Teisendorf – Markt

Broschüre:
sommerliches Panorama über Teisendorf mit den Bergen über Salzburg, Untersberg, Fuderheuberg, Hochstaufen, Zwiesel und Teisenberg © ROHA Fotothek Teisendorf
sommerliches Panorama über Teisendorf mit den Bergen über Salzburg, Untersberg, Fuderheuberg, Hochstaufen, Zwiesel und Teisenberg © ROHA Fotothek Teisendorf

Zentralort im Bauernland

Geschichte

Der Ortsname geht auf den Personennamen Tuso oder Tiuso, vielleicht den Führer einer bayerischen Siedlergemeinschaft, zurück. Bereits die erste schriftliche Nennung als Tusindorf im 8. Jahrhundert lässt eine große Ansammlung von Bauerngütern vermuten, wobei sich der Siedlungsschwerpunkt im Verlaufe des Spätmittelalters von Oberteisendorf nach Niederteisendorf (heute: Teisendorf) verlagerte, auf einer hochwasserfreien Kuppe oberhalb der Sur gelegen. Nach 1274/75 entstand dort eine erzbischöflich-salzburgische Straßen- und Warenmaut, aus deren anfänglich hohen Erträgnissen die seit der Römerzeit bestehende wichtige Reichsstraße in diesem Bereich unterhalten werden sollte. Die prominente Lage an einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt, den vor allem die aus Reichenhall kommenden Salztransporte nutzten, begründete den Aufstieg des Ortes Teisendorf, der im Jahre 1344 erstmals als Markt urkundliche Erwähnung fand. Seine Bewohner nannten sich Bürger. Ein planmäßiger Ausbau zu einem wirtschaftlichen Mittelpunkt für das umliegende Bauernland ist anzunehmen, möglicherweise auch im Hinblick auf ein wirtschaftliches Gegengewicht zur bayerischen Stadt Traunstein.

Für Teisendorf ist 1533 ein Wochenmarkt belegt, doch muss es bereits eine längere Tradition gegeben haben. Somit war der Markt Teisendorf auch unter den Salzburger Landständen vertreten. Der Rang als Marktflecken fand eine bauliche Entsprechung durch die entlang des Marktplatzes errichteten Bürgerhäuser, während auch das geografische Umfeld innerhalb des Burgfriedens lag und damit dem besonderen Rechtsstatus des Marktortes unterworfen war. Außerhalb davon galt das allgemeine Landrecht, das von dem auf der bei Oberteisendorf gelegenen Burg Raschenberg residierenden Verwaltungsbeamten (Pfleger) repräsentiert wurde. 1678 verlegte der Pfleger endgültig seinen Amtssitz in den Markt Teisendorf, woraufhin Raschenberg dem Verfall preisgegeben wurde. Nur vier Jahre später vernichtete ein Großbrand den Marktflecken fast vollständig. Ein erneuter Brand 1746 richtete nur geringfügig weniger Schaden an.

Votivtafel 1745 "Panduren-Einfall" - gemalt vermutl. v. Anton Elsässer (1682-1754): Einritt der Panduren unter Freiherr von der Trenk - nördliche Marktstraße © ROHA Fotothek Teisendorf
Votivtafel 1745 „Panduren-Einfall“ – gemalt vermutl. v. Anton Elsässer (1682-1754): Einritt der Panduren unter Freiherr von der Trenk – nördliche Marktstraße © ROHA Fotothek Teisendorf

1810/16 wurden das Gericht und der Markt Teisendorf bayerisch; 1818 kam es zur Gemeindebildung, wobei Markt und Burgfrieden dem Steuerdistrikt Teisendorf entsprachen. Seit 1860 ist Teisendorf an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen im Zuge des Zweiten Weltkriegs wuchs die Bevölkerung des Marktes Teisendorf um fast 50 Prozent. Mit der Gebietsreform 1978 kam es zur Eingemeindung der Orte Freidling, Holzhausen, Neukirchen, Oberteisendorf, Rossdorf, Rückstetten und Weildorf, wodurch das heutige Gemeindegebiet etwa der Fläche des ehemaligen Pfleggerichts Raschenberg vor dessen Auflösung 1811 entspricht.

Ortsbild

Der Markt Teisendorf zeigt das typische Gepräge eines Straßendorfes, dessen aneinandergereihte Bürgerhäuser die Durchgangsstraße flankieren. Teils handelt es sich um giebelständige Gebäude, teils um Häuser im Inn-Salzach-Stil.

Die Wallfahrtsmadonna ("schöne Madonna" genannt, von 1430) in der Wallfahrtskirche Weildorf; Weildorf war eine große Wallfahrt und lebt derzeit wieder als Wallfahrtsort auf © ROHA Fotothek Teisendorf
Die Wallfahrtsmadonna („schöne Madonna“ genannt, von 1430) in der Wallfahrtskirche Weildorf; Weildorf war eine große Wallfahrt und lebt derzeit wieder als Wallfahrtsort auf © ROHA Fotothek Teisendorf

In erhöhter Lage, ursprünglich im Frühmittelalter als Eigenkirche errichtet, steht das dem hl. Andreas geweihte und 1362 urkundlich erwähnte Gotteshaus, das als Pfarrkirche für das bäuerliche Umland galt. Zu den Filialkirchen zahlen St. Johannes/Mehring, St. Laurentius/Wimmern und St. Leonhard/Holzhausen, wohin sich alljährlich am Pfingstmontag rund 300 Reiter zum Umritt begeben. Unter den weiteren Pfarrkirchen Oberteisendorf, Neukirchen und Weildorf ist letztere noch heute eine bekannte Wallfahrtskirche, die über eine gotische Madonnenfigur als Gnadenbild verfügt.

Von der aus dem 12./13. Jahrhundert stammenden Burg Raschenberg haben sich kaum obertägige Reste erhalten. Das Umland ist geprägt durch bäuerliche Baukultur und eine Siedlungsstruktur, die ihre mittelalterlichen Ursprünge noch erkennen lässt.

Durch die Errichtung einer Umgehungsstraße wurde die Durchfahrtsstraße im Markt verkehrsberuhigt, was sich positiv auf das heutige Erscheinungsbild ausgewirkt hat. Das Bergbaumuseum im Achthal gibt Einblicke in die Geschichte des ehemaligen Eisenerzbergwerkes. Zahlreiche Wanderwege durchziehen das Gemeindegebiet.

Wirtschaft

Während im Hoch- und Spätmittelalter die Einkünfte aus der Straßen- und Warenmaut durch den regen Salztransport von Reichenhall nach Traunstein beträchtlich gewesen sein müssen, schwand diese Einnahmequelle im Verlaufe des 16. Jahrhunderts fast zur Gänze. Später zog der Markt seinen größten Gewinn aus den Braugasthäusern und Tavernen, wozu sich mehrere Handwerksmeister mit ihren Betrieben gesellten. Die bereits bestehende Brauerei wurde 1666 vom Salzburger Erzbischof erworben und in den Rang eines Hofbräuhauses gestellt. Heute ist die mittlerweile in Privatbesitz befindliche Teisendorfer Brauerei Biermarktführer im Landkreis Berchtesgadener Land und Werbeträger für den Marktort.

Vom Spätmittelalter bis 1925 erfolgte im Achthal der Abbau von Eisenerzen, weshalb es zwischenzeitlich zur Errichtung einer Eisengewerkschaft kam, deren Produkte überregionale Bekanntheit erlangten. Bis zum Zweiten Weltkrieg lebte das Umland des Marktfleckens überwiegend von der Landwirtschaft; heute ist die Wirtschaft der Marktgemeinde neben dem Fremdenverkehr zusätzlich geprägt durch zahlreiche mittelständische Handwerksbetriebe.

Wappen

Das bereits auf der ersten gemalten Salzburger Landtafel 1592 in ähnlicher Form überlieferte Wappen zeigt in Rot auf grünem Boden stehend den silbern gekleideten heiligen Andreas, der mit der Rechten ein schräges braunes Kreuz (Andreaskreuz) hält. Andreas ist der Schutzheilige der Teisendorfer Pfarrkirche, die Farben Rot und Weiß (Silber) erinnern an die Herrschaft der Salzburger Erzbischöfe. Die Marktgemeinde erhielt 1836 die Erlaubnis, das alte Wappen wieder zu führen, der grüne Boden kam später hinzu.

Aktuell

Seehöhe: 540m, Fläche 86,70 km², 9.177 Einwohner (2009), Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Berchtesgadener Land.

Autor/in: Dr. Johannes Lang