Trostberg (inkl. Altenmarkt) – Stadt

Broschüre:
Trostberg heute. © Stadt Trostberg
Trostberg heute. © Stadt Trostberg

Stadt an der Alz

Geschichte

Unterhalb des Berges, auf dem zu Beginn des 12. Jahrhunderts das Kloster Baumburg gegründet wurde, führte eine Brücke über die Alz, an der sich rasch eine zum Kloster orientierte Marktsiedlung entwickelte. Doch um den lukrativen Brückenzoll der Salzstraße von Reichenhall nach Wasserburg und München an sich zu ziehen, legten die Klostervogte, die bayerischen Pfalzgrafen von Kraiburg- Ortenburg, rund 100 Jahre später einige Kilometer die Alz abwärts auf Grund, den sie dem Kloster Baumburg zuvor abgepresst hatten, Burg und Markt Trostberg mit einer eigenen Alzbrücke an. Der ehemals florierende Klostermarkt wurde schnell zum „alten Markt“ (Altenmarkt), der einen Großteil seiner Rechte an die Neugründung abgeben musste. Der 1245 erstmals überlieferte Name Trostberg ist abgeleitet vom mittelhochdeutschen Wort trōst „Zuversicht, Vertrauen, Mut“ und bedeutet „Burg, die Zuversicht bzw. Vertrauen gibt“.

Nach dem Übergang von den 1248 erloschenen Kraiburgern an das bayerische Herrscherhaus der Wittelsbacher wurde der neue Markt Trostberg Grenzbefestigung gegen das nach dem ersten Erhartinger Vertrag bis zum rechten Alzufer reichende Erzstift Salzburg, gleichzeitig im Zug des Landesausbaus Sitz eines bayerischen Pfleggerichts, das bis zur bayerischen Einigung 1505 zum Landesteil Niederbayern-Landshut gehörte. 1457 erhielt der Markt als Ersatz für bei einem Brandunglück zerstörte Privilegien ein Marktrecht. Er wurde von einem gewählten Rat verwaltet, der insbesondere für die Einhaltung der öffentlichen Ordnung sorgte, und er hatte neben einem samstäglichen Wochenmarkt zwei Jahrmärkte, die 1509 auf drei vermehrt wurden.

Wegen seiner beengten Lage zwischen Burgberg und Alz war der ursprüngliche Markt sehr klein. Er bestand nur aus dem zum Platz erweiterten „inneren Markt“, der heutigen Hauptstraße. Schon die Alzbrücke lag vor dem Ort, und noch im 14. Jahrhundert mussten die Bürger, als sie eine eigene Kirche bauen wollten, auf landwirtschaftlich genutzten Grund vor den Mauern ausweichen. Damit waren bereits einige Menschenalter nach der Gründung des Marktes seine Grenzen gesprengt, und in Kürze entstand im „Vormarkt“ eine Vorstadt außerhalb der Mauern, die flächenmäßig größer als der innere Markt war.

Trotzdem blieben die Gegebenheiten eng und spiegelten damit auch die ökonomischen Verhältnisse des Marktes wieder. Trostberg blieb eine kleine, nur auf das nahere Umland orientierte Handwerkersiedlung mit stets unter 1000 Einwohnern, ohne Anbindung an den überörtlichen Warenaustausch. Auch als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Landesgrenze bis zur Salzach nach Osten verschoben wurde, litt das um den Ort rein agrarisch strukturierte Trostberger Gebiet noch lange unter seiner „Randlage“. Weiteren Verlust an Zentralität brachte die Auflösung des erst 1803 neu formierten Landgerichts Trostberg, das dem 1863 gebildeten Bezirksamt Traunstein, dem heutigen Landkreis, eingegliedert wurde. Der Kraftwerksbau und die Ansiedlung wichtiger Industriebetriebe führten am Beginn des 20. Jh. zu einem raschen Wachstum und 1913 zur Stadterhebung. Die Gebietsreform der 1970er Jahre brachte der Stadt durch die Eingliederung der Umlandgemeinden Lindach, Heiligkreuz und Oberfeldkirchen eine erhebliche Gebietserweiterung und einen weiteren Bevölkerungsanstieg.

Ortsbild

Die Altstadt von Trostberg mit Hauptstraße und Vormarkt gilt heute als herausragendes Beispiel für den Typus der Inn-Salzach-Stadt. Sie wurde in den letzten Jahren einer umfassenden, behutsamen Stadtsanierung unterzogen. Das Stadtbild wird bestimmt durch die giebelseitig zur Straße stehenden Bürgerhäuser, teils mit getreppten Giebeln, teils mit vorgeblendeten Mauern und geraden Abschlüssen. Diese Häuser stammen im Kern meist aus dem 16. und 17. Jahrhundert, wurden zwar vielfach erneuert, aber stehen immer noch auf der mittelalterlichen Baulinie des Straßenmarkts. Auf der Rückseite zur Alz hin haben die Gebäude häufig hölzerne Giebel-, Balkon- und Laubenfronten, die der Volksmund als „Trostberger Orgel“ bezeichnet.

Sowohl der Vormarkt, Standort des regional bekannten Kulturzentrums „Postsaal“, als auch die Hauptstraße führen auf die spätgotische Pfarrkirche St. Andreas hin, deren erster Vorgängerbau 1347 geweiht wurde. Oberhalb der Pfarrkirche auf dem Schlossberg sind Reste des kurz nach 1800 weitgehend abgetragenen Pflegschlosses mit der Schlosskapelle St. Michael erhalten. Im Norden wird die Hauptstraße begrenzt von der ehemaligen Hofmark Schedling mit dem gleichnamigen Schloss, das ab dem 15. Jahrhundert erwähnt wird. Die Schlosskapelle birgt ein Deckengemälde von Franz Joseph Soll, einem Hauptmeister des Trostberger Rokoko. Ein Fresko von Soll ziert auch die Außenwand des gegenüber vom Schloss liegenden Stadtmuseums mit umfangreichen Sammlungen zur bürgerlichen Stadtkultur und zur lokalen Industriegeschichte.

Alz Chemie heute, Panorama. © Alz Chemie
Alz Chemie heute, Panorama. © Alz Chemie

Wirtschaft

Trostberg wurde 1891 von Traunstein her an das Eisenbahnnetz angeschlossen und die Lokalbahn wurde 1910 bis Garching verlängert, doch wirklichen Aufschwung und Wohlstand brachte erst die Ausnutzung der Wasserkraft der Alz. Mit dem Jahr 1908, dem ersten Spatenstich an der Stelle des künftigen Wehrs in Trostberg, begann für das Alztal das Industriezeitalter, und fast gleichzeitig mit der Erhebung zur Stadt 1913 wurde Trostberg mit seiner Kalkstickstofffabrik ein Eckpfeiler des entstehenden Chemiedreiecks im Inn-Salzach-Gebiet. Für sichere Arbeitsplätze sorgen der Chemiepark Trostberg (das frühere Kalkstickstoffwerk, später SKW, dann Degussa und heute AlzChem), eine Papierfabrik, eine Handelskette für Nahrungsmittel, ein Druck- und Verlagshaus sowie eine Reihe unterschiedlicher Dienstleistungs-, Handels- und Handwerksbetriebe.

Wappen

Das seit dem 14. Jahrhundert verwendete Wappen zeigt in Blau auf grünem Dreiberg drei einzelstehende silberne Türme mit offenen Toren; der große mittlere Turm hat über Zinnen ein rotes Spitzdach, der (heraldisch) rechte ein rotes Satteldach, der linke ein rotes Spitzdach. Während die Türme auf den Bergfried des ehemaligen Schlosses und die beiden Tortürme an der Marktstraße verweisen sollen, nimmt der Dreiberg auf den zweiten Teil des Ortsnamens Trostberg Bezug.

Aktuell

Seehöhe 493m, Fläche 51,36 km2,11.560 Einwohner (2008), Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Traunstein.
Trostberg verfügt über zahlreiche Schulen, darunter eine Realschule, ein Gymnasium, eine Musikschule, eine Berufsfachschule und eine Volkshochschule.

Autor/in: Götz von Dobeneck