Domkirche – Stadt Salzburg

Broschüre:
Salzburg - Domkirche © J. Neuhardt
Salzburg - Domkirche © J. Neuhardt

Wohl den wenigsten Touristen, die zu hunderttausenden jedes Jahr die Haupt- und Mutterkirche des Erzbistums Salzburg besuchen wird bewusst, dass vor Jahrhunderten der Wallfahrtszuzug in die Kathedrale enorm war. Es war nicht ein Gnadenbild oder die Erscheinung eines Heiligen, die die Menschen hierher zog; vielmehr bildeten die Gräber der Bistumsgründer in der Hauptsache den Zielpunkt der Pilgerschaft. Die Berichte, die uns vorliegen, lassen vom Jahre 1376 an geordnete Pilgerzüge nachweisen. 37 „Wallfahrtsvölker“ kamen aus den Orten der alten Erzdiözese Salzburg, vor allem aus dem heutigen Flach- und Tennengau (von Kuchl bis nach Thalgau), aber auch von Bergheim, Lamprechtshausen, Hallein und Grödig. Aus den heute in Bayern liegenden Orten des Rupertigaues waren Otting, Höglwörth Teisendorf, Petting, Waging, Fridolfing und Tittmoning stets anzutreffen. Im Gebirge haben Werfen, St. Veit, Radstadt, Abtenau, Saalfelden und Bischofshofen, Piesendorf, Taxenbach und Zell am See besonders in der Pfingstwoche den Dom bevölkert. Es war dies offenkundig ein bewährtes Mittel, die schon stark zum Luthertum neigende Bevölkerung wieder an die Mutterkirche in Salzburg binden zu helfen.

Doch wenn man vom Dom zu Salzburg als Wallfahrtsort spricht, so müssen auch die anderen Gräber der Heiligen genannt werden, deren Reliquien im alten Dom einst verehrt wurden. Die bereits im Früh- und Hochmittelalter vorhandenen Gebeine lassen den hohen Rang und die überragende Stellung Salzburgs erkennen: denn Reliquienbesitz war ein Statussymbol.

In den Altären des nördlichen Seitenschiffes ruhen folgende Gebeine:

  • Unter dem Kreuzaltar die Reliquien der hll. Chuniald und Gislar, die beide Mitarbeiter des hl. Rupert waren. Seit 774 haben sie ihr Grab im Dom.
  • Unter dem Bild der Verklärung Christi ruhen Gebeine des spanischen Märtyrer-Diakons Vinzenz von Saragossa. Diese sind um 900 nach Salzburg gekommen.
  • Im Anna-Altar ruhen die Gebeine der hll. Chrysantus und Daria. Diese hat 860 Erzbischof Adalwin aus Rom mitgebracht.
  • In der Taufkapelle ruhen die aus Köln stammenden Teile der Kopfreliquie des hl. Gereon.
  • Im südlichen Seitenschiff unter dem Pfingstaltar ruhen die Reliquien der hll. Apostel Matthäus und Barnabas.
  • Unter dem Bild der hl. sechs Bischöfe, die überaus seltenen Reliquien des Hl. Martin, die schon Erzbischof Arn (um 800) für Salzburg erhalten konnte. Es sind dies die    einzigen im heutigen Österreich.
  • Der Karl-Borromäus-Altar birgt die 851 aus Rom anhergebrachten Reliquien des hl. Hermes. Er war Präfekt von Rom im 2. Jahrhundert.
  • Unter dem Sebastiansaltar ruhen die Gebeine des hl. Kirchenlehrers Basilius des Großen (+379) und des Märtyrers Demetrius (+306).
Autor/in: Prälat Johannes Neuhardt