auf, die im modernen Wappen erscheinenden Laubbäume sind eine Anspielung auf den Ortsnamen.

Aktuell

748m Seehöhe, Fläche 118,66 km²; 15.944 Einwohner (2009 – drittgrößter Ort im Land Salzburg), Politischer Bezirk Zell am See, Gerichtsbezirk Saalfelden.
Die Stadt verfügt über ein Bundesgymnasium, eine Höhere Technische Bundeslehranstalt, eine Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe sowie ein Studien- und Managementcenter.

Autor/in: Dr. Oskar Dohle