Blick von der Festung auf die Marktgemeinde Werfen. © Marktgemeinde Werfen Markt und Festung am Eingang ins „Innergebirg“
Geschichte
Der Ortsname geht auf das mittelhochdeutsche Wort werve (werbe ) in der Bedeutung „Wirbel, Strudel“ zurück und verweist darauf, dass hier die Salzach am Fuß der Burg „herumgewirbelt“ wird. Die ältesten Belege für eine Besiedlung stammen aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., wobei Kupferabbau und Verhüttung – wie Funde prähistorischer Schmelzplätze belegen – von besonderer Bedeutung waren. Die Überreste römischer Meilensteine verweisen auf eine wichtige Nord-Süd-Verbindung durch das Salzachtal. So findet sich in der „Tabula Peutingeriana“, der Kopie einer antiken Straßenkarte des 4. Jh. n. Chr., der Name Vocario für eine Raststation an der römischen Tauernstraße im Raum Werfen-Pfarrwerfen. Das Zusammenbrechen des Imperium Romanum führte auch hier zu einer vorübergehenden Entvölkerung. Für die Christianisierung der Region spielte die auf das frühe 8. Jh. Zurückgehende „Maximilianszelle“ in Bischofshofen eine entscheidende Rolle. Sie war zugleich der erste Stützpunkt für die vom Bistum Salzburg ausgehende Missionierung der Alpenslawen. Ein wichtiger Impuls war die im Investiturstreit ab 1077 massiv ausgebaute Festung Hohenwerfen.
Hohenwerfen zur Zeit der Umbauarbeiten zwischen 1565 und 1586. (Zeitgenössische Federzeichnung; SLA, KuR G.60; Reproduktion SLA)
Werfen, das 1332 erstmals als Markt erwähnt wurde, ist eine planmäßige Gründung, die zwischen 1190 und 1242 (Nennung als oppidum ) erfolgte. Seit der Mitte des 13. Jh. war der Marktort auch Sitz des gleichnamigen Pfleggerichtes und somit für rund fünf Jahrhunderte Zentrum von Verwaltung und Rechtssprechung für den Pongau. Im Bereich der Justiz blieb Werfen bis Ende 2002 Sitz eines Bezirksgerichts. Seither ist das Bezirksgericht St. Johann für diesen Gerichtssprengel zuständig. 1731 wurden auf Befehl des Erzbischofs mehr als 20.000 Salzburger Protestanten wegen ihrer religiösen Überzeugung vertrieben. Aus dem Pfleggericht Werfen mussten damals rund 4.000 Bewohner ihre Heimat verlassen. Viele von ihnen siedelten sich in Ostpreußen an – manche wanderten sogar nach Amerika aus. Bis heute halten die Nachkommen der Vertriebenen, deren Mehrheit heute in Deutschland lebt, durch ein reges Vereinsleben und persönliche Besuche die Verbindung zum Herkunftsland ihrer Vorfahren aufrecht.
In den Napoleonischen Kriegen war der nördlich von Werfen gelegene Pass Lueg einer der Brennpunkte der Kämpfe. Vor allem 1809 kam es dort zu heftigen Gefechten, wobei sich der in Werfen geborene Josef Struber (1773-1845), der Wirt vom Stegenwald, als einer der Anführer der einheimischen Schützenformationen besondere Verdienste erwarb. Letztlich blieben aber auch in diesem Raum die unter blutigen Verlusten erkauften Abwehrerfolge nutzlos und hatten keinen Einfluss auf den Verlauf der Franzosenkriege im gesamteuropäischen Kontext.
Die ersten Jahrzehnte nach dem endgültigen Übergang Salzburgs an Österreich 1816 bedeuteten eine Zeit der wirtschaftlichen Stagnation. Die 1875 erfolgte Fertigstellung der Eisenbahn brachte keine positiven Impulse, da der Bahnhof zu weit vom Ortszentrum entfernt lag.
Werfen und die Festung Hohenwerfen um 1880. (Aquarell von C. P. C. Köhler; aus: Die Salzburger Alpen. Aquarelle mit Schilderungen, Darmstadt o. J., nach S. 84; SLA, Graphik I. 32; Reproduktion SLA)
Werfen um 1900, im Hintergrund die Burg Hohenwerfen. Photochromiekarte von Purger u. Co, München; SLA, Fotosammlung A 4671; Reproduktion SLA)
Werfen konnte auch vom beginnenden Fremdenverkehr im ausgehenden 19. Jh. nur wenig profitieren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg setzte auch in diesem Ort ein nachhaltiger Aufschwung ein. Die restaurierten historischen Gebäude im Ortszentrum sowie moderne Wohn- und Feizeitanlagen sind ein sichtbares Zeichen für die positive Entwicklung der Gemeinde in den letzten Jahrzehnten.
Ortsbild
Werfen und die Festung Hohenwerfen um 1880. (Aquarell von C. P. C. Köhler; aus: Die Salzburger Alpen. Aquarelle mit Schilderungen, Darmstadt o. J., nach S. 84; SLA, Graphik I. 32; Reproduktion SLA)
Werfen liegt am linken Salzachufer zu Füßen der Burg Hohenwerfen, deren Anfänge bis ins Jahr 1077 zurückreichen. Diese Festung kontrollierte den Zugang in die inneralpinen Gebiete des Erzstifts. 1526 wurde sie in den Bauernkriegen kampflos übergeben und von den Aufständischen niedergebrannt. Zwischen 1565 und 1586 fanden umfangreiche Um- und Ausbauarbeiten statt, um den geänderten Ansprüchen der Kriegstechnik gerecht zu werden. Nachdem sie Anfang des 19. Jh. ihre militärische Funktion verloren hatte, kaufte 1898 Erzherzog Eugen v. Habsburg die Festung und rettete sie vor dem endgültigen Verfall. 1931 zerstörte ein Brand große Teile der historisch wertvollen Inneneinrichtung. 1938 ging Hohenwerfen in den Besitz des damaligen Reichsgaues Salzburg über. Von 1948 bis 1987 beherbergte die Festung eine Schule der Österreichischen Bundesgendarmerie.
Seit 1990 veranstaltet der Museumsverein Werfen in diesem historischen Wehrbau, in dem im gleichen Jahr auch eine Greifvogelstation eingerichtet wurde, laufend Ausstellungen. Ab 1992 fanden Renovierungsarbeiten und die Umgestaltung zu einer „Erlebnisburg“ statt, die seit 2006 auch über eine Schrägseilbahn erreicht werden kann.
Die Festung Hohenwerfen. © Tourismusverband Werfen
Der historische Ortskern von Werfen, ganz rechts der „Brennhof“, im dem sich heute das Gemeindeamt befindet. © Marktgemeinde Werfen
Der Ortskern von Werfen bietet das Bild eines planmäßig angelegten Straßenmarktes. Zu erwähnen sind hier der in der Mitte des 16. Jh. Errichtete „Brennhof“ (heute: Gemeindeamt) mit seinen spätgotischen Maßwerkfenstern und dem Hof mit Laubengängen sowie das auf den gleichen Zeitraum zurückgehende ehemalige Bezirksgericht. Die dem heiligen Apostel Jakobus d. A. geweihte einschiffige Pfarrkirche auf einer Hangstufe westlich der Hauptstraße wurde Mitte des 17. Jh. errichtet. Ihre durch Brände zerstörten Vorgängerbauten gehen bis ins späte 13. Jh. zurück. Ebenfalls erhöht liegt das ehemalige Kapuzinerkloster mit der aus der ersten Hälfte des 18. Jh. stammenden Kirche „Maria Hilf“. Abseits des historischen Zentrums prägen moderne Zweckbauten das Erscheinungsbild der Gemeinde.
Wirtschaft
Eisriesenwelt Werfen, Blick in die Posselthalle. © Eisriesenwelt GmbH
Dominierender Wirtschaftsbetrieb mit überregionaler Bedeutung ist das im Ortsteil Tenneck gelegene Eisenwerk. Ab den 1770er Jahren wurde dort aus Brauneisenerz mit der aus den umliegenden Wäldern stammenden Holzkohle Roheisen hergestellt und in einem Hammerwerk weiterverarbeitet. Heute erzeugt der Betrieb, der knapp 300 Mitarbeiter beschäftigt, hochwertige Walzen für die verschiedensten Einsatzgebiete in der Stahlindustrie.
Seit dem 16. Jh. kamen immer wieder Gäste zur Jagd nach Werfen, wobei hauptsächlich das im Blühnbachtal gelegene Schloss mit seinem ausgedehnten Jagdrevier Unterkunft für die prominenten Besucher bot. Grundsätzlich hat der Fremdenverkehr (2008: 38.299 Übernachtungen) keine entscheidende Funktion in diesem von Klein- und Mittelbetrieben aus dem Handel und Gewerbe bzw. Dienstleistungssektor geprägten Ort. Auch die Landwirtschaft spielt heute nur eine untergeordnete Rolle. Rund 150.000 Besucher kommen jährlich in die 1879 vom Salzburger Naturforscher Anton Posselt entdeckte „Eisriesenwelt“, um während der Sommermonate (Mai bis Oktober) den für Besucher zugänglichen Teil dieser größten Eishöhle der Welt zu besichtigen.
Wappen
Im geteilten Schild oben in Gold die wachsende vorwärtsgekehrte Gestalt eines Pilgers mit rotem Kleide, schwarzem Mantel und ebensolchem barettartigem Hut, in der Rechten einen Pilgerstab haltend, die Linke in die Seite gestützt, unten in Blau ein aufrechter rechtsgewendeter schwarzer Hund (Verleihung: 30.9.1930); die Interpretation ist umstritten, doch durfte das Wappen den Hl. Rochus mit seinem Hund darstellen.
Aktuell
Seehöhe 552m, Fläche 153,98 km², 3.059 Einwohner (2009), Politischer Bezirk St. Johann im Pongau, Gerichtsbezirk St. Johann im Pongau.
Autor/in: Dr. Oskar Dohle